Palm Navigationssysteme
by Volker Weber
Ich teste gerade zwei mobile Navigationssysteme für Palm Handhelds und stelle hier die ersten Eindrücke nach einem Tag intensiver Nutzung dar. Hat jemand vielleicht eigene Erfahrungen, die er beisteuern könnte?
Das erste Navigationssystem ist ein Paket namens TomTom Navigator Bluetooth für palmOne Tungsten T3. Im Lieferumfang ist ein sehr schicker GPS-Empfänger enthalten, der über Bluetooth mit dem Tungsten kommuniziert. Ich habe das Gerät auch schon mit Microsoft Autoroute getestet und dort funktioniert es ebenfalls sehr gut. Der Hersteller gibt eine Batterielaufzeit von 5 Stunden an, was einen Anschluß über ein Kabel nahelegt.
Eine Halterung mit Saugnapf nimmt den Tungsten auf und hält ihn sicher und ohne Vibrationen fest. Dort läßt sich ein Spiralkabel anschließen, das den Tungsten mit Strom aus dem Zigarettenanzünder verbindet. Ein zweites Kabel kann von der Halterung zum GPS-Empfänger geführt werden; alternativ gibt es das gleiche Kabel mit Lötfahnen, das man fest mit der Autoelektrik verbinden kann. Besonders gefällt mir eine kleine schwarze Metallplatte, die man auf das Armaturenbrett kleben kann. Da der GPS-Empfänger einen Magneten enthält, kann man ihn auf diese Weise sicher und zugleich abnehmbar befestigen.
Die Software wird auf einer 256 MB SD-Karte geliefert und ist sofort ohne Installation einsatzbereit. Ein kleiner Wizard bringt einem die Grundbegriffe bei und ich hatte keinerlei Probleme, mich sofort einzugewöhnen. Alle Einstellungen erfolgen über große Icons, die auch ohne Stift bedient werden können.
Die standardmäßige 3D-Navigation gefällt mir persönlich nicht so gut wie die optionale 2D-Darstellung. TomTom findet unglaublich schnell einen Fix und stellt die Position auf einer automatisch zoomenden Karte dar. Die Zieleingabe erfolgt über eine alphabetisch sortierte Bildschirmtastatur. Es ist leider nicht möglich, Adressen aus dem Palm-Adressbuch direkt zu übernehmen. Die Navigationsanweisungen erfolgen über das Display und werden zusätzlich ausnehmend freundlich angesagt. Man kann zwischen einer etwas gesprächigeren Dame und einem kürzer angebundenen Herrn wählen.
Die Route zum gewählten Ziel wird dynamisch neu berechnet, wenn man die geplante Strecke verläßt. Ab einer einstellbaren Geschwindigkeit wechselt die Kartenansicht auf eine vereinfachte Symbolansicht, die auch bei höherem Tempo verständlich bleibt.
Die Speicherkarte enthält eine Deutschlandkarte. Insgesamt werden vier CDs mit Karten die Karten von Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie überregionale Straßen für ganz Europa mitgeliefert.
Das soweit fast perfekte Bild wird durch die von Teleatlas gelieferten Daten etwas getrübt. Sie erzeugten teilweilse unsinnige Routingvorschläge. So wurde ich häufiger aufgefordert, über eine durchgezogene Linie abzubiegen oder an abenteuerlicher Stelle über einen Parkplatz zu wenden.
Die Hardware des Navigationsset DigiMap Premium für palmOne Treo 600 besteht aus einer Kabel gebundenen GPS-Maus und einem Y-Kabel, das den Zigarettenzünder mit Treo und GPS-Maus verbindet. Unklar ist mir, ob der an mich gelieferte Universalhalter, ein Saugnapf mit biegsamem Schwanenhals und Klemmvorrichtung für den Treo, zum normalen Lieferumfang gehört. Ein Kollege, der das gleiche System bestellt hat, bekam keinen geliefert.
Wie bei TomTom wird auch hier die Software auf einer 256 MB SD-Karte geliefert. Sie enthält jedoch nur die deutsche Karte oder wahlweise eine Karte des Alpenraums von Süddeutschland bis zum Mittelmeer. Die mitgelieferte CD dient nur der Wiederherstellung einer versehentlich gelöschten SD-Karte.
Aich Digimap gibt die Navigationsanweisungen auf dem Display und zusätzlich akustisch aus. Dazu muss man sich mit einer weiblichen Stimme anfreunden, die kurze und knappe Kommandos gibt, denen man nicht gerne widersprechen mag. Digimap kennt nur eine 2D-Darstellung der Karte. Gegenüber TomTom ist die Auswahl von Zielen aus dem Palm-Adressbuch vorteilhaft. Die Bedienung ohne Stift ist jedoch nicht möglich, da sie über normale Dialoge und das Menüsystem erfolgt. Die von Navtech gelieferten Daten zeigten bei der Auswahl der Route keine Auffälligkeiten. Anders als bei TomTom kann man jedoch stets nur vom aktuellen Ort aus eine Route planen und keine Verbindungen von A nach B. Darüber hinaus zeigte sich die Software teilweise unwillig, Benutzereingaben anzunehmen oder einen Kontakt zum GPS-Empfänger aufzunehmen. Kryptische Fehlermeldungen wie "Hinweis: 4 2a09" nähren den Zweifel an der Robustheit der Software. Am schnellsten ließen sich solche Probleme mit einem Soft Reset des Treo beheben.
