Kommentar: Der Dumme ist, wer arbeitet und Steuern zahlt

by Volker Weber

Nichts von alledem wurde auch nur ernsthaft diskutiert.

Und schon gar nicht eine Senkung der Einkommensteuer. Dies wurde mit der größtmöglichen Debattenkeule erschlagen: dem Argument der Gerechtigkeit. Eine Senkung der Einkommensteuer sei ungerecht, weil davon nur jene etwas haben, die überhaupt Steuern zahlen. Das geht natürlich nicht. Was aber immer geht, ist, dass der Staat das Geld jener einsammelt, die arbeiten und überhaupt Steuern zahlen, um es dann auszugeben.

Gerecht ist das jedenfalls nicht automatisch. Und es ist auch nicht wirksam.

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Comments

Das ganze Gerede um die ewigen Steuersenkungen kann ich (Otto-Normaldeutscher-angestellt-ordentlicher Steuerzahler) nicht mehr hören.

Klar: Steuer zahlen ist Mist. Aber nur so bekommt der Staat auch ein wenig Handlungsfreiheit die er leider nun mal braucht um die Rechnung der Banker zahlen zu können. Der wirtschaftliche Effekt ist zudem minimal. Ein Gutverdiener konsumiert, im Gegensatz zum Hartz-IV-Empfänger bei weitem nicht 100% seines Einkommens. Dieser Logik nach müsste man also die Armen stärker subventionieren. Mediamarkt wird sich freuen wenn die alle auf Staatskosten den 107cm Plasma Fernseher schnell nach Hause tragen (als Zweitgerät natürlich).

Aber genau da fängt dann auch bei mir die Gerechtigkeitsdebatte an.
Daher:lieber die Steuern so lassen wie sie sind, denn schlimmer gibts (sonst wohl) immer.

Roland Dressler, 2008-11-24

Schaut so aus, als ob die Ökonomen in der Schweiz nicht Deiner Ansicht sind. Interessanterweise sind die Steuereinnahmen durch die Steuersenkungen sogar gestiegen. Aber das erkläre ich jetzt nicht.

Volker Weber, 2008-11-24

Natürlich würde ich mehr ausgeben, wenn ich weniger Steuern zahlen müsste.. es würde mehr in den Umlauf kommen.. ganz klar! auf die Bank tragen bringt ja auch nur noch bedingt etwas... ;)

Markus Lachnit, 2008-11-24

Ohje. Ausgerechnet so einen Ewig-Neoliberalen wie Romanus Otte zitierst Du ... das ist doch im Grunde der Franz Josef Wagner bei der Welt. Wenn der tatsächlich so viel Sachverstand in wirtschaftlichen Fragen versprühen würde, hätte er ja eigentlich bei der FTD bleiben können.

Anyway: das ist genauso wie der ADAC, der seit Monaten in seiner Hauspostille "motorwelt" nach der Rücknahme der Ökosteuer auf Benzin fleht (als ob davon der Ölpreis sinken, mehr Öl gefunden oder weniger CO2 rausgepustet würde). So bedient eben jeder sein ideologisches Zielgrüppchen, ohne sich um die tatsächlichen Zusammenhänge zu scheren.

Lies doch mal die Adjektive, die er verwendet: kleinmütig, beschämend, bezeichnend. Alles ganz sachlich ...

Was Herr Otte übersieht: wir haben keine Krise, die sich bereinigen ließe, indem man den Leuten Schecks schickt, die Steuern senkt oder sonstwie mit Puderzucker versorgt. Wir haben eine Bankenkrise. Das ist eine Situation, in der sich die Banken gegenseitig misstrauen und sich weder untereinander noch potentiellen Kunden Geld leihen. Das führt allenthalben zu einem Liquiditätsengpaß. Und den löst man nicht dadurch auf, dass man die Einkommenssteuer senkt und damit in einem allgemein pessimistischen Umfeld die Sparquote erhöht - da sitzen im Ergebnis die Banken nur auf noch mehr Liquidität.

Robert Dahlem, 2008-11-24

Robert, was schlägst Du vor um den Wirtschaftskreislauf in Gang zu bringen?

