Klartext

by Volker Weber

Bernd Oswald schreibt Klartext:

Deutschlands zurzeit berühmtester Hartz IV-Empfänger hat die Chuzpe, Ministerpräsident Beck abblitzen zu lassen. Den vier Millionen Arbeitslosen in diesem Land erweist er so einen Bärendienst.

Ich frage mich, wer einen Arbeiter mit Sprecherin braucht. Wie stand noch so schön auf seinem Button? Arbeit ist Scheiße. Und das finden die meisten Arbeitslosen keineswegs.

Comments

Ich weiss noch nicht so recht, was ich denken soll. Entweder hat er den Überblick verloren und wird jetzt von der Sprecherin "verheizt" oder er hat gemerkt, dass er - wenn er alles laufen lässt - dann doch tatsächlich wieder arbeiten müsste.

Joerg Michael, 2006-12-19

Meiner Ansicht nach hat Rasieren und Frisieren nichts gebracht. Das Problem sitzt bei dem Herren anscheinend tiefer.

Frank Dröge, 2006-12-19

Noch erstaunlicher finde ich die Anzahl der Jobangebote; diese offenen Stellen* konnten also trotz heftigster Bemühungen der Arbeitsagentur bisher nicht besetzt werden?

*Zu den Firmen, die die Stellen anbieten, zählen zwei Bauunternehmen im rheinhessischen Wörrstadt und Ingelheim, ein Malerbetrieb in Mainz und eine Gaststätte in Wiesbaden. Insgesamt ist von acht Jobangeboten die Rede.

Peter Fisch, 2006-12-19

Der Mann ist einfach unbelehrbar, da kann man nichts machen, hoffentlich wird ihm nach der Ablehnung die Unterstützung gestrichen.

Dirk Mueller, 2006-12-19

5 Minutes of fame.
Wahrscheinlich zahlt ihm eine Zeitung so viel wie er auf dem Bau in einem Jahr macht, und bekannt wird er auch noch. Ob er dadurch spaeter leichter eine Stelle bekommt wage ich aber zu bezweifeln...

Frank Koehntopp, 2006-12-19

-> Arbeitslos geworden weil er betrunken war
-> 5 Handys
-> Managerin
-> "Arbeits ist Scheiße" Button
-> Lehnt 8 Stellenangebote ab

Eine Karrikatur könnte nicht extremer sein.

Andreas Nebel, 2006-12-20

Da haben die Herren und die liebe Bild-Zeitung ja mal wieder was zum Fressen gefunden. Auf den Scheiterhaufen mit ihm, aber nur rasiert!

Was auch vergessen wird, ist, zu erwähnen, dass der Mann angeblich einen Bandscheibenvorfall und nur eine Niere hat, sowie irgendwelche Beschwerden mit dem Arm. Kann gut nachvollziehen, dass man dann keine Lust mehr auf Bau hat.

Horst Schüttler, 2006-12-20

Ein paar Monate Steinbruch moralisieren ungeheuer...

Aber mal ernsthaft: was ist denn das für eine Entschuldigung, dass er irgendwelche Weh-wehchen hat? Für den Bau braucht man nur deshalb 2 Nieren, weil da gesoffen wird. Ansonsten geht es auch sehr gut mit nur einer. Und selbst wenn er physische Beschwerden hat (sollte erst einmal ein Amtsarzt untersuchen, vorschieben kann man ne Menge), dann kann er immer noch einen Bürojob machen. Das ist genau die Art von Arbeitslosen, die in der Öffentlichkeit das Bild des faulen Sozialschmarotzers abgeben. Dass selbstverständlich nicht alle so sind, darüber müssen wir nicht diskutieren. Aber dass nun ausgerechnet die Zeitung der geistigen Tiefflieger sich drauf stürzt, das wundert mich nicht. Was mich aber wundert: wie kann ein Arbeitsloser Terminnot haben, das angebliche Treffen mit der Kirche wird wohl kaum ein Vorstellungsgespräch gewesen sein. Und was zum Geier macht der Kerl in Oslo? Vielleicht ist die Idee mit dem Steinbruch doch nicht so schlecht ... mit einem eigenen Galeereneinpeitscher.

