Es geht auch ohne

by Volker Weber

Des einen Freud:

GDL freut sich über bundesweite Zugausfälle

Des anderen Leid:

Millionen Pendler sind von den Behinderungen betroffen

Die Konsequenz:

Wegen des Streikrisikos müssten Unternehmer zudem künftig den "optimalen Mix von Schienen- und Straßenverkehr" zugunsten der Straße verschieben.

Mich wundert nicht so sehr, wie präzise sich die Bahner in den Fuß schießen. Erstaunlich ist, wie schnell sie nachladen.

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Comments

Vor allem herrlich wird es wenn bei der Bahn die Fahrdienstleiter draufkommen, dass auch ohne Sie die Bahn nicht fahren kann. Das heisst, dass die bald auch sagen werden. Hallo Boss wir wollen mehr Geld, oder wir lassen die Signale auf Rot stehen. Die nächsten sind dann die Verschieber die sagen. Hallo wenn wir nicht auch so viel mehr Geld bekommen, dann rangieren wir keine Züge mehr.

Ich bin nicht begeistert, dass auch im deutschsprachigen Raum bald italienische Verhältnisse einreissen.

Ralf M Petter, 2007-10-25

Sehr schöne Einschätzung, Volker. Besser kann man es vermutlich kaum auf den Punkt bringen.

Thomas Lang, 2007-10-25

Ich möchte nicht unerwähnt lassen, daß nur Regionalzüge bestreikt werden. Der Fern- und insbesondere der Güterverkehr sind davon nicht betroffen. Die Auswirkungen für die ja so heiligen Unternehmer sind also auf ein Minimum begrenzt.

Und wer das Streikrecht gleich in Frage stellt, nur weil er morgens 20 Minuten später ins Büro kommt, der sollte nicht vergessen daß wir immer noch eine Verfassung besitzen die sowas garantiert. Übrigens ist das die gleiche Verfassung die uns bis jetzt immer vor italienschen Verhältnissen bewahrt hat.

Immer diese Aufregung....

Roland Dressler, 2007-10-25

Scheinbar kippt die Zustimmung in der Bevölkerung, die sich auch bei den eher Konservativen (wie auch bei mir) eingestellt hatte - ein Erfolg der Verzögerung durch Gerichtsverfahren.

Mir sind allerdings bislang folgende Fakten bekannt: Das Maximum, das ein Lokführer (mit ähnlicher Verantwortung wie ein Flugzeugkapitän) verdienen kann ist brutto 2050 Euro. In der Regel ist das Gehalt allerdings niedriger. Netto bedeutet das gerade mal eben etwas mehr als das Doppelte als Hartz IV plus Wohngeld.

Oder anders ausgedrückt, das entspricht in etwa dem TAGESSATZ, den Management-Consultants fordern (und zur Zeit auch bekommen).

Das eigentliche Problem ist die Frage, ob es eigene Tarifverträge mit Berufsgruppen geben soll, oder nicht - das Geld ist der Bahn wohl eher nachrangig.

Armin Roth, 2007-10-25

Full Ack, Armin.

Und man sollte auch nicht vergessen, wer den Lokführern ausschließlich die Option "Regionalverkehr" zum bestreiken gelassen hat, wenn sich ein Bahnsprecher mal wieder ein großes "Bedauern" für die "einseitige Belastung der armen Pendler und kleinen Leute" rauswürgt.

Dass Lokführer, die tagtäglich die Verantwortung für mehrere hundert bis tausend Menschenleben tragen, mit Schicht- und Sonn- und Feiertagsdienst weniger als ein Facharbeiter verdienen ist imo ein Skandal. Und dass ihnen "bis zu 10% mehr Lohn" angeboten werden, den sie, wenn man genauer hinschaut, durch entsprechend längere Arbeitszeiten "kaufen" ist mehr als frech.

Da möchte ich mal den ein oder anderen Consultant, IT-Experten o.ä. sehen, der sich sowas gefallen lässt.

Sven Scholz, 2007-10-25

Beim letzten Streik sah im Fernsehen, wie morgens Betroffene am Bahnhof interviewt wurden. Eine junge Frau meinte dann, was die als Einstiegsgehalt fordern würden, wäre vermessen, das würde ja nicht mal ein Banker als Einsteiger verdienen.

Interessante Wertvorstellung, die sich wahrscheinlich in breiten Teilen der Bevölkerung wieder findet. Warum bitte hat ein Banker mehr Geld verdient als ein Lokführer? Der erste macht einen schweren Fehler und vielleicht sind ein paar Millionen weg (die die Versicherung oder die Bank bestimmt ausgleicht). Der zweite trägt täglich Verantwortung für das Leben hunderter Menschen, und wenn sich jemand das Leben nehmen will, tut er es sicher nicht in der Bankfiliale sondern vielleicht vor einem Zug. Und wer muss hinterher mit den psychologischen Folgen leben?

Marc Petermax, 2007-10-25

Die Bahn ist auch auf der Straße gut aufgestellt, hat sie doch mit Schenker eine recht umfangreiche Logistik Sparte (und macht dort deutlich mehr Umsatz als mit der guten alten Schiene).
Die Lohnzurückhaltung der vergangenen Jahre hat die Bahn auch nicht davon abgehalten die Fahrpreise regelmäßig zu erhöhen. Aber ich gebe zu, ein wenig hat man sich an die virtuellen Arbeitskämpfe gewöhnt. Herr Bsirske geht zu Sabine Christiansen, dann wird ein wenig gepoltert und am Ende gibt es 2%.
Sabine Christiansen ist inzwischen Geschichte. Vielleicht ist das der wahre Grund warum Menschen wieder auf die Straße gehen.
Ich find's gut.

Henning Heinz, 2007-10-25

Ich verstehe nicht, warum man in dem Kontext "Angemessenheit" diskutiert. Warum sollten die Lokführer nicht mehr verlangen, wenn sie es bekommen können ?

Habt Ihr schon mal bei vollem Auftragsbuch Eure Tagessätze reduziert, weil ein Kunde fand, dass sie nicht angemessen wären?

Falls die Bahn solche Leute nicht findet, muß sie wohl, um den Fahrbetrieb zu sichern, die Gehälter soweit erhöhen, bis sie eben genügend Leute findet.

Ich glaube, so ähnlich funktioniert z.B. auch die Ermittlung des "angemessenen" Gehalts für Systemadministratoren. Oder habe ich da etwas verpasst ?

Tim Toron, 2007-10-25

Ich bin auch gespannt, wie Schüttgutlieferungen, Autos für den Export und Stahltransporte auf die Strasse verlagert werden wollen.

Malte Diedrich, 2007-10-25

Apropos Geld und Kapital :)

Marc Petermax, 2007-10-26

Zitat: "Mich wundert nicht so sehr, wie präzise sich die Bahner in den Fuß schießen. Erstaunlich ist, wie schnell sie nachladen."

Da wäre der Kaffee fast auf der Tastatur gelandet. Sehr gut auf den Punkt gebracht!

cu
-Sascha

Sascha Westphal, 2007-10-26

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