Volker Weber, 2008-11-24

Interessant das insbesondere Selbstständige und Freiberufler dazu tendieren die angeblich hohen Steuern in Deutschland zu kritisieren während jeder Angestellte erstmal 40 % Sozialabgaben zahlen darf, Steuern kommen dann aber erst noch dazu.
Auch die Theorie das Steuersenkungen automatisch zu höheren Steuereinnahmen führen, würde ja im Extrem bedeuten dass 0% Steuern dann die höchsten Steuereinnahmen generieren. Irgendwann kehrt sich das dann wahrscheinlich doch um und niemand kann genau vorhersagen bei welchen Steuersätzen dieser Zeitpunkt erreicht ist. Die große Koalition zumindest hat kräftig an der Steuerschraube gedreht und die Steuereinnahmen sind gestiegen. Aber wer Steuern senken will der muss auch eine Antwort geben an welchen Stellen der Staat sparen soll. Nicht das mir dazu nichts einfallen würde aber Herr Steinbrück (und eigentlich jeder vorherige Finanzminister auch) redet doch nur vom eisigen Sparen und haut die Kohle anschließend weiter raus.
In der Tat hat der Staat seine PR Arbeit massiv verbessert so das man fast den Eindruck gewinnen könnte das der starke Staat noch mehr Geld benötigt und das Vorhandene sehr sinnvoll verteilt. Das Gegenteil ist für mich der Fall.
Vielleicht sollte die Mittelschicht aufhören Umfaller-Parteien wie Grüne oder FDP zu wählen und wirklich neue Wege gehen. Das man beim Wunsch nach einem radikalen Kurswechsel fast automatisch an den Rändern des Parteienspektrums landet finde ich persönlich sehr bedauerlich.

Henning Heinz, 2008-11-24

Ich würde mal ganz frech und frei behaupten, dass gerade Selbstständige und Freiberufler mit zu denen gehören, welche die größten Lasten zu tragen haben. Manch ein Angestellter regt sich darüber auf, dass er 40% seiner Einnahmen los wird. Damit ist aber auch alles abgedeckt: Krankenversicherung, Rentenversicherung, Arbeitsmittel, Fahrten zur Arbeit, Krankheit und _Urlaub_. Wenn ich mir das als Selbstständiger mal anschaue, muss ich all diesen Kram letztlich selber bezahlen. Und du kannst mal davon ausgehen, dass das mehr als 40% ist, was ich dadurch letztendlich verliere.

Und ich halte es für mehr als nur angebracht die Steuern zu senken, die vor allen Dingen die betreffen, die das Geld nach Hause (in diesem Fall zum Staat) bringen. Wenn diese mehr Geld zur Verfügung hätten (und ich beziehe mich damit auch auf mich) würden diese mehr konsumieren und dem Staat z.B. durch die Mehrwertsteuer definitiv mehr Einnahmen bringen.

Alper Iseri, 2008-11-24

würde ja im Extrem bedeuten dass 0% Steuern dann die höchsten Steuereinnahmen generieren

Nein, das würde es nicht. Mit Freibier kann man recht wenig Umsatz machen. Mit einer Flasche zu einer Million Euro auch nicht. Wer in Extremen denkt, ist schon draussen. Siehe "Hartz 4" auf der einen und "Manager" auf der anderen.

Volker Weber, 2008-11-24

Alper, es ist relativ wurscht, ob es die Selbstständigen oder die Angestellten sind. Wichtig ist, dass es die arbeitenden Steuerzahler sind, die die ganze Party bezahlen, egal ob das nun selbstständig oder unselbstständig Beschäftigte sind.

Volker Weber, 2008-11-24

Ach, da kann man lange mit Patentrezepten um sich werfen. Und wenn ich eines hätte, würde ich es sicher meistbietend versteigern. :-)

Es ist vermutlich richtig, einer Vertrauenskrise damit zu begegnen, Vertrauen in den Markt zu impfen. Einer Bank, der keiner mehr traut (obwohl sie wahrscheinlich durchaus gesund ist), hilft eine staatliche Hand, die schützend über sie gehalten wird.

Das Balance-Spiel ist natürlich mal wieder die Unterscheidung, wer der Hilfe tatsächlich bedarf und wer bloss die Hand aufhält. Wenn ich sehe, wer sich so alles an Staatsknete ranzurobben versucht: GM hält sich neuerdings für eine Bank und American Express wandelt sich in eine Bank um. Apropos GM: ist Opel bloss pleite (und sollte daher vom Markt verschwinden) oder tatsächlich Leidtragender der Bankenkrise (und sollte daher gestützt werden)?

