Auswärtiges Amt kehrt zu Microsoft zurück

by Volker Weber

Der Vorgang sollte wohl in aller Stille vor sich gehen. Doch jetzt steht er im Scheinwerferlicht, dank einer Anfrage der SPD-Bundestagsfraktion: Das Auswärtige Amt (AA), einst ein "Leuchtturm-Projekt" für den Einsatz von Freier Software in den Bundesministerien, wird wieder zu proprietärer Software zurückkehren. Der Linux-Verband (LIVE) und die Free Software Foundation Europe (FSFE) bedauern diese Entwicklung.

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Comments

Mein Highlight ist ja:

"... hatten infizierte Microsoft-Office-Dokumente versucht, sich aus dem AA nach China zu verschicken. Bei wie vielen Dokumenten das gelang, ist bis heute nicht bekannt. "

Und sie stellen trotzdem wieder auf Windows um? Aaaaah ja....

Hans Kurent, 2011-02-03

Menschen, die offenen Strukturen misstrauen und an planbaren und steuerbaren Systemen glauben, bleiben lieber bei etwas schlechtem und fehlerhaften, denn dort weiss man ja zumindest, dass es es Menschen gibt, die versuchen diese Welten zu kontrollieren und zu regeln. Diplomaten sind konservativ, sie vermitteln, schlichten und verwalten. Da scheint auch unserem Aussenminister mehr zu behagen als die Grundthesen und Programme seiner Partei.

Warum hält selbst der Iran trotz Stuxnet an seiner Windows und Siemens Welt fest? Lieber die Tools des ärgsten Feindes, als Systeme, die offen sind. Regimegegner sind gefährlicher als die NSA.

Mit Bill Gates kann man ausserdem Essen gehen oder auf Veranstaltungen smalltalken, mit solchen Führungspersönlichkeiten kann man Deals machen. Und der ist doch ein guter Mensch, schliesslich zahlt seine Stiftung schon jetzt mehr Entwicklungshilfe als viele Industrieländer. Regierungen sind doch alle verschuldet und da geben wir doch lieber unser Geld für Handfestes aus. Bei offener Software gibts dagegen so merkwürdige Menschen, Prinzipienreiter die sich auch gerne zanken und widersprechen, viele Träumer aber keine Entscheider.

Unsere Diplomaten dürfen sicher erst ein iPad haben, wenn im Kanzleramt schon jeder damit rumläuft. Aber auf keinen Fall Android, das ist doch Google. Um einen iPad zu bekommen gibts dann 5-seitige Papierformulare oder den fortschrittlichen Intranetantrag für nachweisbar dringliche Fälle - dafür braucht der AA-Mensch allerdings den Internet Explorer. Weswegen dass Amt ja auch schon vorsorglich wieder Windows einführt.

Moritz Schroeder, 2011-02-03

Bin ich der Einzige, den solche ideologisch gefärbten Meldungen und die Kommentare dazu langweilen, egal von wem sie kommen? Diese lahmen, technisch und wirtschaftlich überholten Stereotype von in freier und gleicher Assoziation Aller entwickelter Open Source-Software und von profitgesteuerten Menschenessern verkaufter kommerzieller Software, die zwangsläufig und immer technologisch schlecht (wenn auch vielleicht, soviel könnte man vielleicht zugeben, mit funktionierender Zwischenablage, einheitlichem UI, Druckertreibern usw.) und unsicher sein muss, wohingegen Open Source offenbar durch die Bank durch technische Exzellenz, Benutzerfreundlichkeit, Sicherheit und an den Bedürfnissen der Anwender ausgerichtetem Leistungsumfang glänze... möglicherweise gibt es neben der Lizenzierungsform noch andere Kriterien für Softwarequalität, die entscheidungsrelevant sein können...

Jan Tietze, 2011-02-04

@ Jan Tietze - Mit mir sind wir schon zwei.

Juergen Heinrich, 2011-02-04

Ideologisch getriebene Aussagen gibt es auf beiden Seiten. Das bleibt wohl nicht aus wenn Lobbyverbände ordentlich Krach machen. Ich bin aber immer skeptisch wenn man ideologisch getriebende IT Projekte durchführt. Eine schlechte IT Infrastruktur basierend auf proprietärer Software durch eine Schlechte mit quelloffener Software zu ersetzen löst oft keine Probleme sondern führt nur zu Frustsituationen beim Anwender.
Schade ist natürlich dass in solchen Projekten immer Steuergelder verbraten werden.

Henning Heinz, 2011-02-04

@jan Natürlich gibt es Argumente für proprietäre Lizensierung, genauso wie für das eine oder das andere Produkt. Fanatismus ist blind, vereinfachende Verteufelung ist dumm.
Die Begründungen für Investitionen gerade für Microsoft Produkte sind jedoch seit geraumer Zeit seltenst rational oder wirtschaftlich, da sie eine Abhängigkeit, enorme Folgekosten und künstliche Sachzwänge erzeugen. Diese sind gerade im Kontext der Aufgaben, Pflichten und Diensten des Staates relevant. Die Diskussion darüber wird gern mit kurzen Phrasen abgewürgt.
Gerade weil diese OS basierten Anwendungswelten schon jetzt veralten, sind solche Entscheidungen umso unverständlicher.
Übrigens, gerade was Treiber, Installationsroutinen und Kompabilität mit älterer HW angeht ist Open Source längst besser als Windows. Ubuntu braucht zur lauffähigen Installation ca 20-30 min. Aber das ist kalter Kaffee, Installationsaufwände sind das kleinste Problem bei solchen Entscheidungen.

Moritz Schroeder, 2011-02-04

Waren das nicht diejenigen, die damals vor allem aus finanziellen Gründen (100 vs 17 Mill EUR?) auf FOSS umgestiegen sind?

Fände ich jetzt auch eher bedauernswert. Und viel zu unsicher.

Juergen Eichholz, 2011-02-08

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