Zehn repräsentative Beobachtungen zu Handwerkern

by Volker Weber

  1. Handwerker parken immer direkt vor dem Haus. Das ist überaus wichtig, da man später wegen jeder Unterlegscheibe noch mal zum Bus muss.
  2. Handwerker kommen gerne "gegen neun", auch wenn sie für acht Uhr angekündigt sind.
  3. Handwerker müssen um neun Uhr erst mal "Frühstück machen".
  4. Zum "Frühstück machen" setzen sich Handwerker in den Bus, der direkt vor dem Haus steht. Dort lernen sie die Bildzeitung auswendig und schieben dabei Frikadellenbrötchen unbeachtet in den Mund.
  5. Arbeiten, die eine halbe Stunde dauern sollen, werden in sechs Minuten erledigt, schließen auf dem Stundenzettel aber das "Frühstück" ein und werden auf die angefangene Stunde aufgerundet.
  6. Handwerker rauchen. Und schnicken die Kippen in die Einfahrt.
  7. Windschief sind immer die Gewerke anderer Handwerker. Eigene Gewerke sind mit der Wasserwaage ausgerichtet.
  8. Eigener Dreck ist für Handwerker unsichtbar. Flecken an anderen Gewerken waren vorher schon da.
  9. Überraschenderweise fehlt immer ein Bauteil. Überraschenderweise deshalb, weil die Verpackung grundsätzlich erst auf der Baustelle inspiziert wird.
  10. Bauteile werden grundsätzlich falsch geliefert, aber niemals falsch bestellt.

Update: Andreas Kommentar hier als MP3 gefunden:

Comments

nicht alle, aber grundsätzlich ja. vor allem die eigene Leistung und die der anderen (ungläubiges Kopfschütteln ist das im ersten oder im zweiten Lehrjahr dran?).

Joachim Haydecker, 2007-11-06

Meine Erfahrung (Hausbau, alle Gewerke einzeln vergeben) sind bis dato ganz anders. Allerdings haben wir nur Firmen aus der (ländlichen) Gegend engagiert, die haben auf ihren Ruf zu achten.
Ein Freund renoviert, hat einiges über Myhammer vergeben und würde deiner Liste wohl noch so einige Negativpunkte hinzufügen.

Helmut Weiss, 2007-11-06

Naja, ich erinnere an dieser Stelle einfach mal an dein Gesetz der konstanten Armleuchterquote ;-)

Der letzte Punkt gilt aber nicht nur für Handwerker.

Martin Hiegl, 2007-11-06

Meine positivste Erfahrung mit einem Handwerker.

- Zwei Anfahrten zu mir, um im Bad einen Schlauch zu wechseln
- Der Tipp, den Schlauch im Baumarkt zu besorgen, dies sei günstiger
- Etwa 30 Minuten Schrauben und werkeln

Kosten 10,- Euro + 5,- Euro Schlauch aus Baumarkt.

Zitat Handwerker: "Sie wohnen ja auf meinen Nachhauseweg, das ist ja kein Aufwand für mich".

Ich habe natürlich auch ausreichend negative (dann aber meist in Bezug auf überhöhte Abrechnungen, selten wegen schlechter Leistung) Erfahrungen.

Michael Heinz, 2007-11-06

Hinzuzufügen ist noch aus externer (sprich nachbarschaftlicher) Sicht:

- Der Typ Handwerker, der "gegen 6:30 kommt", beginnt immer erst mit den lautstarken Arbeiten, damit jeder weiß, dass er bei der Arbeit ist.
- Erst nach ca. 30 Minuten beginnt das oben beschriebene Frühstücksritual
- Danach werden im Verlaufe des Tages die weniger geräuschintensiven Arbeiten erledigt.

Nach meinen Beobachtungen ist auch das ein Naturgesetz unter Bauarbeitern und Handwerkern ;-)

Alexander Kluge, 2007-11-06

Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja. Ja.

Wir sind von Anfang Februar bis Ende Oktober gequält worden. Drei Grossbaustellen (Totalsanierung) bei uns im Mehrfamilienhaus der Jahrhundertwende. Mit grossräumigen Balkenaustausch am lebenden Objekt sowie Totalsanierung der Nasszellen und des kompletten Parketts und der Dielen. Die Handwerker und wir sind am Ende eine grosse Familie geworden... Wir sind wohl nächstes Jahr dran...

Cem Basman, 2007-11-06

Es gibt aber auch gute Handwerker: Unser Tischler steht immer zur vereinbarten Uhrzeit vor der Tür, hält den verabredeten Preis ein und - das finde ich unglaublich - räumt jeden Abend seinen Arbeitsplatz auf und fegt den Dreck weg. Ist aber nicht ganz billig und auch nicht über Undertool & Co ersteigert. Schlimme Erfahrungen aus dem Bekanntenkreis habe ich auch von Umzugsunternehmen gehört, die per Internet günstig per Negativ-Versteigerung gefunden worden.