Das Klagen über die Einkommensteuer wird wohl nie aufhören. Auch nicht, obwohl wir derzeit den niedrigsten Spitzensteuersatz seit 1958 haben (42% bis 250.000€, danach 45%). Und auch nicht, obwohl diesen Spitzensteuersatz sowieso niemand bezahlt, weil es ein Grenzsteuersatz ist: die Steuer auf 250.000€ Jahreseinkommen beträgt ca. 39%, die auf 1.000.000€ beträgt ca. 43%.

Zu Deinem Hinweis an Alper: wohl wahr, dass es der arbeitende Teil der Bevölkerung ist, der die Steuern bezahlt. Hast Du einen besseren Vorschlag, wo was zu holen ist? :-)

Robert Dahlem, 2008-11-24

Das hier ist zwar alt, erklärt es aber schön anschaulich. Damit auch der letzte der die Gerechtigkeitskeule schwingt endlich versteht, das die sogenannten Reichen/Besserverdienenden (oder wie das Feindbild gerade genannt wird) notwendig sind weil sonst der ganzte Laden pleite ist.

Passt zwar manchem Sozialromantiker nicht, aber Tatsachen sind manchmal eben hart...

Sven Semel, 2008-11-24

Steuersenkungen ist auch nur Rumgeschraube am sowieso gebrochenen Rohr ... äh Steuersystem. Die beste Aktion um der Wirtschaft (und den Bürgern) zu helfen wäre ein neues Steuersystem orientiert an der negativen Einkommenssteuer. Dabei kann man die Hälfte der Hartz-Reformen gleich miterschlagen. Keine blödsinnigen Stufen, sondern einen festen Freibetrag und einen festen Steuersatz für alles darüber. Wenig Ausnahmen (keine Ausnahmen ist Utopie) und Gleichbehandlung aller Einkommen.
Die Steuerwelt könnte so simpel sein und würde natürlich den einen schlechter behandeln und den anderen besser als heute. So what? Im Moment wird der andere schlechter behandelt und der eine besser. Der großen Mehrheit - auch an beiden Enden (jetzt schreien die Linken und die Wohlhabenden) würde es besser gehen.

Weiter sollte mehr über zweckgebundene Abgaben laufen und weniger über den großen anonymen Steuertopf. Statt der Ökosteuer eine (geringere) Umweltabgabe auf den Sprit und statt der Tabaksteuer eine kleine Umweltabgabe und eine große Krankenabgabe bei Zigaretten. Auf Bundestraßen und Autobahnen eine Straßenabgabe und innerhalb Großstädten ein Aufschlag (Ausnahme oder Pauschale: Bewohner). Das schafft Transparenz und die Abgaben können mit der Zeit den tatsächlichen Aufwendungen, die verursacht werden, angepasst werden.

Etwas niedrigere Konsumsteuer (15% - auf wenige ermäßigte Produkte 5%) und im gleichen Maß (auf Basis der Absolutwerten der vergangenen Jahre berechnet) etwas höhere Einkommenssteuer (wie oben gesagt bei Einheitssatz - bei einem negativen Einkommenssteuersystem entspricht das auch geringerne Bezügen bei keinem Einkommen) kann helfen auch ausländisches Kapital nach Deutschland zu bringen und hier erwirtschaftetes Kapital auch hier zu halten. Zudem halte ich das für einen mentalen Kniff - ich glaube es wird eher auf die Ausgabenseite geschaut als auf die Einnahmenseite.

Martin Hiegl, 2008-11-24

Nein, das würde es nicht. Mit Freibier kann man recht wenig Umsatz machen.
Ein umstrittenes Thema, Volker. Wenn man für die Toilette dafür 20 Euro pro Gang verlangt, kann der Umsatz unter'm Strich ziemlich hoch sein. Auch ein Ansatz, der seine Anhänger hat - Einkommen gar nicht besteuern, sondern nur Konsum. Das Problem ist dabei dann nur, dass das vielleicht in der DDR einwandfrei funktioniert hätte, aber so ganz ohne Stacheldraht und Mauer pinkeln die Meisten einfach über'n Zaun. Da halte ich die geringe Konsumsteuer (leider in EU auf 15% nach unten begrenzt) wie oben schon geschrieben für die cleverere Wahl - 10% könnte z.B. jeder sehr gut ausrechnen und man könnte wie in den USA Preise ohne Mehrwertsteuer ausweisen (und keiner könnte versteckt bei Veränderungen mitverdienen wollen) und trotzdem verbraucherfreundlich sein.

