Tieh Mohbail muss sparen

by Volker Weber

SpOn schreibt:

Zur Debatte stehen etwa die derzeit rund 1200 unterschiedlichen Mobilfunktarife, die T-Mobile anbietet, von denen manche "wenig oder gar nicht zu unserem Erfolg beitragen", so T-Mobile-Chef Obermann.

Na so was aber auch. Und jetzt spart Ihr Euch reich? Wie wär's denn damit: Vernünftige Produkte zu vernünftigen Preisen. Durchschaubar und preiswert. Damit dann Umsatz machen. Dann könnt Ihr Euch die Kostenbremse sparen.

Comments

1200 Tarife? Wow. Wäre mal interessant, eine Zählung zu machen, wieviele Tarife E-Plus, O2, D2, ... so haben.

Sascha Carlin, 2004-11-06

Interessant wird diese Spar-dich-reich-Idee ja erst, wenn man sie im Zusammenhang sieht:

"Der für uns so wichtige EBITDA-Zielwert für Deutschland, liegt zur Jahresmitte deutlich unter den Erwartungen" und "Im Rahmen des Sparprogramms steht das gesamte Portfolio von T-Mobile auf dem Prüfstand" heißt es da also.

Klingt nach mächtiger Krise. Die Netzzeitung rückt das in die Perspektive:

"Hintergrund ist die Forderung des Mutterkonzerns nach einer Marge von 40 Prozent beim operativen Gewinn. Im ersten Halbjahr lag sie bei 37,5 Prozent."

Da ist es ja nicht mehr weit zum Hungertuch. Erahnbar, als was der Mutterkonzern die Mobiltochter im Kern sieht: als praktische Cash-Cow, die dem dummen Kunden für theoretisch spottbillig anbietbare Leistungen möglichst viel Kohle aus der Tasche zieht und dabei pflegeleicht und wenig investitionsbedürftig bleibt. In diesem Licht ist auch Rhetorik "Um weiter zu wachsen und in die Zukunft von T-Mobile investieren zu können..."-Stil zu sehen.

Und was tut man nun? Weiter die NZ: "T-Mobile hat in diesem Jahr die Kosten durch Subventionskürzungen und Einsparungen in der Informationstechnik und Werbung bereits um einen dreistelligen Millionenbetrag reduziert."

OK, Werbung. Kein Fehler. Viel schlechter, nerviger und ineffizienter ging es eh nicht.

Informationstechnik. Hierzu dürften auch Details zählen wie daß Relax-Tarifkunden ihre Minuten- und SMS-Budgets nicht direkt abfragen können und auch auf längere Zeit nicht werden können, da keine Software dafür existiert und derzeit vermutlich auch nicht entwickelt wird. Stattdessen können Abfragen nur über das Call-Center gemacht werden, wo die Mitarbeiter dann zeitaufwendig mit einem reichlich primitiven, schnell-schnell zusammengebastelten Excel-Tool hantieren dürfen, um die jeweiligen Budgets ermitteln zu können. Das ist für den Kunden unpraktisch und soll es auch sein - schließlich soll man entweder a) deutlich unter dem Freibudget bleiben und somit reichlich für Leistung bezahlen, die man gar nicht genutzt hat oder b) deutlich darüber liegen und somit reichlich für völlig überteuerte Extraminuten zahlen.

Subventionskürzungen. Versuche mal jemand, in diesem Jahr noch (Stichwort: Weihnachtsgeschäft) als Nicht-Premiumkunde am Telefon ein neues subventioniertes Telefon zu bekommen. Am liebsten würde man das Subventionieren von Telefonen ganz aufgeben oder sich zumindest auf das Hochpreissegment beschränken. Preise für Verkaufsschlager so lange hochzuhalten, bis sie andere Anbieter bereits für kleinstes Geld verschicken, klappt erstaunlicherweise ja auch.

Was die NZ nicht schreibt sind Programme, wie die Anzahl externer Dienstleister zu minimieren und die dann derart unter Druck zu setzen, daß die Vorgaben auch unter optimalen Bedingungen fast nicht erfüllbar sind und einige der Dienstleister sich zu Schritten wie Lohnkürzungen und Arbeitszeitverlängerungen gezwungen sehen. Damit kommt man immerhin um Lohnkürzungen im eigenen Hause umher, und in eben diesem sitzen nach wie vor ab einer bestimmten Ebene viel zu viele Leute, an die viel zu geringe Anforderungen gestellt, die aber vorzüglich alimentiert werden. Das Wort "Monopolistengehabe" liegt vielfach auf der Zunge, und daß man das mit der Markt-Halbwegsliberalisierung nach wie vor nicht so ganz wahr haben möchte, auch.

Statt die geringen Anforderungen und das Luxus-Gehabe anzugehen, werden die 10% Einsparung also vermutlich auf Kosten niederer und niedrigster Chargen und der Kunden gehen. Geringe Anforderungen? Luxus-Gehabe? Beispiel Vorschlagwesen. Platz 1: "Auf das Anschreiben für Geschäfskunden nicht mehr nur www.t-mobile.de, sondern www.t-mobile.de/business schreiben" und in einem anderen Monat Platz 1: "Nicht mehr schreiben: wir haben 9 Data-Tarife, sondern: wir haben 3 Business-Tarife in jeweils drei verschieden großen Abstufungen". Das wird dann seitens T-Mobiles als "Vorteil: Transparenz für unsere Kunden" bzw. "Vorteil: Fokussierung auf Kundenbedürfnisse" gepriesen und belohnt: seinerzeit mit einer zweitägigen Reise für 2 Personen zur Tour de France Zieleinfahrt nach Paris bzw. einer zweitägigen Reise für 2 Personen zum EM-Finale in Lissabon. Na dann.

Haiko Hebig, 2004-11-06

Korrektur zu oben: "Upgrades" per Teflon gehen wieder.

Haiko Hebig, 2004-11-07

Haiko, was die Werbung betrifft, halte ich es eher mit Henry Ford: "Wer aufhört zu werben, um Geld zu sparen, kann ebenso seine Uhr anhalten, um Zeit zu sparen". Richtig ist, dass man über die Effizienz der Werbung nachdenken muß. Allerdings muß ich Dir auch hier in einem Punkt widersprechen: "Nervige" Werbung schließt den monitären Erfolg (leider) nicht aus.

Markus Thielmann, 2004-11-08

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