Christian Just, 2007-11-06

MyHammer und Co. sind in der Tat sehr günstige Gelegenheiten, die Liste farbenreich zu erweitern. Nach einer Wohnung unter Wasser (wohlgemerkt 2 mal, da ich optimistischerweise Nachbesserung forderte) und einem anchließenden Prozess (gewonnen, aber wo nix zu holen, da bleibt man auf den Schaden-Kosten sitzen) kommen für mich nur noch lokale Handwerker in Betracht. Meinetwegen mit bezahlter Frühstücksarbeit.

Steffen Pelz, 2007-11-06

Volker,
da hast Du wahrscheinlich bisher immer Pech gehabt mit Deinen Handwerkern.
Ich kenne persönlich das genaue Gegenteil aus nächster Nähe:

1. Beim Parken wird bewußt nach einem Parkplatz gesucht, auf dem keiner behindert wird und(!) bei dem trotzdem die Wege kurz bleiben, nicht wegen der Unterlegscheibe sondern wegen des gesamten Materials und Werkzeugs, das mit auf die Baustelle soll.

2. Es wird pünktlich um 07.00 Uhr angefangen, egal wo die Baustelle ist. Auch wenn das heisst, dass es jeden Morgen um 04.30 ans Aufstehen geht, damit um 05.00 Uhr losgefahren wird.

3. Beim Frühstück um 09.00 haben die Jungs bereits vier Stunden hinter sich, davon zwei Stunden Arbeit auf der Baustelle.

4. Alternativ zur Bild wird auch schon mal schnell ein Auge zugemacht, um wieder Kraft für die nächste Stunden zu sammeln.

5. Arbeiten werden immer öfter zum Festpreis angeboten, auch wenn das heisst, dass es Stunden länger als geplant dauert, weil der Bauherr seine Meinung in Details geändert hat.

6. Auf dem Rohbau werden die Kippen schon mal fallen gelassen, sonst aber eingesteckt oder aufgesammelt.

7. Die Gewerke arbeiten zusammen, auf mögliche Fehler weist man sich rechtzeitig hin. Was zählt ist ein zufriedener Bauherr, egal, wer evtl. Fehler ausbessert.

8. Die Baustelle wird besenrein aufgeräumt, auch wenn dafür ein Sonntagnachmittag draufgeht.

9. Wenn tatsächlich mal was fehlt, wird in der Firma angerufen, und das Material wird hinterher geliefert. Die Zeit auf der Baustelle ist kostbar.

10. Wenn was falsch läuft, siehe Punkt 9.

Woher ich das alles weiß?
Mein Sohn ist Zimmermann, arbeitet seit 6 Jahren als Zimmermann und hat sich vor drei Monaten selbstständig gemacht. (http://www.zimmerei-arne-weisner.de)
Sein durchschnittlicher Arbeitstag geht von 05.00 Uhr bis 20.00 Uhr. Dafür am Samstag aber nur bis ca. 18.00 Uhr. Und am Sonntag Büro oder mal das Aufräumen der Baustelle - siehe Punkt 8.
Die Zufriedenheit seiner Bauherren und seine eigene Freude an der Arbeit entschädigen ihn für diese Mühe.

Du siehst, es geht auch anders.

Jörg Weisner, 2007-11-06

kann ich sehr gut nachfühlen und bestätigen.

Vielleicht etabliert sich ja auf einem Blog dieser Güte und Frequentierung eine Liste von empfehlenswerten Handwerkern.

Ich könnte dazu einen Elektriker/Haustechniker im Vordertaunus/Nähe Frankfurt bieten.

Die haben
+ mich beraten (nicht missioniert)
+ sich direkt für 9:30 angekündigt ("Wir schlafen gerne lange")
+ alle Termine gehalten
+ die richtigen Dinge zur richtigen Zeit mitgebracht
+ keinen Müll hinterlassen
+ alle change requests telefonisch besprochen/verstanden und korrekt ausgeführt
+ tatsächlich einmal abends um 19:00 angefangen
+ am Ende alles früher fertig gehabt als verspochen

Einfach unglaublich.
Und das zu einem absolut konkurrenzfähigen Preis

Henning Kunz, 2007-11-06

Hier in München bekommt man für kleinere Arbeiten oft gar keine Handwerker mehr. Oder es kommt doch einer und statt eines neuen WC Druckspülers hat man Ruck-Zuck gleich eine neue Schüssel (inkl. Billigst Druckspüler). Falsche Lieferung kann aber nicht passieren denn der Handwerker geht erst mal selber einkaufen und berechnet dann mal schnell 1 Stunde Arbeitszeit extra (und beim Material wahrscheinlich trotzdem übliche Aufschläge). Der Druckspüler (nebst nicht bestellter Schüssel) hat mich dann dezente 413,42 Euro gekostet.
Das mit dem Arbeitsbeginn kann ich nicht bestätigen. Die meisten wollen tatsächlich ziemlich früh anfangen, kommen dann auch früh und machen erstmal Krach (wie Alexander treffend beschreibt).
Handwerkerbörsen habe ich 1 x ausprobiert, nie wieder (obwohl auch die Preisvorstellungen einiger Offerten sehr seltsam sind). Mir graut schon jetzt vor meiner geplanten Badsanierung in 2008.