Martin Hiegl, 2008-11-24

es ist ein Irrtum, anzunehmen, daß der Großteil des Steueraufkommens von den sogenannten "Superreichen" kommen kann. Deutschland bezieht das Haupt-Steueraufkommen von der sogenannten "Mittelklasse". Und finanziert damit die 80% der deutschen Haushalte, die nicht positiv zum Bruttosozialprodukt beitragen (nicht meine Info, sondern die des statistischen Bundesamtes).

Entwürdigend ist, wenn dann auf versteuertes Einkommen zwei- bis dreimal weitere Steuern erhoben werden (sei es jetzt Abgeltungs- oder Erbschaftsteuer).

Absurd ist, wenn damit die Wirtschaftskraft des Landes zerstört wird. Mal ganz zu schweigen von der Motivation.

Vollends verrückt ist es, die unzähligen Beamten an entbehrlicher Stelle zu sehen: Regierungspräsidien an erster Stelle. Und ich rede hier definitiv nicht von notwendigen und sinnvollen Organen wie der Polizei, die für "Vergehen" wie das Telefonieren am Steuer uaf der Lauer liegen müssen. Die hätten weiß Gott genug anderes zu tun.

Ich habe die endlosen Lügen der Herren Politiker, gleich welcher Couleur satt, die uns für wesentlich dämlicher halten, als wir sind. Der ADAC hat durchaus recht, wenn er die Argumentation für die Maut (LKW zerstören mehr als PKW, das muß doch repariert werden!) als das kritisiert, was sie ist: eine blanke, unverschämte und kostspielige Lüge. Kein zusätzlicher Cent floß tatsächlich in die Reparatur, vielmehr wurden in gelicher Höhe Bundesmittel gestrichen. Wir bezahlen das über die höheren Warenpreise!

Und so sieht es mit allen schönen Entscheidungen aus. Die "Ökosteuer", die mit der Sozialversicherung begründet wurde, was hat sie gebracht? Und so weiter, und so weiter.

Wie sagte doch der Prinz von und zu so schön: Statt Steuergelder für Datendiebstahl zu verwenden sollten sie investiert werden, um das Steuersystem zu reformieren.

Armin Roth, 2008-11-25

Entwürdigend ist, wenn dann auf versteuertes Einkommen zwei- bis dreimal weitere Steuern erhoben werden (sei es jetzt Abgeltungs- oder Erbschaftsteuer).

"Entwürdigend"? Starkes Wort - immerhin schon mal kein Nazi-Vergleich. Ich kann allerdings nicht so recht sehen, was daran entwürdigend sein soll. Und warum ist die 2008er Kapitalertragsteuer mit schlussendlich dem persönlichen Steuersatz weniger entwürdigend als die 2009er Quellensteuer mit 25%?

Die "Ökosteuer", die mit der Sozialversicherung begründet wurde, was hat sie gebracht?

Die Ökosteuer wurde nicht mit der Sozialversicherung begründet. Sie wurde damit begründet, dass man Energieverbrauch künstlich verteuert, um die Nachfrage zu senken. Das Steueraufkommen daraus wird in die Rentenversicherung gesteckt. Es hat gebracht, dass der Rentenversicherungssatz 1,7% niedriger liegt als ohne Ökosteuer. Und es hat gebracht, dass sich die Leute nach Autos umsehen, die weniger verbrauchen.

Robert Dahlem, 2008-11-25

@Volker: Natürlich hast du recht, dass es prinzipiell egal ist, ob nun Selbstständig oder Unselbstständig. Jeder der arbeitet trägt aktiv etwas dazu bei, dass es in dem Land vorangeht. Mein Kommentar bezog sich lediglich auf die provokante Aussage davor, dass es "wie immer" mal wieder die Freiberufler und Selbstständigen sind, die nach Steuersenkungen schreien. Ich kann dieses ewige herumgenörgele an dieser meiner Berufsgruppe einfach nicht mehr hören, weil die Leute, die solche Aussagen treffen, zumeist nicht dieser Berufsgruppe angehören und zumeist einfach keine Ahnung von der Materie haben...