Ausserdem erwies sich die Software als störend, weil sie auch bei bestehenden Telefonverbindungen ungerührt Navigationsansweisungen gibt und den Bildschirm übernimmt. Da standardmäßig alle Funkionstasten in Beschlag genommen werden, ist es nicht ohne weiteres möglich, das Telefongespräch abzubrechen. Beim Treo sollte man deshalb die Navigation über die Funktionstasten unbedingt abschalten.
Ich habe einmal versuchsweise die Software zwischen beiden Geräten getauscht. TomTom hatte dabei Probleme mit dem Treo und löste mehrfach einen Soft Reset aus. Digimap funktionierte jedoch tadellos auf dem Tungsten und stellt dort eine interessante Alternative mit besserer Navigation, aber etwas schlechter gestalteter Software dar.
Insgesamt erwies sich TomTom gegenüber Digimap als weniger fummelig und robuster. Die Windschutzscheibenhalterung des Tungsten ist solider, die Bluetoothverbindung bringt jedoch nur einen geringen Nutzen, da man den Empfänger bei längeren Fahrten ohnehin verkabeln muss. Ganz klar ist dieses System dem Treo jedoch bei der Bildschirmdarstellung überlegen. Auf 480x320 Punkten lassen sich Karten weit besser darstellen, als auf den 160x160 Punkten des Treo 600.
Comments
Hast Du schon Erfahrung, wie sich diese Navisysteme in einer Großstadt verhält, wo durch Hochhäuser etc. der Satelliten-Empfang des öfteren abreist? Die Palm-Teile haben ja den Nachteil nicht mit dem Auto gekoppelt zu sein und deswegen Ausfälle weniger gut zu verkraften.
Ich nutze seit etwas über 1 Jahr mal TomTom, mal T-Mobile Navigate, jeweils zusammen mit dem MDA. TomTom hat den Vorteil der Onboard Karten, Navigate ist eine Art Offboard Lösung, welche Standort und Ziel per GPRS an T-Traffic schickt und eine passende Route erhält, welche die Verkehrssituation berücksichtigt. Bei langen Autobahnfahrten ist das sehr hilfreich (und zuverlässig), bei Stadtfahrten eher nutzlos und die 3D Navigation von TomTom deutlich überlegen.
Für TomTom gibt es inzwischen das Traffic Plugin, welches ebenfalls per GPRS Verkehrsdaten abrufen kann. Bis September ist das Ganze noch kostenfrei. Das Problem von TomTom Traffic ist - zumindest bisher - die mangelnde Aktualität der Verkehrsdaten (genau gesagt: ich habe damit noch nie einen Stau umfahren können, während ich mit Navigate fast noch nie im Stau stand). Evtl. wird das mit Beginn des kostenpflichten Service besser....
Auf der PPC Plattform ist die Übernahme von Zielen aus den Pocket Outlook Adressen möglich. Evtl. folgt das bei Palm noch.
Ansonsten würde ich TomTom dem DigiMap System vorziehen. Es ist in der Tat robuster. Für DigiMap kann ich das nicht sagen, aber der TomTom ist auf verschiedenen Plattformen verfügbar, so das man bei einem Systemwechsel nicht nur leer da steht.
Um die Routenvorschläge vom TomTom zu optimieren, sollte man die Durchschnitts-Geschwindigkeiten für die verschiedenen Strassen besser anpassen. In der Standard-Konfiguration führt der TomTom sonst schnell auf Autobahnen, obwohl eine Landstrasse besser (und schneller) wäre.
Ein Tipp noch zum Schluß: vernünftige (passgenaue) Halterungen für Autos gibt es bei brodit.de.
Viele Grüße,
Mathias
Urs, Du hast doch schon ein Navi. :-)
Bisher klappt das alles überraschend gut, aber ich war noch nicht in Frankfurt zwischen den Hochhäusern. In der Stadtbebauung hier (3-4 stöckige Häuser) geht es gut.
Ich habe noch eine deutsche Softwarelösung .... nein, kein SAP sondern eine echte deutsche Softwareschmiede.
http://www.digimap.de bietet ein ansprechende Navigationssoftware mit audioausgabe ohne 3D Gimmick für diverse Palm OS Geräte (Hersteller kommt wohl aus der Motorradecke). Mein Einsatz war Tungsten T3 mit Fortuna Bluetooth GPS.
