Deppenalarm
by Volker Weber
Von amerikanischen Unternehmen ist man ja einiges gewöhnt, aber geht das jetzt auch bei deutschen los? Habe heute mal wieder einen Standard-PC in der Hand gehabt, den man als Angestellter von seinem Arbeitgeber in die Hand gedrückt bekommt. Der zeigt bei jedem Login erst mal einen Dialog mit diesem Inhalt an:
Rechtlicher und Compliance Hinweis
* Der Zugriff auf diesen Computer ist verboten, wenn Sie nicht autorisiert sind.
* Der Zugriff auf Programme und Daten, die Sie nicht für Ihre Tätigkeit benötigen, ist verboten.
* Jede Mails muss nach Form und Inhalt professionell sein.
* Bedenken Sie bitte, dass Dritte Zugriff auf Emails und deren Inhalt erlangen könnten.
* Emails dürfen keinen beleidigenden Inhalt haben.
* Ergreifen Sie angemessene Massnahmen, um vertrauliche Informationen zu schützen.
Da fehlen eigentlich noch eine Reihe von Hinweisen, z.B. "Es ist verboten, diesen Computer zu verlieren." Oder "Bedenken Sie bitte, dass Dritte Zugriff auf Passwörter, die Sie auf die Unterseite schreiben, erlangen könnten."
Für wie blöd hält ein Unternehmen eigentlich seine Mitarbeiter, wenn es ihnen diesen Text bei jedem Login präsentiert? Nimmt hier jemand an, dass dieser Hinweis wirklich immer wieder gelesen wird? Oder dient das dazu, das "Wegklicken" von Dialogen zu trainieren?
PS: Wer Schreibfehler in dem Hinweis finden, kann sie gerne behalten. Das Deppenleerzeichen auch.
Comments
Der erste Satz ist bestimmt etwas dass sich die Rechtsabteilung ausgedacht hat, so aehnlich wie die beruechtigten e-mail disclaimer:
Da steht doch immer ganz am Ende: "Wenn diese e-mail nicht fuer sie gedacht ist, duerfen sie diese nicht lesen". Das haettet ihr vielleicht an den Anfang schreiben sollen...
Aber vor Gericht reicht's zum Absichern vielleicht aus, "wir haben ja drauf hingewiesen". So wird hier wohl auch gedacht, "wenn wir den boesen Nichtautorisierten darauf hinweisen sind wir abgesichert wenn's zum Prozess kommt". Und da man ja nie weiss wann sich der Unauthorisierte einloggt wird das halt jedes mal angezeigt.
Etwas in der Art halt.
Armin, das könnte durchaus sein. Was mich wundert: Ist der Preis dafür nicht viel zu hoch? Allen Mitarbeitern täglich "Du bist ein Depp" zu sagen?
Wie lautet den der Text auf dem Wegklick-Button?
"Ja, ich bin ein Depp", "Ja, ich hab's gelesen!" oder "Und jetzt frisch an's Werk!"
oder gibt es vielleicht die Alternative
"Akzeptieren" - "Nicht akzeptieren" (mit automatischer Kündigung?)
Gegen das automatische Wegklicken gibt es ja die Lösung mit der Sicherheitsabfrage "Sind Sie sicher?". Sinnlos ist es aber trotzdem, ein Mitarbeiterbrief - der wirklich gelesen wird - sollte reichen. Es fehlen ja sowieso noch die Hinweise auf:
- kein privates Surfen im Internet
- keine privaten E-Mails
- Virengefahr
- Betriebsgeheimnisse etc.
Mal abgesehen davon daß "ein Unternehmen" genausowenig denkt oder jemanden für etwas hält wie "der Staat" glaube ich daß diejenigen, die Texte solchen Inhalts an diesen Stellen hinterlegen bzw. hinterlegen lassen, die unbewußte Erkenntnis haben, daß sie selbst diese Hinweise dringend benötigen und aus derselben schlichten Gemütsverfassung heraus auch von sich auf andere schließen.
Zur Anmerkung von Armin: ich glaube mich dunkel erinnern zu können ;) daß ein Rechtsverdreher mal die Äußerung gemacht hat daß diese Hinweise herzlich nutzlos sind.
Ich tippe auf eine Bank oder eine Versicherung. Oder ein konservativer Mittelständler in Familienbesitzt.
Da hat halt ein "Verantwortlicher" mal im MCSE-Kurs aufgepasst und rausgefunden, wie man beim Login Meldungen ausgeben kann... und dann war ihm langweilig. ;-)
Aus rechtlicher Sicht machen einige dieser Hinweise durchaus Sinn. Allerdings unterschreiben Festangestellt sowas mit dem Arbeitsvertrag, der solche Klauseln enthalten sollte.
Auf den PCs, wo überwiegend freie MAs arbeiten, mache ich sowas in der Art auch.
Und? Nützt es was? Und wenn ja, was?