Und ich merke mal wieder and der Menge und der Länge der Beiträge, dass dieses Thema doch sehr kontrovers diskutiert wird ;-)

Alper Iseri, 2008-11-25

Martin, dein Beitrag gefällt mir, auch wenn ich vielleicht den einen oder anderen Ansatz durchaus unterschiedlich sehe (insbesondere daß Steuern auch "ordnungspolitische" Gründe haben können). Wenn ich ein Steuersystem in den vergangenen Jahren visionär fand, dann jenes des inzwischen völlig in Vergessenheit geratenen Prof. Kirchhof und das geht ja ein Stück weit in diese Richtung.

Volker, zu der gestellten Frage, was man denn zum Ankurbeln der Wirtschaft tun könnte: Die Regierung muß nur JETZT (mit mindestens 3! Ausrufezeichen) alle langfristigen Investitionen anschieben: Infrastruktur, Bildung und Umwelt heißen die drei Stichworte. Die Zahl der Lehrer an Schulen oder die Ausgaben für Lernmaterialien zu erhöhen bringt auf lange Sicht mehr als wenn das Geld via Steuersenkung in den nächsten Mediamarkt getragen wird. Unfähigen Landesbanken die Milliarden hinterherzuschmeißen um dann an Bildung zu sparen (auch durch die Einführung von Studiengebühren) halte ich auf jeden Fall nicht für ultimative Lösung.