Erfahrungen sehr gut, im ROutingergebnis vergleichbar mit normalem Mercedes Navi im SL. Das reicht für häufige Leihwageneinsätze oder andere Fahrzeugwechsel wie auf dem Motorrad oder (auch schon gehört) im Flieger).
Allerdings erfordern diese Systeme mit OnbOard Karten schon eine Vorausplanung. Aber für Palm User eine bezahlbare Alternative und dovch attraktiver als die Garmins dieser Welt, zumal sehr elegant aus dem Adreßbuch Routingziele übernehmen kann.
Ein weiterer Vorteile: Persönliche und wiederkehrende Ziele werden auf neue Palm Geräte beim Transfer mit übernommen.
Das sucht man beim Autowechsel vergeblich, denn im Februar hatte ich alle meine wichtigen Ziele wieder mal verloren, weil Fahrzeugwechsel. jaja irgendwann weiß man doch den Weg, da braucht man doch so einen Speicher nicht.... zu kurz gedacht, denn im Auto habe ich immer noch die Trafficmannagementinfos (Radio basiert), wozu aber die Route dem System bekannt sein muß.
DAs fehlt bei fast allen Palmlösungen... alleine heute Nachmittag/Abend wieder zig km Stau auf der A1 bei Münster, Dortmund, A45, Frankfurt und so weiter.... ich bin mir abe rnicht sicher, ob es nicht letztens eine Ankündigung eines Systems für Palm OS mit TMS Auswertung gab?
Andreas
Andreas, lies noch mal ab dem zweiten Bild. Fällt Dir was auf? :-)
Leider kann ich keine Erfahrung mit Palm-Lösungen beisteueren, ich möchte aber frecherweise zwei Fragen loswerden, da ich selbst eine Lösung suche, die ich auch in Mietwagen mitnehmen kann:
- ist die Sprachazusgabe bei Palm / Treo laut genug, dass man es noch verstehen kann auf der Autobahn bzw. wenn das Radio an ist?
- hat jemand Erfahrung mit dem Magellan Roadmate 700 (http://www.magellangps.com/en/products/roadmate.asp) - es sieht vielversprechend aus und hat ein großes Lautsprecher eingebaut...?
Es ist in der Stadt definitiv laut genug. Beim Radio entscheidet wohl der Musikgeschmack und auf der Autobahn Tempo und Auto. Ich werde es definitiv nicht hören können. :-)
Das Roadmate gefiel mir auf der CeBIT sehr gut. Es ist mir aber einfach zu teuer.
Ich habe digi-map für Athen getestet und fand die Eingabemöglichkeiten für Strassen nicht ausreichend. Liegt aber lt. Hersteller wohl am Kartenmaterial. Sprachausgabe und Darstellung haben mir auf dem Tungsten T3 sehr gut gefallen (Wem die Stimme nicht gefällt - man kann sie ändern ... es bedarf dazu nur der Aufnahme von 22 Sprachtokens mit der gewünschten Stimme und deren Abspeicherung auf der Karte!).
Als bluetooth-Maus habe ich die Falcom Navi-1 benutzt - problemlos und bei Halterungen kann man auf die normalen Saugfusshalterungen zurückgreifen. Gibts bei pdaMax. Die halten sehr gut und sind günstiger als die Brodits.
Ich würde in jedem Fall eine Bluetooth-Maus vorziehen, da die Steckverbinder beim Tungsten mir persönlich etwas "fimschich" erscheinen (Erfahrung beschränkt sich allerdings auf eine Royaltek mit Y-Kabel für Maus und Tungsten).
Einmal Senf: Und wer sich die ganze Evaluiererei und Kostenexplosion sparen will ruft einfach beim ADAC Operator an, die haben da einen Lotsendienst. Kostet bei mir im Jahr (Nutze das so ca. 1x pro Monat) 20 EUR. Meistens gibts noch eine nette Unterhaltung mit der Dame an der Strippe wenn die Ampeln auf rot sind. Voraussetzung ist natürlich Freisprecheinrichtung im Auto.
Gruss
Ingo
Wie jetzt? Ingo mal auf Lowtech? Ich kann auch Karte lesen und meine Navigator reicht auch Plätzchen und Getränke. Darum gehts hier aber nicht. Boys neet toys and girls need pearls. :-)
Ich habe aus meiner (gescheiterten) PocketPC Phase einen alten IPaq 3870, der jetzt im Auto sein Lebensende als Navigationssystem beschliessen wird. Ich verwende den MobileNavigator von Navigon und bin ausgesprochen zufrieden damit. Kartenmaterial von Navtech, relativ aktuell, günstige Updates (€ 59 für neue Version und neues Europakartenmaterial), gut verständliche Sprachausgabe, gescheites & schnelles Re-routing und hat uns mit der alten Version vor 2 Jahren bis auf den Campingplatz am Gardasee geführt (sogar die Strassen auf dem Campingplatz waren verzeichnet).
Empfehlenswert (falls man noch einen PocketPC rumliegen hat)
