Der ultimative Kamera-Benchmark

by Volker Weber

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Es gibt nur einen ultimativen Benchmark für eine Smartphone-Kamera: wie sehen die Bilder aus, die sie schießt? Alles andere ist zweitrangig. Ich habe das mal sehr schön bei einem dieser Hands-On gesehen, die von allen Herstellern nach einer Produktpräsentation veranstaltet werden. Da stehen dann die Liveblogger mit ihrem Equipment, drehen das neue Objekt der Begierde etwas ungelenk in der Hand und wischen ziellos über den Screen. Um das zu produzieren, schleppen sie selbst meist ein Stativ, eine DSLR, und einen Laptop mit sich herum. Und während sie noch am Aufbauen sind, kommt ein Kollege vorbei, zieht sein iPhone aus der Tasche, nimmt das neue Handy in die andere Hand und schießt mit dem Daumen auf dem Auslöser in drei Sekunden mal eben 30 Bilder. Fertig.

Ja, Megapixel, Sensor, Blende, etc. pp. Aber die eigentliche Kamera ist heute Software. Und da gibt es unterschiedliche Philosophien. Die mit dem Lumia 1020 gelieferte Software etwa bietet alles an, was überhaupt anpassbar ist. Weißabgleich, Fokus, ISO, Belichtungszeit und Belichtungskorrektur. Nur die Blende fehlt. Warum? Weil die Hardware nur eine Offenblende kennt. Selbst ein iPhone beherrscht ohne weiteres die Trennung von Fokus und Belichtung. Einfach irgendwo hin tippen, um den Fokuspunkt zu setzen und dann mit dem Finger (woanders) auf und abstreichen, um die Belichtung zu korrigieren. Wenn man sowas mit zwei "Kästchen" sehen will, dann nimmt man auf Android Camera Awesome und beim iPhone Camera Plus. Mit zwei Fingern auf den Bildschirm tippen und schon hat man die beiden Kästchen für Fokus und Belichtung.

So richtig spannend wird das Thema Software durch Mehrfachbelichtung. Die Lumias können das seit gut drei Jahren. Bis zu 10 Bilder erlauben die spätere Anpassung des Fokus, die Mischung von Blitz und natürlichem Licht, Dynamikerweiterung (HDR), Bewegungsunschärfe, Mehrfachbelichtung. Selbst das Entfernen von Touris, die durch das Bild latschen, ist damit möglich.

Alles möglich. Am Ende aber zählt nur eins: was macht die Software, wenn man "draufhält und abdrückt". Und ich schäme mich nicht zu sagen, dass diese Bilder meistens besser sind als alles, was ich mit Drehen an Knöpfen und Schieben von Reglern hinbekomme. Ein iPhone macht übrigens immer Mehrfachbelichtungen, ohne das zu sagen. Und rechnet daraus dann einfach ein einziges Bild.

Dieses Bild kann man nur in voller Größe würdigen. Es ist vier Jahre alt und ich hatte ein Nokia 808 in der Tasche. Der Vogel hat mir etwa eine Sekunde gegeben, dieses Bild zu schießen.

Die Unterschiede sind kleiner geworden. Lumia, iPhone, Galaxy, ja selbst BlackBerry schießen heute phantastische Bilder. Die Unterschiede zwischen den Generationen werden immer kleiner. Ich habe mir genügend "Leica-Bilder" von Huawei angeschaut, um feststellen zu können: alles Humbug.

Was wirklich hilft: achtet auf das Licht. Und lernt, wie die Belichtungskorrektur funktioniert. Beim iPhone: Bild da antippen, wo es scharf sein soll, und dann daneben mit dem Finger auf- oder abwischen. Aber das sagte ich ja schon. :-)

Comments

Das ist ein sehr cooler Fasan :-)

Ole Saalmann, 2016-05-02

Das Tier hätte ich jetzt spontan als Pfau bezeichnet... 🤓

Aber egal: das Bild ist cool und die Meinung teile ich voll und ganz. Wichtig ist das Ergebnis.

Und vielen Dank noch für die Tipps zu Fokus und Belichtung beim iPhone, als Handbuch-averser Anwender hatte ich das noch nicht in meinem Hirn abgespeichert.

Kurt Glasner, 2016-05-02

Peinlich: ich weiß nun, wie die Belichtungskorrektur auf meinem iPhone funktioniert!

Ingo Seifert, 2016-05-02

ACK. Früher waren die physikalischen Qualitäten weit gestreut und hatten eine große Bedeutung. Mittlerweile sind viele Assemblies 'gut genug'. Sony scheint sich hier einen guten Stand erarbeitet zu haben und liefert wohl für sehr viele Top-Module die Sensoren.
Mittlerweile ist wichtiger, das Motiv überhaupt zu erwischen. Dabei hilft z.B. ein schneller und akkurater Autofokus. Kontrastautofokus -> PDAF oder Entfernungsmessungen wie 'Laserfokus'.
Und ich meine, das Schwierigste dürften die Algos sein, welche daraus dann ein Bild zaubern.

PS: Wie nennt man es, wenn ein Fasan im Körper eines Pfau gefangen ist? ;^)

Hubert Stettner, 2016-05-02

Wie cool. Schon wieder was gelernt. Wenn es noch was vernünftiges zu lernen, dann meist nur noch hier...

Jens Nullmeyer, 2016-05-02

Männer, ich nenne das jetzt einfach "Vogel". Das stimmt. :-)

Volker Weber, 2016-05-02

@Ingo dito ;-)

Tobias Berns, 2016-05-02

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