Roland Dressler, 2008-11-25

Ich bin zwar kein Freiberufler aber seit ein paar Jahren selbstständig. Aber ich war auch viele Jahre angestellt. Es stimmt zwar das ich mir hier ins eigene Fleisch schneide aber ich habe viele Beispiele das gerade Selbstständige zumindest im Vergleich gar nicht so schlecht fahren. So kann ich selbstverständlich noch alle Geschäftsfahrten von der Steuer absetzen, mindere mit teuren Autos meine Steuerlast (die Grünen nennen das wohl Dienstwagenprivileg).
Natürlich hab ich ein Büro und muß nicht meinen Privatwohnraum kostenfrei zur Verfügung stellen wie viele Angestellte, welche trotzdem mal zu Hause etwas tun. Die Kosten dafür sind zu 100% absetzbar inkl. Tiefgaragenplatz. Da ich die Bude gekauft habe kann ich evtl. später einen Gewinn einstreichen denn Immobilienbesitz wird in Deutschland sehr attraktiv besteuert (wenigstens ist die Eigenheimzulage endlich weggefallen).
Ich bin privat versichert und muß mir nicht mehr das Gejammer vom Zahnarzt anhören dass er trotz Höchstbeitrag in der GKV ja gar kein Geld für meine Behandlung bekommt. Teilweise wurde ich im Münchner Raum gar nicht mehr behandelt. Das tut mir heute noch weh denn ich musste mich zwangsweise aus der Solidargemeinschaft verabschieden.
Für meine Rente sorge ich selbst und habe daher direkt Einfluss auf meine Versorgungslücke im Alter. Jeder gesetzlich Rentenversicherte bekommt doch jede Woche um die Ohren gehauen das es nicht mehr reicht und wahrscheinlich die Grundsicherung doch irgendwann kommt. Und wenn es mal eng wird dann kann ich auch mal schieben. Für die beschäftigungslose Zeit lege ich selbst zurück auch wenn ich zugebe das die aktuellen Beiträge zu ALV wirklich günstig sind. Meine Steuerlast drückt anschließend noch mein Steuerberater. Durch so tolle Erfindungen wie Leasing, AfA Sonderabschreibungen in den vergangenen Jahren kann ich tw. Gestaltungsspielräume nutzen. Wenn ich nicht so faul wäre würde ich durch die geschickte Wahl der Gesellschaftsform noch mit Geschäftsführergehalt und ähnlichem hantieren.
Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall habe ich nicht, dafür hantiere ich auch mit Tagessätzen welche das letztendlich im Idealfall kompensieren.
Fakturiere ich z.B. im Jahr 150 Tage a 50 Euro/h dann bin ich mit 60.000 Euro pro Jahr wahrscheinlich zumindest nicht zu bemitleiden.
Stecke ich mein Geld in die Firma muss ich die Gewinne voll versteuern, stecke ich mein Geld in Aktien waren Spekulationsgewinne bisher nach 12 Monaten steuerfrei. Durchaus attraktiv würde ich sagen. Es wird auch nicht das versteuerte Einkommen besteuert sondern nur der Zugewinn. Die Erbschaftsteuer wiederum ist der Versuch Wohlhabenden einen Teil wieder abzuknöpfen und der Gemeinschaft zuzuführen. Das halte ich prinzipiell für richtig denn Erben ist für sich gesehen noch keine Leistung. Es ist vielleicht auch volkswirtschaftlich sinnvoll das man die Kohle nicht einfach sammelt und anschließend vererbt sondern möglichst wieder ausgibt.
Im übrigen gelten hier Freibeträge und wer sehr viel zu verlieren hat der macht es z.B. wie Theo Müller und fliegt mit dem Hubschrauber aus dem Ausland nach Argelsried. Was allerdings in vielen Ländern besser funktioniert ist die Anerkennung für Spitzenverdiener. Wenn ich viele Steuern zahle möchte ich anschließend eigentlich nicht beschimpft werden. Das deutsche Steuersystem braucht Ackermänner und Wedekings weil diese (hoffentlich) auf hohe Einkommen viele Steuern zahlen.
Zumindest finanziell gesehen sind allerdings Kinder leider ein totales Verlustgeschäft. Das finde ich persönlich schade denn ich hätte gerne mehr davon aber das ist in München für mich kaum zu stemmen. Während der Anfangszeit müsste wieder jemand zu Hause bleiben, die Wohnung müsste größer werden (und das ist in München ein großes Problem) und die Steuerersparnis bzw. das Kindergeld decken die Mehrausgaben leider nicht.
Das akzeptiere ich sogar, würde die Politik nicht so scheinheilig immer behaupten das Kinder so wichtig sind. Ehegattensplitting in ein Familiensplitting wandeln ist ja eine Idee welche schon Jahre durch die Politik geistert aber leider immer wieder verworfen wird. Oder das Kindergeld einfach nicht mehr bis zum 27. Lebensjahr zahlen sondern vielleicht ein paar Jahre weniger dafür höhere Beträge während der ersten Erziehungsjahre.
Es gibt so viel was man zu diesem Themenkomplex schreiben könnte.
Ich bin prinzipiell nicht gegen Steuersenkungen aber ich würde mir viel lieber wünschen das der Staat die Ausgaben zurückfährt. Im Moment würde die Politik dafür nur höhere Schulden machen. Kredite aufnehmen würde aber nur Sinn machen wenn man die irgendwann nicht mehr zurückzahlen muss. Einen Staatsbankrott hat man sicherlich im Finanzministerium schon durchgerechnet. Das Staatsvermögen wird ja schon seit Jahren verscherbelt.

Henning Heinz, 2008-11-25

Ganz undifferenziert möchte ich, auf das Zitat das dieser Diskussion zu Grunde liegt, ebenfalls zitierend antworten:

"Gewonnen hat die Steuer,
Und am Seeufer kein Feuer,
Das Fazit aus fünfzehn Jahren
Die Kontrolle zu bewahren,
Edle Werte zu genießen,
Sieht man wohin Gelder fliessen
Schmeisst die Rock-Rabauken raus
Und renoviert das Opernhaus"

-Falco "Auf der Flucht"

Roland: dass Du einen Herrn Kirchof für einen Visionär, oder zumindest seine Arbeit als "visionär" empfindest, finde ich ja ein starkes Stück. Da können wir auch über Merzens berühmten Bierdeckel diskutieren.
Was das Thema Bildung betrifft gebe ich Dir im Grunde ja recht, da stellt sich mir nur die Frage, ob da eine Reform nicht jetzt schon ein bischen spät käme und Merkels Bildungstreffen letzten Monat war ja jetzt auch nicht von konkreten Antworten geprägt.

P.S.:
"Und für die Zukunft sei gesagt,
Sicher kommt 'mal wer und fragt,
Was die Jungwähler so denken
über Kräfte, die sie lenken,
Schwere Wolken, Donnerschlag
Und wer sieht sich da jetzt
Auf der Flucht?"
-s.o.

Philipp Neata, 2008-11-26

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