Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht?

by Volker Weber

Ich sollte meinen Handyvertrag kündigen. Warum tut man sich eigentlich noch diesen Tarifwirrwarr an? Machen wir mal ein Beispiel:

Was kostet es tagsüber einen anderen Teilnehmer anzurufen? Kommt drauf an, nicht wahr? Genau. D1 an D1 (49 ct), D1 an D2, E-Plus oder O2 (69 ct), Festnetz (49 ct). Und abends? 29, 39, 49 und 19 ct. Jetzt noch Rufnummernmitnahme, so dass man nicht erkennen kann, wer was ist, und ich blick's nicht mehr. Im Augenblick ist das noch ganz nett, weil ich keine Grundgebühr auf diesen Tarif habe. Bald soll da zu meinem Vorteil (!) ein Mindestumsatz von 15 Euro gelten. Wieviel habe ich davon schon verbraten? Keine Ahnung.

Gehen wir mal zu Tchibo:

Was kostet es tagsüber einen anderen Teilnehmer anzurufen? Kommt drauf an, nicht wahr? Nein. 35 ct. Egal wen. Und abends? Ditto. Keine Grundgebühr, kein Mindestumsatz, Mobilbox kostenlos. SMS 19 ct, MMS 39 ct. Wieviel habe ich verbraten? Kostenlos mit *101# nachschauen.

Das war aber einfach.

Comments

grundsätzliche Zustimmung - das große Problem mit Prepaid Mobiltelefonen ist jedoch, dass immer dann die Karte leer ist, wenn man dringend telefonieren muss. Ich hatte dieses Problem mehrfach am FLughafen, kurz vor dem Abflug...

Andreas (dekaf), 2004-10-19

Das ist aber einfach zu verhindern: 10 Euro Guthaben einstecken.

Volker Weber, 2004-10-19

Wenns nur ums telefonieren geht (Telefonzellenmässig), ja. Ich finds auch besch*** wenn ich mir bei D1 wie noch vor 2 jahren zu meiner letzten Vertragsverlängerung ein Handy neuester bauart vergünstigt raussuchen kann. Das von mir bevorzugte Modell z.B. (Nokia 6230) kostet mit einem Neuvertrag EUR 129,-. Als bereits bestehender Altkunde werde ich noch bestraft und muss EUR 169,- zahlen. Was spricht also dagegen z.B. zu O2 zu gehen, das gerät vür knapp EUR 70,- mitzunehmen (D1 Transponder werden hier ja auch verwendet) die EUR 25,- Wechselgebühr werden erlassen und ich bekomm noch 25,- Wechselguthaben. Wenn die in 2 Jahren auch auf dem "Altkunden" unfreundlichen Tripp sind wechsel ich halt wieder. Ist das nicht nervig auf Dauer? Ja, aber in 2 Jahren soll es eh wieder gaaanz anders aussehen und die handys sollen wieder teurer werden. ABER die Qualität auch besser?! Naja.

hendirk Heikl, 2004-10-19

Eine interessante Frage. Ich habe gerade mal versucht einen Vergleich mit meinem O2-Tarif anzustellen. Das geht gar nicht mehr (online); ich gehoerte damals zu den ersten Kunden bei Viag. Diesen Tarif gibt es nicht mehr...

...das groesste Problem wird natuerlich sein, dass man seine alte Nummer nicht mitnehmen kann. Fuer mich ist das wirklich ein Problem. Aber vielleicht ist das nicht 40+ EUR im Monat wert.

Was machst du?

Norbert, 2004-10-19

Es handelt sich hier eigentlich um einen O2-Tarif - warum kann das O2 nicht bei seinem eigenen Angebot?

Das finde ich den Scherz schlechthin.

Thomas Nowak, 2004-10-19

Na, das ist aber eine einfache Frage. Bei O2 sitzen Marketing-Fuzzis, die sich den ganzen Tag damit beschäftigen, die Tarife auszudifferenzieren. Tchibo macht das anders. Die wollen einfach was verkaufen.

Volker Weber, 2004-10-19

T-Mobile verkauft prinzipiell alles als "Vorteil" für den Kunden. Würde man die Sprachregelungen, die sich dort ausgedacht werden, veröffentlichen, könnte man die "Selten so gelacht (aber die meinen das ernst)"-Kolumne monatelang füllen. Es geht rein derzeit rein darum, die Quartalszahlen für den Börsengang hübsch zu kriegen.

Element 1: Man versucht dem Kunden mehr Geld für weniger oder höchstens gleich viel Leistung aus der Tasche zu ziehen, indem man ihn über Budgettarife für Leistungen bezahlen lässt, die er gar nicht in Anspruch genommen hat und dann bestehende nach tatsächlichem Nutzen berechnete Tarife in 100.000er-Packs auf bewusst auf "zu große" Budget-Tarife umstellt.

