Immer schon flach halten, den Ball

by Volker Weber

Am Wochenende ist wohl mal jemandem kurz das Gehirn entgleist. An die täglichen Angebote zur Verbesserung von Körperteilen, Kreditlinien etc. hat man sich ja schon gewöhnt.

Diese Probleme sind vermeidbar. Auch unter Windows. Hier steht, wie das geht.

Wie sehen denn die Alternativen aus? Mac OS, Linux? Ich glaube, das geht am Kern des Problems vorbei. Ich habe es schon einmal an anderer Stelle geschrieben: Komplizierte Technik in der Hand überforderter Menschen. Jaja, früher war alles besser. Als wir noch die config.sys auswendig wussten und immer genau ein Programm lief. Aber damals haben wir noch die Grafiken in den Text geklebt und jedes Programm hatte eigene Druckertreiber.

Wenn es nach den diversen Heilsbringern geht, heisst die Lösung: Freiheit aufgeben. In verschiedensten Spielarten. Managed Code, Portale etc. Auf Euren Handys könnt Ihr sehen, wie so was aussieht. Vodafone und T-Mobil managen das Handy.

Die Industrie träumt von braven Konsumenten, die man melken kann. Warum haben alle bezahlbaren DSL-Angebote eine asymmetrische Struktur mit achtfach schnellerem Downstream als Upstream? Warum dienen die T* derzeit 2 und 3 MBit an und verschlechtern das Verhältnis sogar noch? Technische Gründe hat das nicht. Wenn ich auf einmal 2 MBit haben kann, warum dann nicht ein MBit zu mir und ein MBit von mir weg? Weil ich bitteschön konsumieren und nicht produzieren soll. Ich soll Leistungen nachfragen und nicht anbieten. Dabei fliessen in der Summe weit mehr Daten von mir weg als zu mir hin.

Microsoft kann man sicher einiges vorwerfen. Aber wenn irgendein Unternehmen dieser Branche einen Beitrag geleistet hat, aus Konsumenten auch Produzenten zu machen, dann war es Microsoft. Und Apple steht dem kaum nach. Was die "Kundenbindung" angeht, tun sich Apple und Microsoft nicht viel. Die einen hätten gerne WMA, die anderen gerne AAC. Die einen WMV, die andern MOV. Beide meiden gerne Standards.

Jetzt suche bitte keiner sein Heil bei den Leuten, die gerade am lautesten auf Standards pochen. :-)

Comments

Ich kann Tim's Post gut nachvollziehen. Ich bin hier auch gut damit beschäftigt der braunen Flut Herr zu werden, die kommt nämlich hier in einem Maße an, das man eben nicht von "Verbesserung von Körperteilen, Kreditlinien, etc." gewöhnt ist. Das potentiell in meinem Namen Straftaten nach § 130 StGB (zusätzlich zu den Üblichen) begangen werden, bessert meine Laune auch nicht unbedingt.

Über Betriebssyteme und zugehörige Firmen will ich mich nicht streiten, das bringt nichts. Es wäre aber echt an der Zeit, daß etwas mehr Verantwortungsbewusstsein um sich greift in Sachen Internet.

Prinzipiell hast Du schon SEHR Recht.

Aber es wäre ja schon mal ein Anfang, wenn die ganzen Windows-Konsumenten ihren 3-Mbit-Downstream verwenden würden, um regelmäßig Patches über Windows Update abzuholen. Dann wäre uns der Fascho-Spam von gestern (davon war ich indirekt leider selbst betroffen, indem mein Absender dafür gefälscht wurde) vermutlich erspart geblieben.

Thomas, 2004-06-11

Damit hatter nun aber recht - auch wenn es ein bisschen "ordinär" ausgedrückt ist...

"Aber diesen Penner Gates und seine Schwachmatentruppe .....auch nur eine weitere Sekunde zu unterstützen: das ist ist unmoralisch und unerträglich. Also: Mac kaufen, glücklich werden, .... Was wollt ihr mehr?"

ingo harpel, 2004-06-11

map hat recht, thomas dir kann ich nicht zustimmen....ich bin immer aktuell was patches angeht, hat mich vor der braunen flut auch nicht bewahrt....hier muss es andere mittel & wege geben solchen "straftaten" herr zu werden...MS zu verteufeln kanns aber ganz sicher auch nicht sein....

alex, 2004-06-11

Es wäre aber echt an der Zeit, daß etwas mehr Verantwortungsbewusstsein um sich greift in Sachen Internet.

