Sicherheitstheater

by Volker Weber

Ich hoffe wirklich, dass dieser Quatsch bald wirklich aufhört:

Die Beschränkung, maximal 100 Milliliter Flüssigkeit pro Behälter mit an Bord zu nehmen zu dürfen, sowie die geplante Beschränkung der Handgepäckgröße seien nicht praktikabel, hieß es.

Laut ADV fallen täglich in Deutschland bis zu sieben Tonnen Flüssigkeiten an den Kontrollstellen an, pro Woche werde ein Warenwert von zwei Millionen Euro vernichtet - ohne dass daraus ein erkennbarer Zugewinn an Sicherheit entstehe.

Man kann heute nicht mal mehr eine Flasche Wasser mitnehmen und ist auf den "Service" an Bord, der einem nach einer Stunde Flugzeit 0.1 l Cola hinstellt, angewiesen. Innerhalb Deutschlands fliege ich ohnehin nur im Notfall, aber nach Irland ging es nicht anders. Da darf man aktuell seine Tube Zahnpasta im Plastiktütchen vorzeigen.

Die Amis überdrehen die Schraube derzeit ohnehin: nicht nur alle Fingerabdrücke soll man nun abliefern, sondern auch noch 48 Stunden vorher alle möglichen Fragen beantworten. Damit haben sich Transatlantik-Flüge für mich erstmal erledigt.

Comments

Zusätzliche Absurditäten am Flüssigkeitsverbot:

1.) Es ist bis heute sehr umstritten, ob der angebliche Plot "mehrere an sich harmlose Flüssigkeiten werden im Bordklo zu einer Bombe vermischt" überhaupt funktioniert.

http://www.interesting-people.org/archives/interesting-people/200608/msg00087.html

(Ich bin kein Chemiker und kann es nicht beurteilen.)

2.) Wer will, schafft es nach wie vor, eine reguläre Bombe an Bord zu schmuggeln:

http://www.schneier.com/blog/archives/2006/10/airport_screene_1.html

http://www.schneier.com/blog/archives/2006/03/airport_passeng.html

Das Flüssigkeitsverbot erreicht also exakt überhaupt nichts.

Hanno Zulla, 2007-06-11

Darf ich denn wenigstens mit einer vollen Blase (200-300 ml) durch die Kontrollen am Flughafen? Oder muss ich das auch in einen durchsichtigen Plast...

Cem Basman, 2007-06-11

Abflug von SFO im Dezember 2006, nach MUC mit LH:

Kontrolle: "That cigarette lighter is confiscated; you can't take that on board".
Ich: "What if I'd have matches? Could I take those along?".
Kontrolle: "You can take up to ten match books on board".
Ich: What is the difference between ten books of matches and a lighter"
Kontrolle: "Move on!"

War zwar nicht schlimm da ich an Bord eh nicht rauchen darf, die Regelung ist aber gelinde gesagt Schwachsinn.

Jan-Piet Mens, 2007-06-11

Man kann heute nicht mal mehr eine Flasche Wasser mitnehmen und ist auf den "Service" an Bord, der einem nach einer Stunde Flugzeit 0.1 l Cola hinstellt, angewiesen.

Oder man bezahlt die Nachfrage-getriebenen Preise an den Gaststätten / Verkaufsständen hinter dem Security Check, wo man literweise garantiert sprengstofffreie Cola kaufen kann. Ob's da auch Mentos gibt?

Oliver Regelmann, 2007-06-11

@Volker

die Sache mit der Flasche Wasser find ich auch nicht in Ordnung... aber nach all diesen Jahren rum fliegen muss ich sagen, dass diese Regelung auch einen positiven Aspekt hat: all die Helden, die immer mit pseudo Handgepäck die Gänge und vor allem die Staufächer unsicher gemacht haben mussten nun auf einmal ihr Gepäck schön artig aufgeben! Und das ist auch gut so!

Klar ist es ärgerlich, wenn man für ein verlängertes Wochenende mal schnell irgendwo hin fliegen will und daher keine Zeit an der Gepäckausgabe verlieren möchte. Aber IMHO ist das Ein- und Aussteigen erheblich "flüssiger" geworden seit dieser Neuregelung.

Gutes Nächtle
Claude

Claude Lehmann, 2007-06-11

@Claude: Das Problem ist nur, das man sich jetzt entscheiden muss, ob man die Kameraausrüstung oder das Notebook in die Obhut der freundlichen und grundehrlichen Bodenkräfte gib, denen leider ab und an ganz aus Versehen etwas verloren geht.

Seltsamerweise tauchen ja die Koffer mit dreckigen Unterhosen irgendwann immer wieder auf, nicht aber die Koffer mit der L-Class Linse ;)

Joerg Moellenkamp, 2007-06-12

Als ich Weihnachten nach Berlin geflogen bin, durfte aber eine -offentsichlich überforderte- Mutter mit ihrem Gör in den Flieger, dessen Ausdünstungen direkt nach dem Start frappierend an biologische Kriegsführung erinnerten. Und das müssen mehr als 100ml (oder 100g) gewesen sein. Auch die lautmalerischen Äußerungen waren Terror im reinsten Sinne.

Im Übrigen habe ich meinen Flammenwerfer anstandslos durchbekommen ;-)

Ralf Stellmacher, 2007-06-12

@Ralf et al.: Das finde ich das schlimmste daran, die Willkür. Mal geht dies und jenes durch und die Kontrolle ist mit einem mehr oder weniger tiefen Blick in die Augen getan, ein anderes Mal wird alles und jedes beanstandet und man muss die Schuhe, den Gürtel und was weiss ich nicht alles ausziehen, das Laptop am besten noch in alle Einzelteile zerlegen. Wenn dem guten Mann an der Kontrolle meine Nase nicht passt, kann ich mich auf etwas gefasst machen. Trage ich Anzug und Krawatte, dann kann ich gemütlich durchmarschieren.

Ragnar Schierholz, 2007-06-12

Joerg: Kauf Dir eine Starterpistole (so eine für den Rennsport/Leichtatlethik, Besitz ist soweit ich weiss überall legal). Dann deklarierst Du – als Sportphotograph, ist ja klar – die Waffe ganz normal als Waffe, bringst Deinen eigenen absperrbaren Container mit (z.B. Alu-Kiste mit Vorhängeschloss) und packst Deine Kameraausrüstung dazu. Glaub mir, Airlines verlieren Waffen echt ungern, in so ziemlich jedem Land dieser Welt ;-)

Gruss,
/k

Karsten W. Rohrbach, 2007-06-12

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