Ist das jetzt in Mode?

by Volker Weber

spiegel ab

Es gibt Sachen, die kapier ich in diesem Leben nicht mehr. Da kommt man an einem Auto vorbei und dort hängt der rechte linke Außenspiegel herunter. Könnte ein Unfall sein. Ein paar Meter weiter steht aber gleich das nächste Exemplar. Und das nächste. Offensichtlich die ganze Straße runter. Einer nach dem anderen mutwillig abgebrochen. Was soll das? Das sind keine blitzblanken Nobelschlitten, sondern alte Gebrauchtwagen mit 10 Jahren und mehr auf der verbeulten Karosserie. Da geht noch nicht mal Neid durch, denn das trifft durch die Bank arme Schlucker, die sich ein Auto gerade mal so leisten können. Wer macht sowas?

spiegel ab

Comments

Standen die vielleicht falsch rum in einer Einbahnstrasse? Das sieht nämlich eher nach *linken* Aussenspiegeln aus.

Ansonsten, ja, es gibt wohl Idioten, denen das Spass macht. Ist eine kranke Welt ... und Neid könnte es trotzdem sein ... soll auch Leute geben, die sich ein Auto noch nicht mal "gerade mal so" leisten können.

Joerg Michael, 2006-11-20

Ich stelle mir in Zukunft was in der Art vor: http://video.google.com/videoplay?docid=-1992433373538523613 (nur daß dann natürlich nicht eine Taube fliegt, sondern ...)

Michael

Michael Moser, 2006-11-20

Jemand der seinen Hass auf die Gesellschaft nicht kreativer zu nutzen wusste? Vielleicht wurde er ja zuvor in der Schule gehänselt weil er zuviel Mist erzählte von dem keiner was wissen wollte, und für den sich sein Frisör auch nicht interessierte.

Martin Schroers, 2006-11-20

Wer sowas macht? Menschen, die null Respekt vor fremdem Eigentum haben und bei denen die Intelligenz nur grad so weit reicht, dass sie dich verständnislos anschauen und sagen würden "Ist doch egal. Ist ja nicht mein Wagen."
Manchmal grausts mich vor der Wirklichkeit!

Marcel Widmer, 2006-11-20

Wer das macht, ist im Grunde recht einfach: Leute, die mit 'nem Panzer durch die Kinderstube gefahren sind (sofern überhaupt vorhanden gewesen) und den IQ einer durchschnittlichen Scheibe Toastbrot haben. Ok, das war fies ... für das Toastbrot...
Aber neu ist das doch nicht. Früher wurden Antennen abgeknickt, die Sterne vom Benz abgerissen und sich als Trophäe um den Hals gehangen, und was weiß ich noch alles. Viel geändert hat sich in den letzten min. 15 Jahren jedenfalls nicht. Die Frage ist also weniger, wer so etwas macht. Die Frage ist auch nicht zwangsläufig, wie man das aktiv verhindern kann, sprich: durch Alarmanlagen o.ä. Die Frage sollte vielmehr lauten, warum die Leute, die so etwas tun, so gelangweilt sind und so wenig Respekt vor dem Eigentum anderer, dass sie eben so etwas verbocken.

Da wir als Gesellschaft aber mehr und mehr in eine Richtung abdriften, in der materieller Besitz alles ist und die, die nicht "mithalten" können, in Grund und Boden verdammt und als schlimmer als der Dreck unter der Schuhsohle angesehen werden, müssen wir uns halt nicht wundern, wenn es dem einen oder anderen reicht und er sich so Luft macht. Selbstverständlich soll das keine Entschuldigung für destruktives Verhalten sein. Selbstverständlich ist jeder seines eigenen Glückes Schmied und auch aus sozial benachteiligten Familien kann man sich "hocharbeiten". Aber in wahrscheinlich nicht allzu ferner Zukunft müssen wir uns selbst fragen, wie wir mit der Situation umgehen wollen, dass es Leute gibt, die nur noch so auf sich aufmerksam machen können. Denn für meine Begriffe (ich bin kein Psychologe oder Soziologe) ist es genau das: die einzige Möglichkeit, Aufmerksamkeit (oder "Fame") zu bekommen, weil sonst niemand zuhört, weil sich sonst niemand für diese Leute interessiert, weil sie in einer Grauzone unserer Gesellschaft verschwinden, in der sie zwar physisch existent sind, aber auch nicht mehr.