Richtig. Und das geht auch mit Windows.

Alex, Du bist Opfer, weil es genügend Leute gibt, die ihre Rechner nicht sichern und deshalb zu (missbrauchten) Absendern werden. Die Absenderadresse hat damit noch nicht mal zu tun, wie Thomas richtig schreibt. Auch meine c't-Adresse wurde dazu missbraucht. Also: Absender-Mailadresse ist gefälscht, der absendende Rechner ist infiziert. Und diesen Infektionsherd kann man stopfen.

Microsoft zeigt übrigens, dass sie noch den Umsatz wichtiger nehmen als die Sicherheit. Auf einem geklauten Windows XP wird sich das nächste Service Pack nicht installieren lassen. Und damit bleibst Du weiterhin ein Opfer, auch wenn Du selber alles brav aktualisiert.

Volker Weber, 2004-06-11

(ausnahmsweise mal mit echter Mailaddi)
Mein Eintrag dazu war auch recht unreflektiert, aber hier scheint daraus eine gute Diskussion zu werden.
Der User ist das Problem und nicht wirklich die Software. Das belege ich mit folgenden Daten:
Windows-User seit 96
Anzahl angekommener Viren unter 10
Anzahl angekommener Spam gleiche Größenordnung (ich hoffe, das hinterlassen meiner Addi hier verschlechtert das nicht)
Anzahl durchgeschlagener Viren 0
Anzahl der Ausnutzungen meiner Systeme 1 (das stimmt nicht ganz, denn das zu administrierende System steht zwar in meiner Firma, wurde zu dem Zeitpunkt aber nicht von mir administriert)
Im Laufe der Jahre administrierte Systeme dreistellig.

Ich plädiere übrigens seit Ewigkeiten für einen PC_Führerschein, der Zwangsweise durchgesetzt wird, wodurch die Systemwahl praktisch völlig uninteresant würde.

Die Argumentation des ansonsten doch recht angesehenen Herrn Pritlove war in meine Augen absolut unterste Schublade und haltlos obendrein. Ich möchte gar nicht wieder eine Diskussion über Marktanteile und deren Auswirkungen, aber ich hoffe, dass sich die Marktanteile verschieben.

Opfer dieser Spamattacke bin ich ebenfalls und hoffe diesbezüglich man findet den urheber und...

Dave-Kay, 2004-06-11

Ein PC-Führerschein würde mehr Probleme schaffen, als er "theoretisch" lösen könnte. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto unsinniger und undurchführbarer erscheint mir diese Idee, sorry für die offenen Worte.

Moritz Schroeder, 2004-06-11

Ich sehe das genauso. Man kann Microsoft wirklich viel vorwerfen (Geldmaschinerie, viele und vor allen unnötige Sicherheitslücken) aber man muß auch mal anerkennen daß Sie mit (hier gebürt ja Apple viel Ruhm und Ehre) dazu beigetrugen, daß Computer heute auch von Laien bedient werden können. Man braucht auch keinen Computerführerschein, sondern vielmehr einen Internetführerschein. Denn erst mit der Massenverbreitung von Internetzugängen kamen die wahren, uns alle bedrohenden Probleme zum Vorschein.

Zuletzt möchte ich nochmal an alle appellieren, die immer wieder den "mit Linux wäre das nicht passiert" Prügel auspacken: Viren und Trojaner bedrohen uns alle, und wenn morgen 90% aller Maschinen auf Linux laufen würden, dann würden fast ebenso viele Viren herumgeistern wie es heute für Windows tun. Oder vielleicht einige weniger, dafür aber um so boshaftere.

Ich bin über diese Nazischweinerei wirklich sehr erbost, aber mich regen dann Kommentare im Heise Forum wie "selber Schuld ihr Windows Idioten" fast schon mehr auf, steckt doch manchmal die gleiche Schadenfreude und Destruktivität dahinter die ich an Rechtsradikalen so hasse.

