Doppelter Murks

by Volker Weber

Das Handelsblatt berichtet:

Bundeskabinett stoppt Rauchverbot

Das von einer Expertengruppe der Koalition geplante bundeseinheitliche Rauchverbot in Gaststätten und Schulen ist nach Informationen des Handelsblatts endgültig vom Tisch.

Diese Woche wieder beobachtet: Kommt ein Freund zum Mittagstisch, wedelt mit der Hand, weil die Luft so verqualmt ist, setzt sich hin und raucht drei Kippen in Folge. Mir wäre lieber, er würde furzen.

Comments

Und wieder ein Grund mehr hier auf der Insel zu bleiben, hier bekommen sie das ganze ja so langsam hin. In Schottland ja schon etwas laenger und bald auch hier in England. Freue ich mich schon drauf.

Und mindest ein Pub in Schottland hat seit dem Rauchverbot einen Umsatzanstieg zu verzeichnen, wie mir der Besitzer erzaehlte. Nur die ganzen Kippen auf der Strasse vor der Tuer nerven noch ein bisschen, aber das wird sicher auch noch.

Armin Grewe, 2006-12-07

Mir geht dieses Gequalme wirlich auf die Nerven. Ja, ich habe vor Jahren auch mal geraucht, doch deshalb bin ich jetzt kein fanatischer Nichtraucher.

Neullich bei unserem Lieblingsitaliener zur Mittagspause: Packt doch wirlich der Tischnachbar eine Pfeife aus. Alle Fenster waren geschlossen. Weitere Gäste mussten wahrscheinlich ihren Nikotinspiegel wieder anheben, weil sie im Büro offenbar nicht mehr rauchen dürfen und so rauchten sie drei Stück hintereinander.

Ein Woche vorher: Vier Erwachsene und ein Baby in der Babyschale. Was machten die Erwachsenen?: Die qualmten um die Wette.

Warum funktioniert der Verbot in anderen Ländern?

Maik Endler, 2006-12-07

Und warum braucht es erst ein Verbot damit vier Erwachsene nicht neben der Babyschale rauchen? Oder in einem Raum mit anderen Menschen beim Essen?

Thorsten Neuhaus, 2006-12-08

Warum das funktioniert? Weil es vernünftig ist.

Volker Weber, 2006-12-08

Thorsten, weil es leider anders nicht funktioniert. Ein Freund von mir hatte früher seine Frau mit beim Mittagsessen. Heute nicht mehr. Jetzt hat sie ein Baby, und das muss vor rücksichtslosen Rauchern geschützt werden.

Früher mussten wir die Qualmerei in Flugzeugen ertragen. Heute nicht mehr. Vielleicht wird es in Restaurants auch mal besser. In Deutschland wird man wohl den Umweg über die Arbeitsstättenverordnung machen müssen. Wenn die Kellner vor Rauchern geschützt sind, dann auch die anderen Gäste.

Volker Weber, 2006-12-08

Die Frage die ich mir immer stelle: Wenn so ein großer Bedarf -wie stellenweise kommuniziert- an Nichtraucherlokalen besteht, warum existiert im Markt kein solches Angebot? Es wäre doch ein leichtes für die Wirte das Rauchen zu untersagen.

Warum muß der Gesetzgeber das regulieren?

Markus Thielmann, 2006-12-08

Das sehe ich genau so. In meiner Stadt gibt es soweit ich weiß kein Restaurant und keine Kneipe, in denen Rauchen verboten ist. Ich bin selbst Raucher, hätte aber kein Problem damit, mit Nichtraucher-Freunden in eine Nichtraucher-Kneipe zu gehen. Aber wenn ich dann mal rauchen wil zum Bier, dann sollte es auch Kneipen für Raucher geben, wo alle (auch die Bedienung) rauchen, damit wäre dann auch keine dem Rauch ausgesetzt, der es nicht will.

Thorsten de Vries, 2006-12-08

Die meisten Kneipiers rauchen selber, und selbst wenn in einem Lokal 99% der Gäste nicht rauchen wird das Lokal sofort zum Raucherlokal wenn ein Gast nach dem Ascher fragt.

Dazu kommt die Borniertheit der deutschen Wirte die lieber jammern weil die Gäste ausbleiben anstatt mal deren Wunsch nach Rauchfreiheit nachzukommen. Die besten sind die, die Nichtrauchern empfehlen zu Hause zu bleiben, und im nächsten heulen das sie keinen Umsatz machen. Es ist doch betriebswirtschaftlich grob fahrlässig wenn ich weiß das 70% der Bundesbürger der Qualm stört, und ich mich dann als Koch oder Angestellte tatsächlich in den Gastraum setze und dort in der Pause selber rauche. So sägt man am eigenen Ast...