Aber wie gesagt: die soziale Benachteiligung kann dafür keine Entschuldigung sein. Unterm Strich ist es einfach Dummheit. Dummheit im Sinne von: "Ich denke nicht nach, ich will nicht nachdenken und im Übrigen ist mir eh alles Schei*egal und ich gebe eher anderen die Schuld, als über mich selbst zu reflektieren."

Ralf Stellmacher, 2006-11-20

Gibts auch hier in München. Erst neulich gesehen: an mindestens 10 in einer Reihe geparkten Autos ein fetter Kratzer auf der Bürgersteigseite. Jeweils von vorne bis hinten. Sozusagen "im Vorbeigehen".

Helmut Weiss, 2006-11-20

tja, das war wohl die pure Sucht nach Aufmerksamkeit bei den Kumpels, wie Ralf schon geschrieben hat , vermutlich enthemmt von ein wenig Alkohol.
So liest sich das dann in Zeitungsberichten unter der Rubrik aus dem Polizeibericht. Davon profitieren nur die Werkstätten oder , wenn die Leute einigermaßen Glück haben, die "Schrott Willis" dieser Erde, die in ihren Regalen verstaubte Heiligtümer an Ersatzteilen aufbewahren und das zum fairen Kurs anbieten.

Wolfgang Andreas Bischof, 2006-11-20

Neulich haben vermutlich ein paar betrunkene Gäste einer in Sichtweite stattfindenden Burschenschaftsparty versucht, an der Dachreeling des Autos eines Freundes ihre Bierflaschen aufzumachen. Resultat: Dachreeling hinüber (Lack ab, Materialsplitter herausgelöst, Rostgefahr), Dach hinüber (Beule, Lack ab, Rostgefahr) und Glassplitter in den darunterliegenden Gummidichtungen der Heckklappe. Schaden 2.000,- € weil das Dach und die Reeling ausgetauscht werden mussten. (Die Ersatzteilpreispolitik der Autohersteller steht auf einem ganz anderen Blatt)

Ich kann gar nicht sagen, wie gerne ich gesehen hätte, wie einer das probiert. Nicht weil ich handgreiflich werden würde, sondern weil ich gerne sehen würde, wie derjenige für seine 2 Minuten unbegreiflicher Dummheit später den Schaden zu erstatten hat.

In einer Gesellschaft, in welcher jugendliche Passanten einer suizidwilligen Frau auf dem Dach noch von unten aus zurufen, sie solle doch springen, ist allerdings eh noch viel mehr faul...

Henning Störk, 2006-11-20

Aus meiner Erfahrung als Innenstadt-Anwohner mit Publikumsverkehr vor der Haustür kann ich nur sagen, das ist Alltag. Autospiegel, Scheibenwischer, Bäume, Mülleimer, öffentliche Kunstwerke sind bevorzugte Ziele dieser Klientel. Auch mit dem Auto durch den Vorgarten fahren, um am Sackgassenpfosten vorbei zu kommen, gehört zum Standardrepertoir. Ganz cool war eine Straßenlaterne vor meinem Haus, die ohne Übertreibung jeder 2. Autofahrer beim Wenden ( Sackgasse ) angefahren hat. Die Stadt hat sie inzwischen um 2 Meter versetzt. Oder wie wäre es mit dem Treppengeländer meines Nachbarn, das regelmäßig krumm gefahren wird.

Einziges Problem Eurer Argumentation über diese Klientel ist - das war kein "niederer Pöbel" - das waren ganz normale Menschen mit Auto oder Söhne aus den Stadtteilen mit gehobener Ausstattung. Auch war da kein Alkohol im Spiel. Was die besagte Laterne vor meinem Haus betrifft, war die Quote ganz eindeutig: ALLE sind einfach weggefahren - und das über Jahre hinweg.