Und für sowas zahle ich Steuern...

Ralf Stellmacher, 2006-12-20

@Ralf:
- auf dem Bau wird heute nicht mehr gesoffen.
- "was zum Geier macht der Kerl in Oslo": Richtig hingucken. Es war der Herr Beck, der in Oslo war. Und da hast Du doch bestimmt nix gegen einzuwenden :-)

Johann Schmieder, 2006-12-20

Zur Info. Ohne weiteren Kommentar. Mit dem folgenden Link habe ich nichts zu tun, außer dass ich die folgende Seite gelesen habe und finde, dass sie zum Thema passt:

http://gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/0344e1989e0a62f04.php

Moritz Petersen, 2006-12-20

@Johann: jupp, wer lesen kann, ist klar im Vorteil.

@Moritz: ok, ich muss zugestehen, dass Spiegel = Springer-Presse = regierungseigene PR-Agentur. Aber dass in dem von dir verlinkten Artikel der Typ als moderner Robin Hood hingestellt wird, dem es ja überhaupt nicht darum geht, etwas für sich selbst zu erreichen, sondern dass er auch noch stellvertretend für Millionen von Arbeitslosen spricht, das ist doch höchstens ein schlechter Witz. Genauso einseitig wie Bild in die eine Richtung, schreibt wenigstens dieser Artikel in die andere Richtung (weiter hab ich auf der Seite nicht gelesen), irgendwo dazwischen wird die Wahrheit liegen. Ich hättte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber im Moment tendiere ich eher dazu, der Springer-Presse zu glauben...

Ralf Stellmacher, 2006-12-21

Die Langzeitarbeitslosen sitzen in der perfekten PR-Falle und Henrico F. ist das exemplarische Opfer. Hätte er weiter seinen neuen Seitenscheitel gepflegt und gehorsam ein Jobangebot angenommen, dann hätte er für alle Ewigkeiten verbürgt, wie recht Beck doch hatte: ein bisschen rasieren und schon hätte jeder Langzeitarbeitslose eine Stelle. Alle anderen 2,6 Millionen müssen also selbst schuld sein.

taz vom 21.12.2006

Ole Saalmann, 2006-12-21

Ralf, ich tendiere dazu, keiner Presse zu glauben, sondern mir eine eigene Meinung aus verschiedenen Quellen und Diskussionen zu bilden.

Mein Senf zu dem Thema: Ich finde es gut, dass es Leute wie F. gibt, bin aber froh, dass sie in der absoluten Minderheit sind. F. steht nicht als Paradebeispiel für den klassischen Hartz-IV Empfänger, sondern ist ein Punk der sich ein bisschen engagiert - und zwar auf Punk-Art: ein bisschen rumpöbeln, "dagegen sein", provizieren (z.B. mit APPD-Sticker). Ob der überhaupt arbeiten will, kann ich nicht beurteilen, aber darum geht es mir auch nicht. Ich finde, dass diese Diskussion an einigen Punkten in die falsche Richtung läuft:

- Beck hat sich im Affekt herablassend über einen Arbeitslosen geäußert, und versucht derzeit mit einer massiven Medienkampagne da wieder herauszukommen (scheint im ja auch gut zu gelingen)
- Hätte F. sich mit Beck getroffen und die Jobangebote angenommen wäre dies ein fatales Zeichen: Man hätte den Eindruck, man müsse sich nur rasieren und die Haare schneiden, um einen Job zu bekommen. Das wäre ein Schlag ins Gesicht vieler Arbeitsloser, die z.B. aufgrund ihres Alters arbeitslos geworden sind oder die sich permanent bemühen eine Arbeit zu finden, aber schlicht keine Arbeit angeboten bekommen.
- Das Verhalten von F. lässt sich nicht auf alle Arbeitslose übertragen. Die Diskussion ist daher schon völlig fehlgeleitet. Die Konservativen in unserem Land haben durch ihn einen neuen Sündenbock. So einfach kann das Leben sein.

Einfach ist aber immer schlecht.

Leider.

Aber gut, dass nicht alle Leute in diesem Land adrett geschniegelt und rasiert durch die Gegend laufen...

Moritz Petersen, 2006-12-21

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