Die Wirte sind einfach zu doof, und da sie die Gäste, die wg. des Qualms ausbleiben nicht zählen können, denken sie, die sind nur virtuell - sind sie aber nicht!

Ich bin mir sicher das überall wo Speisen serviert werden (in den meisten Kneipen gibts ohnehin essen) die Umsätze tendenziell steigen, und in Bars keine Veränderungen eintreten, weil auch dort die Leute ja nicht zum rauchen hinkommen. Wenn, dann funktionierts aber nur so wie in Italien, es ist blödsinn Eckkneipen oder Bars auszunehmen. Geht auch praktisch nicht.

Martin Kaiser, 2006-12-08

ich verstehe das auch nicht. Eigentlich ist es der Normalfaktor, sprich die Mehrheit der Menschen ist Nichtraucher!
Wieso müssen sich dann alle nach der Minderheit richten?

Viktor Kostic, 2006-12-08

A propos furzen: Wenn man das hier liest, dann kann man erwarten, dass auch das Furzen nicht überall geduldet wird (von willkommen sein mal ganz zu schweigen). Obwohl hier eine gewisse Raucher-bezogene Komponente auch enthalten ist. :-)

Ragnar Schierholz, 2006-12-08

Ich kann die Gründe verstehen, warum das nicht so umgesetzt wird.. nur erschließt sich mir nicht, warum das nicht von Anfang an klar war.

Fazit: Mal wieder Tam Tam für was größeres, am Ende dann doch wieder nur was kleines.. ..wie immer in diesem Land.. ..schade eigentlich.

Markus Lachnit, 2006-12-08

Wir sehen immer dann Gesetzesvorstöße der Bundesregierungen unterschiedlichster Couleur, die die Bevölkerung polarisieren und emotionalisieren, wenn man von anderen Themen ablenken will. Das kann der §218, die Raser auf der Autobahn, das Rauchen etc. sein.

Dasselbe passiert uns gerade wieder. Ja sind wir denn nicht in der Lage, diesen alten Trick endlich zu durchschauen?

Die Themen, die vernebelt werden sollen, sind (unter anderem: 19% MWSt, gravierende Erhöhung der Versicherungssteuer, massive Erhöhungen der Ausgaben im Gesundheitswesen, die erhebliche Reduzierung der Pendlerpauschale (20 km sind nicht mehr absetzbar)....

Der Rauch vernebelt diese Themen nicht. Es ist unsere Regierung, die die Nebelkerze wirft.

Armin Roth, 2006-12-08

Oh mann, militante Nichtraucher, hier.
Dazu sehr schöne Überlegungen zum Thema von der SZ:
http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/269/72197/

...auch mit hinweisen woher 'eure' schräge Einstellung ihre Wurzeln hat
("Unter dem Einfluss des obersten Regierungsmediziners (U.S. Surgeon General) der USA, Charles Everett Koop, eines strengen, superfrommen Christen, definierte die WHO Rauchen als Krankheit in der Abteilung gestörtes Verhalten.").

Habt ihr das schon mal gesehen: ein Bahnsteig, ca. 300m länge. Vollkommen leer. Nur in der einzigen Raucherzone stehen 50 Leute.
Dann steigt man in einen (teuren) deutschen Schnellzug: im Bistro darf nicht geraucht werden, die (wenigen) Raucherabteile sind komplett
durch-reserviert. Dann geht man eben nur ab & zu in das Abteil. Da ist man dann aber nicht der Einzige & es fängt wirklich da drin an zu stinken, frage nicht!
Deswegen: Pro Toleranz in alle Richtungen. Mich stören auch Hundehaufen und trotzdem kann man es den Herrchen (leider) nicht verbieten so einen Tretminenleger zu halten...

Philipp Neata, 2006-12-09

Och, von mir aus koennen die Raucher qualmen so viel sie wollen, da bin ich tolerant. Nur mag' ich es halt nicht wenn sie es dort tun wo ich auch gerne hingehen moechte. Deshalb freue ich mich wenn mein Recht auf frische Luft hoeher bewertet wird als das Recht auf Gestank der Raucher. Bis jetzt konnte ich nicht in den Pub gehen ohne mich vollstinken zu lassen. Teilweise ein Grund warum ich bewusst nicht in den Pub gegangen bin. Jetzt ist es halt mal andersrum, wo ist da das Problem?

