Stoppt die Musikpiraten

by Volker Weber

Wie man der heutigen Presse entnehmen kann, will die Musikindustrie also auch bei uns beginnen, Nutzer von Tauschbörsen zu verklagen.

Dabei ist mir ganz spontan eingefallen, dass ich eigentlich gar keine neue Musik brauche. Ich habe reichlich davon. Hunderte von CDs, Tausende von Titeln. Das reicht die nächsten Jahre. Darum werde ich:

1. Keine Medien (CDs, DVDs) kaufen.
2. Keine geschenkten Medien annehmen (oder ...)
3. Alle retournierbaren Bestände dem Handel zurückgeben.
4. Vertriebsaktivitäten wie Sonderangebote ignorieren.
5. Promotions in Fernsehsendungen, Werbung etc. ignorieren.

Und natürlich ganz wichtig: Keine Tauschbörsen benutzen. Man könnte am Ende gar Lust auf neue Musik bekommen.

Nicht zuletzt werde ich versuchen, drei Freunde davon zu überzeugen, sich erstens genauso zu verhalten und zweitens ihrerseits auch wieder drei Freunde zu überzeugen. Mal gespannt, wann jemand merkt, dass zu einem Geschäft zwei Parteien gehören.

Comments

Genau. Das einzige mit dem man etwas erreichen kann, ist die Konsumverweigerung. Genauso verhält es sich mit Software. Wenn ich kein Recht auf Privatkopien habe, sorry, dann eben Freeware.

Gruß

Tobias

Tobias Müller, 2004-03-30

Wie mit jedem anderen dogmatischen, kategorischen Grundsatz bin ich der Meinung, dass ich im Einzelfall entscheiden kann, was ich konsumieren will und was nicht.
Von kleinen, lokalen oder regionalen Bands werde ich weiterhin die Medien kaufen. Wenn die Band aus der Nähe um sich ihre Sporen zu verdienen, ohne Gage bei Eintritt-frei-Veranstaltungen spielt und ich da "für lau" auf meine Kosten komme, dann kauf' ich mir durchaus auch das Album, wenn's mir so gefällt.
Nicht, dass ich mir davon nicht auch meine Kopien für den Privatgebrauch mache, mein Autoradio bekommt bestimmt seine eigene Ausgabe.
Auch weiss ich, dass die Band von dem Preis des Albums nix sehen wird, die ersten Verträge sind (so vermute ich) pauschal und nicht erfolgsabhängig. Aber wenn's keiner kauft, wird's letztenendes doch auf dem Rücken der Musiker ausgetragen, seien wir mal realistisch.
Ideal wär's natürlich, wenn die Musiker ihre Songs selbst vertreiben könnten und die Kunden sich dann die Scheiben selbst brennen können, aber davon sind wir wohl noch weit entfernt.

Just my thoughts,

Ragnar Schierholz, 2004-03-30

Interessant ist auch, dass die Preise für Musik-CDs in den letzten 3-6 Monaten deutlich angezogen haben. Innerstädtisch bekäme ich hier (Münster/Westf.) so gut wie nichts mehr unter dem durchschnittlichen Preis von EUR 17,99 für Neuerscheinungen.

Amazon bietet auch so gut wie keine Neuheiten mehr unter 13,99 an - die Promoaktionen, bei denen ich mich in letzter Zeit durchaus mal zu dem ein oder anderen Kauf habe hinreissen lassen, sind seit der fröhlichen Weihnachtszeit so gut wie auf Null zurückgefahren worden (ausgenommen die Verramschung alter Titel).

Nun, da sich die Industrie die juristische Grundlage erkauftstritten hat, kann man sich an's Melken der Kuh machen... aber wie lange geht das wohl noch gut? Konjunktur und Nachfrage runter, Preise rauf - yep, so wird's gemacht, habe ich es damals auch so gelernt :-)

Marc, 2004-03-30

habe schon seit 15 Jahren keine Cds mehr gekauft. Weill all jene Musik (Techno), die ich höre auf Tapes vom DJ erhalte. All jene andere gute Musik, eh im Alter von 15 jahren geholt habe.
Seitdem wird meist nur noch abgekupfert. Heutige Soul-Musik ist eh nur altes Zeug neu gesampelt.

Thorsten Ebers, 2004-03-30

Ich will auch einen Sündenbock um mein eigenes Versagen zu rechtfertigen... hummm ist vielleicht eine neue Marktlücke... Sticky für später: Investigate business opportunity with punching bags ...

Claude, 2004-03-30

Ganz so drastisch wie Volker wuerde ich das nicht sehen, eher ein Ragnar/Volker mix: Musik kaufen nur dann, wenn der Erloes nicht zur Finanzierung von Klagen gegen Musikhoerer dient. Und drei Freunde ueberzeuge halte ich auch fuer ne gute Idee (wenngleich ich Schneeball Marketing sonst nicht so mag ). Wer zu duenn ausgestattet ist mit Musik, ich haette eine CD mit authentischem Pali Chanting (Pali ist die Sprache die Lord Buddhah sprach) und die Chanter sind seht gluecklich je mehr Leute die Musik haben.
;-) stw

Stephan H. Wissel, 2004-03-30

Habe mir gerade eins von den "legalen" Angeboten angeschaut: Popfile.de.