Hubertus Amann, 2006-11-20

Das ist der Preis des urbanen Lebens (mitten in der City, direkte Kneipen- und Clubnähe), den ich fast schon akzeptiert habe... Jegliches Nachdenken über das Warum ist ziemlich sinnentleert. Sonst kommt man schnell zu unzulässigen Vereinfachungen. Ich habe mich ertappt, dass mir in unserer Strasse mehr vor einer Gruppe heraufziehender "Linker" gruselt, als vor den Nazis. Die Nazis sind lauter, aber in der Regel sind deren Hirne so sehr vom Skandieren alloziert, dass die Wahrnehmung für Außenspiegel eher getrübt ist. Hingegen besitzt der (Schublade auf) rasta- und kapuzenbewährte Linke hier gern eine Sprayflasche, um eine Immobilie textuell zur Enteignung freizugeben. Tritt er in der Gruppe auf, muß der Außenspiegel und der Kfz-Lack des Establishments leiden...

Eventuelle Ausnahmen bestätigen die Regel.

Fazit: Tel Aviv, so ist das Leben. :-(

Martin Kautz, 2006-11-20

Update:

...da komm ich gerade von der Arbeit heim und vor meinem Haus steht meine Familie und ein paar Nachbarn um unseren 20 Jahre alten Flieder im Vorgarten.

Den gibt es jetzt nicht mehr, der liegt flach. Da hat sich entweder ein Halbstarker dran versucht oder ein Lieferwagen hat ihn umgefahren.

Das wollte ich noch loswerden, bevor ich aufräumen geh...

Hubertus Amann, 2006-11-20

Als jemand, dem man gerade erst fein das Auto ausgeräumt hat (und das auf dem halbwegs bewachten Parkplatz einer Automobilfabrik in Norddeutschland. Wie passend eigentlich.), schreibe ich hier lieber nicht weiter - ich weiss nicht, wie sehr Gift und Galle die Tastatur verkleben...

Frank Dröge, 2006-11-20

Wer macht sowas? Deppen, Erbsenhirne und was nicht noch so alles kreucht und fleucht. Leute ohne Respekt. Wenn man sich so umsieht muss man sich um unsere Zukunft ernsthaft Sorgen machen. Bei uns wurden in einem Jahr das Haus halb leer geräumt, beide Autos aufgebrochen, da bekommt man Haßgefühle. Subjektiv habe ich den Eindruck, das werden immer mehr. Und das Schlimme an der Sache, viel von denen dürfen auch wählen gehen.

Frank Stangenberg, 2006-11-20

Ich möchte es mal etwas neutral umschreiben. Eine mir etwas ferner stehender Person bemerkte vor einiger Zeit, daß Hartz IV Ihm richtig Angst mache. Ich war überrascht denn eigentlich bin ich sonst andere Statements von besagter Person gewohnt aber der Nachsatz "Sonst zerkratzt mir der Pöbel noch mein neues Auto" hat das dann wieder gerade gebogen.
Der Haß wächst auf beiden Seiten. Ums Wählen würde ich mir aber keine Sorgen machen. Menschen die glauben keine Perspektive mehr zu haben gehen meiner Meinung nach nicht mehr wählen.

Henning Heinz, 2006-11-20

Liebe Leute,

so ganz ist mir das auch nicht klar aber meine Theorie dazu besteht aus 3 Teilen:

- Rebellion & sinnlose Zersörung hat es schon immer in gewissem Ausmass gegeben. Beispiele:
Einer meiner geschätztesten Bekannten ein heute ausserordentlich friedlicher Mensch, Bürgermeiser seines Ortes hat in seiner Jugend die Strassenlaternen der Umgebung mit Sprengstoff zerstört.... (Sehr zur "Freude" seiner Eltern)

- Unsere Gesellschaft wird immer stärker reglementiert, gleichzeitig fehlen früher vorhandene Leitbilder.

- Der Wert einer Gesellschaft zeigt sich daran wie sie mit dearart deviantem Verhalten umgeht.

