Perpetual Beta?

by Cem Basman

Mario Sixtus, hat mich zur "1. Sitzung des Dezentralkomitees" von Handelsblatt.com in Düsseldorf eingeladen. Benannt nach seinem Blog im Blatt, soll dabei eine Gesprächsrunde, ein Debattierclub, eine Denkfabrik - bestehend aus Entwicklern, Forschern, Firmenlenkern und Journalisten - etabliert werden. Die Treffen werden in wechselnder Besetzung stattfinden. Themenschwerpunkt ist generell das Internet bzw. Web X.0. Das Motto des ersten Treffens am 26. April lautet:

"Perpetual beta" - Reißbrett und Planungsstab waren gestern. Die Farbe der Saison ist beta. Web-Entwicklungen entstehen in der freien Wildbahn, Nutzer oszillieren zwischen Versuchskaninchen und Mit-Entwickler. Wo hat dieses System seine Grenzen? Füttert man nicht die Konkurrenz mit Ideen? Lässt es sich auch außerhalb des Netzes praktizieren? Open-Source-Marketing? BMW-Cabrio-beta?

Eine Betaphase dient auch als ein Proof-of-Concept. Das gilt nicht nur für technische Entwicklungen sondern für jede Art von Neukonzeption. Beispielsweise auch für grössere oder wichtige Organisationsänderungen. Etwas, das ich seit vielen Jahren beruflich in meinen eigenen Organisationen praktiziere. Die beste Planung ist nichts gegen die geballte Realität, in der sie bestehen muss. In so einer Betaphase können schnell und flexibel alle Anregungen und Verbesserungsvorschläge konzentriert bewertet und und eingepflegt werden. Am Ende dieser Betaphasen ist das "Commitment" zu Organisationsänderungen auch viel höher. Wichtig ist dabei, das die Betaphasen vor dem Start auch offiziell allen angekündigt werden - mit dem Hinweis, dass die endgültige Organisation erst am Ende dieser Phase verabschiedet wird und damit zur festen Regel für alle Mitarbeiter für längere Zeit wird.

Ein recht illustrer Kreis u.a. mit Rainer Wasserfuhr, auf den mich sehr freue, Felix Petersen von Plazes, Dr. Dirk Lewandowski von der Uni Düsseldorf und einem weiteren Dutzend interessanter Leute hat zum Treffen in den Räumen des Handelsblatts schon zugesagt. Ausser Mario Sixtus werden von der Handelsblatt Onlineredaktion dabei sein: Julius Endert, Frank Niebisch und Dr. Heribert Adamsky. Ich freue mich auf einen anregenden Abend und gute Gespräche.

Comments

Hm, das Konzept ist doch eigentlich gar nicht sooo neu. Früher hat man dazu "Pilotphase" gesagt...

Ragnar Schierholz, 2006-04-24

Es geht nicht so sehr wie es heisst (Beta, Pilot, ...) sondern, ob es gemacht wird oder nicht. Und das ist leider viel zu selten ... Ausserhalb der technischen Bereiche ist es eher die Ausnahme. Eine Mitwirkung der "Betroffenen" ist auch eher dabei nicht vorgesehen bisher. So gesehen, kann man aus der "Betaritis 2.0" durchaus für andere Bereiche etwas lernen ;) - Nur an dem Wort "Perpetual" störe ich mich. Ein Beta sollte auch ein vordefiniertes Ende haben.

Cem Basman, 2006-04-24

Hm, also ich kann das so nicht bestätigen, dass das nur in technischen Bereichen gemacht wird. Ich hab' in meinen Fallstudien und anderen Projekten, in die ich Einblick nehmen durfte, durchaus immer wieder solche Ansätze gesehen. Die Einbindung der Betroffenen kommt manchmal in der eigentlichen Konzeption zu kurz, wohl wahr, aber die Einführung von Veränderungen in kleinen Schritten und mit Erprobungsphasen zur Validierung und Stabilisierung der Konzepte, in denen die Betroffenen dann noch Änderungen einbringen können, ist meiner Erfahrung nicht sooo selten. Zugegebenermaßen kann ich da keine Repräsentativität in Anspruch nehmen und damit ist keine statistische Verallgemeinerung zulässig ;-).

Ragnar Schierholz, 2006-04-25

Wie kommt man als Düsseldorfer in den illustren Kreis?

Yves Luther, 2006-04-25

Man wird eingeladen ...

Cem Basman, 2006-04-25

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