Elise, öffne Dich

by Volker Weber

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Ein Roadster aus der englischen Lotus-Automanufaktur, der Elise heißt und in der Traditionslinie des englischen Formel-1-Konstrukteurs Colin Bruce Chapman steht, sollte schon aus Respekt vor dem alten Namen gefahren werden. Er ist ja aus den Taufregistern genauso wie der spanische Vorname Mercedes verschwunden.

Elise also: Wie der traurige Ohrwurm Beethovens ist das seit 1995 gebaute und mehr als zehntausendmal verkaufte Fahrzeug ein recht kurzes Stück: Nur 114 Zentimeter hoch und 3,70 Meter lang. Zu normalen Sportwagen verhält sich Elise wie jene Bagatelle in a-Moll zu Messiaens hoch komplexen Kompositionen. Haben diese jede Menge kompositorisches Beiwerk, so ist jene bar jeglichen Schnickschnacks, sie ist nur technische Melodie: Elise in karg-Dur und poliertem Aluminium.

Die Karosserie als formschön zu bezeichnen hieße, sich den postmodernen Virilitätsfantasien japanischer Motorraddesigner anzupassen. Faustkeilmäßig hässlich ist sie, mit weit vorgezogener Schnauze in der Höhe deutscher Bordsteinkanten, halb Tintenfisch, halb Briefbeschwerer. Kein ABS, keine Klinke, kein Airbag, keine wirkliche Polsterung, kein Fensterheber, ein frühstückstellergroßes Lenkrad, ein paar Druckknöpfe fürs Licht. That's it. Diese Elise scheint gewissermaßen ein schnurgerades Auto zu sein, direkt aus der Matchbox-Serie. Aber das ist es eigentlich auch nicht. Es gleicht vielmehr einem Gokart, der sich bei Drehung des Zündschlüssels als brüllendes Rennauto entpuppt, für Bergstrecken geboren, erdverbunden, schlaglochverliebt.

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