Und ist dir schon mal die Dreistheit insbesondere der Deutschen Raucher aufgefallen? Stehen mitten unter dem Rauchen verboten Schild an der Gepaecksausgabe im Flughafen und qualmen, habe ich mehrmals erlebt. Das ist mir hier in England noch nicht untergekommen.

Das Problem der Hundehaufen sehe ich allerdings kaum: Ich weiss nicht wie das in Deutschland aussieht, aber zumindest hier sind die Hundehalter verpflichtet hinter ihren Viechern den Dreck aufzusammeln. Die meisten machen das sogar, was allerdings auch an den ¢30+ die das sonst kosten kann liegen kann.

Armin Grewe, 2006-12-09

Armin, das mit den Hundehaufen ist ein Verdrängungsreflex. "Was hast Du in Mathe?" - "Ne Vier, aber der Uwe hat ne fünf".

Kann ich gerade im Freundeskreis besichtigen. Da krepiert gerade einer jämmerlich an Krebs. Ist aber kein Lungenkrebs. Also alles in Butter.

Volker Weber, 2006-12-09

Eigentlich wollte ich mich an dieser Diskussion nicht beteiligen ... aber wenn Sensibilität und Toleranz ein so niedriges Niveau erreichen muss ich doch mal eine Empfehlung abgeben : http://www.rauchfreispeisen.de

Hans - Werner ( Raucher )

Hans-Werner Mattis, 2006-12-11

Hatte große Hoffnung in die genannte Homepage.
Ergebnis für meine Stadt: 6 Einträge, Anzahl Einwohner: fast 200.000, Anzahl Restaurants gesamt: über 360
Am Samstag habe ich in einem großen Restaurant mit mehreren Räumen nach einem Nichtraucherbereich gefragt. Antwort: Samstags ist es bei uns so gut besucht, da können wir das nicht anbieten. Ah ja.
Also regeln wir das wie bisher auf freiwilliger Basis. Funktioniert ja so gut :-(

Andreas Winter, 2006-12-11

... next time, dear vowe, next time ... ;-)))

Stephan Perthes, 2006-12-11

die letzten 15 Jahre hat kaum eine Regierung was an Reformen zusammenbekommen, weil die Ländermehrheit es boykottierte .... stimmte zu 90+x%, weil die Ländermehrheit immer die nächste Regierungswende einleitete.

JETZT haben die jede erdenkliche Mehrheit und kriegen es auch nicht hin, so eine Pleite.
Die setzen eine Komission ein, um ganz am Ende des Projekts festzustellen, daß es gar keinen Projektauftrag gibt, also die Legitimation fehlt.

Das bedeutet 6 und noch einmal von vorne.... wann ist das endlich vorbei mit dieser Kanzlerin und x Lokalfürsten mit den dollsten Einsichten.
Ach ja, Bayern will Rauchen komplett auch in Bars und so verbieten und der bayrische Gaststättenverband (in ANbetracht der Besucher nicht der Kleinste) unterstützt das, was ich super finde.... nur in Niedersachsen und Saarland finden sich auf einmal so komische Ansichtren, das ist doch alles sponsored by Raucherindustrie.

In dem Zusammenhang ist aber die RAG Privatisierung die Härte ... das sitzt die gesamte Poliitik im Aufsichtsrat oder ist als Berater tätig wie die Herren Merz und Schröder, um die gute RAG in einem Paket billig an die Börse zu bringen und die später zu zerschlagen, denn dann haben alle mehr davon, nur der Steuerzahler nicht, weil das Kind dann verkauft ist.

Und alle Kritiker inkl. des Bundestagsprsäsidenten sitzen im Aufsichtsrat ... wann haben die endlich alles verkauft und können nichts mehr kaputt machen. Und wann sind die Nebenbeschäftigungen vorbei und die Zusatzeinkommen und Zuwendungen offengelegt?

Es wird Zeit, dass die werten Damen und Herren ihre Arbeitszeit nachweisen, in den normalen Versorgungssystemen laufen, keine steuerfreien Positionen erhalten und der ganze Laden nur noch halb so groß ist, denn das spart Wahlkreise, Abgeordnetenbüros und Hiwis und RENTEN.

In der wirklich privaten Wirtschaft wäre kaum einer was von denen geworden.

Wolfgang Andreas Bischof, 2006-12-13

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