Roland, 2004-06-11

@vowe:
Microsoft zeigt übrigens, dass sie noch den Umsatz wichtiger nehmen als die Sicherheit. Auf einem geklauten Windows XP wird sich das nächste Service Pack nicht installieren lassen.

Das widerspricht irgendwie dem hier. Gibt's da was neues inzwischen?

Oliver Regelmann, 2004-06-11

Ich traue derzeit dem hier mehr als dem durchaus geschätztem Kollegen hps.

Volker Weber, 2004-06-11

Ja, Internetführerschein, von der Sache her war das auch so gemeint. Mich interessiert nicht, ob sich jemand mit Viren auf Datenträgern seinen Rechner vernichtet, bestimmt nicht.
Problem ist aber, wie reglementieren/überprüfen, wenn nicht beim Kauf?
Ich finde die Idee nach wie vor zwingend erforderlich, denn so sehr M$ sich auch anstrengt sie bekommen die User nicht aufgeklärt und Weblogs, oder andere Informationsquellen liest bei weitem nicht jeder der sich im Internet tummelt.
auf http://sogates.antville.org habe ich ein Gemeinschaftsblog gestartet, das ein bisschen für Info etc. sorgen soll. Problem ist natürlich auch hier wieder, wer liest das? Auch die Zielgruppe? Eher nicht..
Sasser war ein feines Beispiel dafür, wie wieder mal auf M$ geschossen wurde, obwohl ich dort nicht den großen Teil der Schuld sah. Wenn Admins(!) von nicht wirklich kleinen Firmen sich vor diesem Ding nicht schützen konnten (haha), wie soll das der kleine User tun? Dabei war es lächerlich einfach, diesem Ding nicht ausgeliefert zu sein. UND! M$ hatte richtig Druck gemacht bei der Verteilung der Infos zum Sicherheitsloch und dessen Behebung. Nie zuvor war ich so massiv "belästigt" worden mit den Infos dazu.

@Oliver SP2?
Übrigens eine krasse Fehlentscheidung von M$, die es gilt anzuprangern.

Dave-Kay, 2004-06-11

Die Problematik ist doch nicht "wie reglementieren", sondern ob überhaupt. Welche Organisation oder Institution würde prüfen und den Führerschein vergeben (und nimmt ihn vielleicht wieder entziehen)? Wie würde diese Organisation zusammengesetzt, wem ist sie Rechenschaft schuldig? Welche Prüfkriterien? National kann es nicht gelöst werden, soll also eine UNO Blauhelmcybercoptruppe entstehen, oder vielleicht eine ICANN/IANA/W3C Force? Nein Danke, das schmeckt zu sehr nach Willkür und Zensur.

Das schöne am Internet ist doch, das es zum großen Teil selbstregulierend läuft. Wenn es zuviel wird, ergreifen die einzelnen Teilnehmer zu maßnahmen, zB Reverse Lookup, Spam Blacklists usw.

Moritz Schroeder, 2004-06-11

Niemand redet von wieder weg nehmen!
Das wäre sonst wieder Bürokratie pur und außerdem unnötig.
Es geht gear nicht darum, ein Regelwerk zu schaffen, das die Benutzung des Internets regelt. Es geht darum, User zu sensibilisieren, bevor sie auf das Internet losgelassen werden. Nicht das Fehlverhalten trotz Kentniss der Lage ist das Problem, die Unwissenheit ist es.
Also sollte der User aufgeklärt sein, bevor er diese Technik nutzt. Er sollte Grundbegriffe der Netzwerktechnologie beherrschen und über Firewalls und Viren informiert sein.
Der Schein sollte ihm nicht als Übel verkauft werden, sondern als ein Vorteil für sich und seinen Rechner.

Dave-Kay, 2004-06-12

@roland: wer warf den ersten Stein ?
Und: es wäre mit Linux nicht passiert. Schauen Sie sich die Struktur von Linux an, und bemerken Sie den modularen, systemunabhängigen, Aufbau auf der Applikationsseite.

ingo harpel, 2004-06-14

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