Element 2: Bewusstes Herbeiführen der unbeabsichtigter Nutzung von WAP-Diensten. Bereits ein paar dutzend Cent pro Monat bei nur einem Bruchteil der Vertragskunden erzielte "Nutzung" lässt die Kasse reichlich klingeln; reicht das nicht, bringt man im Rahmen von Vertragsverlängerungen ("Upgrades") Anfixtarife, die krumme Stückzahlen von MMS, SoundLogos und anderer "Mehrwertdiensten" enthalten und auf die Hoffnung bauen, daß der Kunde die "kostenlosen" Dienste durchaus ausschöpfen will und dann beim Mitzählen aus dem Takt kommt.

Element 3: Zurückfahren des Kundenservices. Verkauft wird auch das natürlich als "Vorteil", Stichwort "Jedem Kundensegment den ihm optimalen Service", was gut klingt, aber nichts anderes heißt als daß man Kunden mit geringem Monatsumsatz z.B. abends und an Wochenenden am liebsten gar keinen telefonischen Service mehr anbieten würde.

Element 4: Drastisches Zurückfahren der "Upgrademöglichkeit" von vorher 5 Monaten vor Vertragsende am Telefon und 4 Monaten im Laden auf einen (!) Monat; bis Jahresende können Verträge telefonisch sogar so gut wie gar nicht verlängert werden (in den Laden gehen). Natürlich auch ein "Vorteil".

(Am Ende starrt man halt neidisch auf O2. Größtes Wachstum, deutlich höchster ARPU, niedrigster Prepaid-Anteil, höchster Nonvoice-Anteil, gemessen am Marketingbudget brennend erfolgreiche Image-Kampagne mit stetig steigendem Bekanntheitsgrad und stetig steigender Markenpopularität - wenig kompetenter und mit Datenschutz völlig schlampig umgehenden Kundenservice hin oder her.)

Haiko Hebig, 2004-10-19

Ohne jetzt auf die Details einzugehen, die meine Vorredner trefflich erläutert haben: Tchibo macht es mal wieder richtig. Denn zu so einem radikal einfachen Tarif hat sich keiner bisher durchringen können. Es ist nicht der Billigste, aber das wird eine Menge Leute nicht stören, wenn es wenigsten überschaubar ist. Eigentlich ist dies das Grundkonzept von Tchibo, welches jetzt konsequent auf den Mobiltelefonsektor übertragen wurde. Siehe hierzu auch meinen kleinen Kommentar: http://praegnanz.de/weblog/343/tchibo

Gerrit, 2004-10-20

Nun jammert doch nicht. Würden alle wieder auf 'one size fits all' machen, dann kommen wieder andere Klagen. Ist die Landschaft zu einfach und pauschal, dann wittern wir Monopole. Ist sie zu vielseitig, wittern wir versteckte Abzocke. Macht's jeder auf seine Art, ist's uns nicht transparent genung.

Und He!, die meisten von uns haben in den letzten 24h Zeit darauf verwendet, irgendein Angebot auf individuelle Wünsche maßzuschneidern oder ein solches Angebot abzuwickeln oder irgendwas in der Art. Gottverdammte Individualisten ... "Entschuldigung, den Schrank gibt's wirklich nicht in Buchenfurnier hell?" Leise zur Freundin: "Saftladen, hier, gottverdammter!" (kreischt plötzlich los): ICH WILL KÜHE!!!

Wolfgang Flamme, 2004-10-20

Es geht ja bei den Handytarifen um "Nichtvergleichbarkeit". Das ist dann das "Alleinstellungsmerkmal" irgendeiner börsennotierten Schildkröte (oder wahlweise Elefant).

Mittlerweile ist die "Alleinstellerei" halt soweit fortgeschritten, dass ein Angebot nach Machart "gesunder Menschenverstand" noch nicht mal mehr vergleichbar ist mit den gängigen Tarifmodellen und dass laesst Tchibo eben punkten. Da hat vielleicht mal jemand mitgedacht, der noch nicht betriebsblind ist.

Gruss,
/k

Karsten W. Rohrbach, 2004-10-21

Dumm nur, dass Tschibo - neben Bertelsmann - zu den größten Adress-/Profilhändler dieses wunderbaren Landes gehört ,) Da würde ich mir durchaus zweimal überlegen, ob ich einem solchen Konzern die Daten frei Haus liefern möchte.

Brian Griffin, 2004-10-26

Old vowe.net archive pages

I explain difficult concepts in simple ways. For free, and for money. Clue procurement and bullshit detection.

vowe

Paypal vowe