Wie bei kleinen Kindern sollten die Maßnahmen gegen die Täter durchaus streng sein um Ihnen die Grenzen zu zeigen, allerdings nicht so streng daß Sie deshalb abkippen.
Wie fast immer das richtige Maß machts...
Euer Martin Forisch

Martin Forisch, 2006-11-21

[quote]
Menschen die glauben keine Perspektive mehr zu haben gehen meiner Meinung nach nicht mehr wählen.
[/quote]
Schönen Gruß nach Sachsen und MeckPomm...

Aber ich fürchte, ich hätte es nicht so beschreien sollen. Heute morgen liegt mein Mopped auf der Seite (und ich bin mir ziemlich sicher, es war nicht der recht böige Wind heute Nacht) und wie ich runterkomme, seh ich grad noch, wie ein Muttchen ihren Kläffer draufurinieren lässt. Wäre es nicht der Vorderreifen gewesen, ich glaube, hätte erst die Töle und dann die Omma geplättet. Ihre lapidare Antwort auf die durchaus ernst gemeinte Frage, ob das denn nötig sei und was sie davon halten würde, würde eine Töle auf ihr Eigentum pinkeln: das sei schließlich öffentliches Straßengebiet, da könne ihr Hund hinmachen, wo er grade Laune hat. Und wenn ich aufs Mopped nicht aufpasse, sei ich halt selbst schuld. Ich glaube, ich kann guten Gewissens sagen, dass ich noch nie so einen Hass und so eine Wut verspürt hab...

Was lehrt uns das?
1) Es kann jeden und überall treffen.
2) Regelmentierung bringt wenig: die einen sind zu jung dafür (Stichwort: Jugendstrafrecht), die anderen sind zu alt dafür (wer sperrt ein 70-jähriges Muttchen ein?), dem Rest interessiert es teils recht wenig.
3) Die, die früher angeblich intakte Leitbilder hatten, sind heute nicht zwangsläufig auch nur einen Fatz besser, als die angeblich so verdorbene Jugend.
4) Nach staatlicher Ordnung zu rufen, kann den unschönen Nebeneffekt haben, dass an jeder Ecke ein Büschel Kameras aus dem Boden schießt. Nur hält das in dem Fall den Köter nicht davon ab, mir aufs Mopped zu pinkeln. Weder bei der Omma noch bei übermütigen Kiddies ist was zu holen, bringt die Betroffenen also auch nicht weiter.
5) Um wirkungsvoll Vandalismus zu verhindern, braucht's eine Garage oder eine Selbstschussanlage. Letzteres ist indiskutabel, ersteres nicht immer möglich.

Ergo bleibt nur noch die Möglichkeit selbst ein Vorbild zu sein, in der Hoffnung, dass es auf die Umgebung abfärbt. Eine hehre Hoffnung, ich weiß. Wer eine bessere Idee hat, ich bin ganz Ohr... Wer hier Resignation raushört, hat nicht ganz Unrecht...

Ralf Stellmacher, 2006-11-21

Hey Ralf,
die Oma hat möglicherweise sonst mit Ausnahme des Briefträgers wohl keine Sozialkontakte mehr, was gibts da besseres als das nette Hunzi irgendwas anbrunzen zu lassen in der Hoffnung daß der Besitzer des Gegenstandes sich zu einer Reaktion herablässt?
Hat ja geklappt...;-)
>esarcasm

Du hast Dich ja trotz Deines verständlichen Ärgers beherscht.
Besser gehts nicht

Das seit Jahrhunderten traditonelle Gejammer über die Verrrohung der Sitten die Schlechtigkeit der Jugend usw ist halt ein gewisses Ritual.

Sicher ist es ärgerlich wenn jemand mutwillig irgendwelches Zeug zerstört aber in Anbetracht der steigenden Bevölkerungsdichte des Erdballes wird die Menschheit im Durchschnitt jedes Jahr immer friedfertiger.
Das find ich durchaus ermutigend.


Martin Forisch, 2006-11-22

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