Bin echt begeistert.

Gute Musik, gute Auswahl und vor allem "gute" Preise für jung (Nelly Furtado-Powerless: 1,49€) und alt (Suzanne Vega-99.9F°)...

Drei Gedanken dazu:
a) lassen die die Musik-Stücke manuell in Paris oder Oxford von Polytechniciens oder Ox-Mens ribben ??!!
b) ich bin überzeugt, dass ich das vollständige Album von der guten Suzanne für maxi 7€ ergattern kann und habe dann auch was nettes in der Hand.
c) wissen die Künstler davon...

Claude, 2004-03-30

Richtig Volker, genau so werde ich auch reagieren. Und außerdem ist der heutige Kommerzmüll es überhaupt nicht wert, gekauft zu werden.

Man nehme als Beispiel doch nur mal den Superstar-Wahn. Nein, danke.

Vale, 2004-03-30

Na, Vale, da wird aber ein wenig stark über einen Kamm geschoren, oder? Es gibt auch heute noch einige gute Künstler, die wirklich solide und (me.E.) sehr gute Musik machen. Ich denke da aus dem Stehgreif an Posh und Lunik, zwei sehr gute Schweizer Bands, aber auch bekanntere Interpreten wie Die Ärzte oder Die Toten Hosen kann man wohl kaum als "Kommerzmüll" bezeichnen. Dass die beiden erstgenannten nicht gerade den gebührenden Anteil in den Charts ausmachen, zugegeben.
Aber im Fernsehprogramm läuft auch inzwischen (wiederum m.E.) mehrheitlich gstgr Dnnschss (der PC wegen hier keine Vokale). Deswegen lass ich aber a) nicht das Fernsehen per se sein und b) vergleiche ich nicht bspw. die Tagesschau mit bspw. dem Big-Brother-Haus...

Mal wieder ein gutes Beispiel dafür, dass man eine Aussage nicht mit einem Beispiel beweisen kann, wohl aber mit einem Gegenbeispiel widerlegen.

So long (auch ohne Fisch),

Ragnar Schierholz, 2004-03-30

Ok, ich korrigiere:
Man kann eine Aussage der Art "für alle x gilt y" nicht mit einem Beispiel beweisen, wohl aber mit einem Gegenbeispiel widerlegen.

Ragnar Schierholz, 2004-03-30

Einspruch Euer Ehren, aber das geht ein wenig am Thema vorbei. Totalverweigerung schafft auch nicht mehr Geld für die richtig Guten unter den Künstlern. Ich stimme zu, dass das momentan "frei" (für alle) zugängliche Musikangebot jenseits von Gut und Böse ist, DSDS lässt grüßen, und damit lässt sich halt nur sehr kurz Geld verdienen. Ich war früher auch in der Musikbranche tätig und hab des öfteren erlebt, dass die Plattenfirmen die grösste Grüznummer der CD als Titel und dann auch noch als Single ausgekoppelt haben. Aber...

...es gibt aber auch eine ganz andere Seite. Nämlich eine unfassbar geile Welt an Musik, die selbst mich nach wie vor zum Staunen bringt. Und solche CDs schaffen es dann locker auf 200 Durchläufe in meinem Auto. Leider gibt es sowas aber nicht mal bei den ganzen Anbietern Online - popfile.de lässt grüßen - sondern nur im Beizettel, den man beim Download ja gar nicht hat. Sucht doch mal bei popfile.de nach "Robbie Robertson", da kommt was Interessantes raus. Und wenn man dann noch auf dem Beipackzettel der folgenden CD schaut, wer das gemixt hat - ´ne Matrix daraus und man bekommt ´nen ganz netten Querschnitt.

So nun gut, Leute kauft CDs, aber die richtigen ( man beachte die Reviews der empfohlenen Scheibe ):

http://www.amazon.com/exec/obidos/ASIN/B000000OQL/103-8395059-5429441

Und noch was, geht zu den Konzerten in den Clubs bei Euch, da steppt der Bär, aber ohne Publikum. Danke

Huptus, 2004-03-30

Ragnar:

Das stimmt allerdings auch. Mit dem Argument, dass es trotzdem noch genügend gute Artisten gibt, hast du vollkommen Recht.
Ich denke, ich habe gestern aufgrund der Aufregung ein wenig überreagiert.
Normalerweise sehe ich das ganze auch nicht so drastisch, immerhin muss man ja nicht immer von deutschen "Nachwuchskünstlern" ausgehen.

Vale, 2004-03-31

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