heise online: IBM sucht Hilfe beim Lotus-Marketing
by Volker Weber
"Lotus kann kein Marketing", so die einhellige Meinung einer verschworenen Gemeinschaft von Lotus-Anwendern und -Partnern, und das bereits seit Jahren. IBM schickt sich nun an, das zu ändern, und baut dabei auf die Hilfe der Kritiker.
Comments
Eine Menge Regeln die abgenickt werden muessen, bevor es losgeht...
Ob nun Lotus kein Marketing kann, oder ob IBM es vergeigt hat, das ist zumindest mal noch zu klären. Fakt ist doch, dass Lotus mit der SmartSuite eigentlich gar nicht mal so unerfolgreich war. Und warum ist denn Notes/Domino _der_ Kokurrent zu Outlook/Exchange? Warum ist es nicht Groupwise? Irgendwas muss Lotus seinerzeit ja richtig gemacht haben.
Das Problem ist IMO eher, dass IBM mindestens so arrogant und großkotzig ist, wie Microsoft. Während Microsoft aber in aller Munde (oder vielmehr: auf allen Rechnern) ist, hält es IBM schlicht nicht für notwendig den Endkunden anzusprechen. IBM denkt scheints nach wie vor, dass weltweit nur Bedarf für 5 Großrechner besteht. Und ausschließlich diese (potentiellen) Großkunden werden auch angesprochen. Wir erinnerns uns: die "IBM-kompatiblen Computer", sprich: XT-Nachfolger, waren eigentlich nur aus der Not heraus geboren worden, weil man ja irgendwie vom Büroarbeitsplatz aus auf die Großrechner drauf kommen musste. Das hatte nie etwas damit zu tun, dass man den damals sich bereits abzeichnenden Trend erkannt, geschweige denn verstanden hätte.
Das schon beinahe totzitierte Beispiel OS/2 lass ich jetzt einfach mal unter den Tisch fallen.
Obwohl seit Jahren immer das (nicht vorhandene) Marketing von Lotus Notes kritisiert wird, glaube ich persönlich dass dies gar nicht das Hauptproblem ist. Das beste Marketing ist ein Produkt das von seinen Benutzern geliebt (oder zumindest gemocht) wird. Das war über viele Versionen hinweg (5-7) bei weitem nicht so. Mit Version 8 schien man es bei IBM endlich verstanden zu haben und begann nun endlich das UI und die Bedienung an erste Stelle zu setzen. Leider wurde dies wie schon so oft nicht komplett durchgezogen und es sind viele Teile immer noch unberührt (desktop, replicator page, search bar, templates, ...). Seither sind aber wieder schon zwei Jahre vergangen und anstatt diese "basics" schnell zu bereinigen tut sich wieder nix. :-(
Aber was weiss ich. Vieleicht tut ein bisschen Marketing ja Wunder ;-)
Um ehrlich zu sein: ich kann dieses Gejammer um die angeblich so schlimme Usability von Notes nicht mehr hören! Was ist denn bitte so schlimm daran? Dass es nicht aussieht wie Outlook? Na und? MS Office sieht auch anders aus als OpenOffice oder die SmartSuite. Hat sich bisher irgendwer darüber aufgeregt, dass OpenOffice ein anderes Bedienkonzept hat als MS Office? Hat sich bisher irgendjemand darüber aufgeregt, dass Mac OS anders aussieht als Windows? Es ist nunmal immer so, dass wenn man Programm A kennt man erst einmal sich auf Programm B einschießen muss. Was die vielgescholtenen Ribbons im neuen MS Office angeht: nun ja, zunächst einmal wird lamentiert, aber die Lemminge rennen doch dem neuesten Trend nach. Und irgendwann wird auch OpenOffice so aussehen. Hatten wir das nicht erst kürzlich hier? Ich meine mich an so etwas zu erinnern.
Was die angeblich verbesserte Usability von Notes 8 (ich interpretiere, du meinst 8.5) angeht: ich finde dieses Eclipse-Geraffel drumrum einfach nur ätzend. Mit den Versionen 4-7 bin ich sehr gut zurecht gekommen. Ebenfalls mit dem 8.0er Code Branch. Und würde der Designer beim 8.5er im Basic-Modus funktionieren, würde ich das auch zurückdrehen. Der Usability hat das IMO überhaupt nicht gut getan, vom Ressourcenverbrauch mal gar nicht erst zu reden. IMO hat IBM mit dem Eclipse-Gelump einen Schritt in die falsche Richtung getan. Aber sei es drum, meckern hilft nicht. Muss man mit leben oder die Firma wechseln.
Fakt aber ist nunmal, dass Notes eben nicht Outlook oder ein T-Bird ist. Sieht anders aus und bedient sich anders. Aber eben nicht besser oder schlechter. Nur anders.