Henning Heinz, 2007-11-06

Apropos Druckspüler. Ein wichtiger Punkt wurde bis dato vergessen:

Handwerker pinkeln grundsätzlich im Stehen und daneben. Die Benutzung einer Klobürste ist unbekannt. Nach 2 Tagen mit Handwerkern im Haus ist die Toilette nur noch mit Gasmaske betretbar.

Allerdings gilt das mehr für die Sorte Handwerker die dir eine Wand rausreißen oder eher grobmotorische Tätigkeiten ausüben. Dagegen sind Küchenfuzzis eher die Streber unter den Handwerker. Leise, sauber und freundlich.

Roland Dressler, 2007-11-06

Meine Erfahrung: je schlechter der Handwerker-Chef Deutsch kann, desto besser ist er (die Truppe).

Türkischer Installateur: Leise, pünktlich und als allererstes haben sie sich eine Laufbahn aus Papier geklebt und sind tatsächlich nur über diesen Weg rein und raus: kein Dreck, keine Kratzer

Polnischer Universalhandwerker: Jeden Tag Start pünktlich um 7.00 Uhr, kein Tag unter 10 Std., absolut sauberes Arbeiten und 2 Tage früher fertig

Deutsche Fliesenleger: 5% Fliesen zerbrochen, Feuchtraum-Rigipsplatte vergessen anzubringen, Steckdosenausschnitte vergessen und permanentes (=ständig, aber wirklich) Gemecker über schiefe Wände, fummelige Ecken und Kanten und Mistkleber.

Und nun kannst Du mal raten, wer der teuerste war...

richard kaufmann, 2007-11-06

Tja, das mit den kleineren Arbeiten und das man dafür niemand bekommt kann ich leidvoll bestätigen. Ein defekter Spülkasten soll ausgetauscht werden, da es mein Vermieter bezahlt, habe ich es am 30.9. in Auftrag gegeben und warte immer noch. Bei Nachfragen sind all die kaputten Heizungen schuld. Oder ich hätte vielleicht nicht sagen sollen das ich noch ein Gästeklo habe...

Detlev Buschkamp, 2007-11-06

Die Häulsebauer haben natürlich das Problem, dass sie Handwerker selbst bestellen und notfalls akzeptieren müssen. Mit meiner Mietwohnung hingegen hab ich da gar keine Probleme. Kürzlich mussten die Jalousien gemacht werden, weil 2 Kiddies der Ansicht waren, man müsste spaßeshalber einfach mal von der Straße aus einen Fußball die Fassade hochkicken um zu schauen, wie weit man kommt. Für das Erreichen der 4. Etage allerdings muss ich schon Respekt zollen...

Nun ja, der Erste war einer der beschriebenen Sorte: unfreundlich, inkompetent, Dreckschleuder, usw. usf. Der ist nach keiner Viertel Stunde achtkantig rausgeflogen.
Der zweite kam satte zweieinhalb Stunden zu spät, der ist gar nicht erst in die Wohnung gekommen.
Der 3. hatte zwei Assis mit, die parallel im Wohnzimmer und Computerzimmer gearbeitet haben. Nach einer knappen halben Stunde haute sich einer einen Schraubendreher in den Daumer. Höflich und schon fast unterwürfig fragte er nach einem Pflaster. Kaffe wurde während der Arbeitszeit abgelehnt, weils sonst ins Geld ginge. Hinterher wurde gern einer genommen, die Zeit selbstredend nicht angerechnet. Sauber, leise, schnell, höflich. Geht doch.

Im Endeffekt verhält es sich mit Handwerkern wie mit jedem Anderen auch: wer sich auf der Nase herumtanzen lässt, ist selbst Schuld. Bei "eiligen" Dingen, wie einem Rohrbruch o.ä. mag das vllt. anders aussehen. Aber auch da hilft im Allgemeinen ein höfliches, aber bestimmtes Erziehungsgespräch ungemein.

Ralf Stellmacher, 2007-11-07

den kann ich mir jetzt einfach nicht verkneifen :-)

http://www.youtube.com/watch?v=Dm4266h5IxE

Andrea Altefrone, 2007-11-07

Übrigens Andrea, danke für den link :-)

"Ouh Ouh Ouh, das wird teuer......"

*washabbichgelacht*

Roland Dressler, 2007-11-08

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