Klartext: Elektroautos sind ein bisschen besser

by Volker Weber

Wieder ein großartiger Text von Clemens Gleich:

In der vergangenen Woche riss ich in einem Satz an, dass Elektroautos im Hinblick auf die Zukunftsplanung besser seien als Verbrenner, aber eben nicht so viel besser, dass es ihren medienvirtuellen Status als Lösung aller PKW-Ressourcenprobleme rechtfertigt. Nach einigen enttäuschten Elektroautofreunden sollten wir das näher ausführen. Wer den üblichen Veitstanz mit dem Holzhammer sucht, sei auf zukünftige Kolumnen vertröstet.

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Comments

Gute Argumente. Wobei ich den Hype um Batteriefahrzeuge auch nicht verstehe: Teuer in Produktion und Recycling, schwer, langsam im Laden. Warum kann ich - obwohl seit Jahrzehnten als serienreif angekündigt - immer noch kein Brennstoffzellenfahrzeug kaufen? Aus meiner Sicht das Ei des Kolumbus: Akzeptable Reichweite, schnell nachgetankt. Überkapazitäten aus Wind/PV weiter ausbauen und nicht abschalten oder verschenken, sondern in H2 wandeln. Ein perfekter Kreislauf.
Das Henne/Ei Problem der Verfügbarkeit ist keins: Ich erinnere mich, als die TSM in Mörfelden Hessens erste und EINZIGE bleifreie Tankstelle war. Das Spiel hat sich bei LPG und CNG wiederholt - gibt es jetzt auch ausreichend.
Das Problem #1 bleibt das menschliche Beharrungsvermögen, die Angst vor dem Anderen. Egal wie wir uns aufspreizen, ändert sich sowieso unaufhaltsam alles - warum die Änderung nicht einfach umarmen?

Jörg Hermann, 2017-08-16

Das Brennstoffzellenfahrzeug wird
Auf absehbare Zeit nicht kommen! Warum? Weil Batteriebetriebene Elektromobilität einfach zu einfach ist. Die Produktionskapazitäten für Batterien gehen steil nach oben, Preise und Reichweite sinkt.
Die Energie wird per Kabel geliefert und vielleicht sogar Vorort per Photovoltaik erzeugt.

Vor 20 oder mehr Jahren hiess es schon in Computerzeitungen dass un 2,3 oder 5 Jahren Notebooks mit Wasser betankt werden. Heute haben wir äusserst günstige, leistungsfähige und fest verbaute Akkus in den Geräten. Begonnen hat das vor knapp 10 Jahren als ein Hersteller gewagt hatte ein Telefon mit einem eben so fest verbaute Akku herzustellen. Nach einer heftigen Revolution (der nicht nur Nokia nicht folgen kommte), scheint das im Mobile Computing nun der neue Standard zu sein.

Der Automobilindustrie wird es ähnlich ergehen. Die Frage ist nicht ob, sondern wann es richtig los geht. Freilich wird die Revolution etwas länger dauern, nivht alleine deshalb weil die Investitionsfristen länger sind. Trotzdem würde ich den Abbau der Versorgungsstruktur für Kraftstoffe (z.B. Tankstellen) eher erwarten wir eine Breite Anwendung von Brennstoffzellen im Auto.

Dominique Roller, 2017-08-16

Ich finde auch diesen Artikel in der Wiwo sehr aufschlußreich und mit ähnlichen Schlussfolgerungen wie der obige Artikel :
http://www.wiwo.de/unternehmen/auto/oeko-bilanz-von-e-autos-umweltluege-elektroauto-von-wegen/20178504.html

Thomas Odorfer, 2017-08-16

@Jörg: weil nicht immer das sinnvolle auch das gewollte ist. Lässt sich um übrigen auch für so ziemlich jede Industrie aussagen. Siehe seinerzeit das Konzept den Antrieb/Motor direkt in die Räder des Autos zu integrieren - hätte eine Menge Sprit gespart bei Vervielfachung der Leistung.

Ingo Harpel, 2017-08-17

Sehr guter Artikel, danke Volker. Ein paar Gedanken:

Kein Auto ist in der Tat immer noch das beste Auto, ökonomisch wie ökologisch. Fast alle unsere Freunde, Verwandten, Kollegen haben jedoch zwei Autos. Wir haben nur eins, dafür fahre ich mit dem Fahrrad oder laufe zur Arbeit (alternativ ÖNV), ebenso die Kinder zur Schule. Das muss man wollen, viele scheinen damit aber Probleme zu haben, auch wenn sie es könnten.

Wir haben seit neuestem einen Plug-in Hybrid. Die elektrische Reichweite beträgt etwa 45 km, was für gefühlt 90% aller Fahrten reicht, welche innerorts bis 25 km pro Tag stattfinden. Für alles andere - Ausflüge am Wochenende, Urlaub, etc. - nutzen wir den Verbrenner, da wir ansonsten nicht weit kommen würden. Dieser Spagat in einem Fahrzeug passt perfekt zu unseren Bedürfnissen.

Allerdings gibt es bei uns eine entscheidende Besonderheit: Wir leben in Island, wo 100% (!) des Stroms aus regenerativen Energien kommt (70% Wasserkraft, 30% Geothermal). So ein Mix ist das Ideal, dürfte in den meisten anderen Ländern aber wohl nicht so schnell zu erreichen sein.

Jochen Kattoll, 2017-08-17

Um mal auf einen anderen Aspekt in Sachen Mobilität einzugehen, aufgehängt an den Kommentar von Jochen.

Ich war jetzt ein Jahr lang auf Haussuche in Hamburg (und Speckgürtel). Ich besitze kein Führerschein, ergo kein Auto. Die Haussuche geschah auch mit dem Gedanken an das spätere hohe Alter im Hinterkopf. Daraus ergab sich die Anforderung: max 15min zu Fuß bis Einkaufsmöglichkeit und U-Bahn. Und nicht direkt unter der Einflugschneise des Flughafens (Grüße an das Raakmoor).

Alleine für den Umstand, etwas in ÖPNV-/Einkaufsnähe zu bekommen, dürfte ich geschätzt einem Aufschlag von 30–50% bei Kaufpreises des Hauses draufgezahlt haben. Zirka 70–80% aller Kaufangebote die in der angepeilten Preisregion war, sind aufgrund dieser Anforderung herausgepurzelt.

In Hamburg gibt es Wahnsinnslöcher im Schnellbahn-Netz und der Abdeckung des Stadtgebiets, die auch auf Jahrzehnte hinaus, nicht geschlossen werden (Alt-Rahlstedt, Glinde, südlich von Harburg, Lurup/Osdorf) und in mir die kalte Wut aufsteigen lassen. Und dies hat auch Konsequenzen für die Stadtentwicklung. In diesen Gebieten bestehen Stadtteilzentren inzwischen aus der Kreuzung, an der ein Aldi- und ein Lidl-Markt und ein Döner-Imbiß sind. Dit war es dann. Für mehr, bitte mit dem Metrobus 20 Minuten weiter fahren.

Im Laufe des Jahres habe ich mir durchaus überlegt, ob es perspektivisch auf Jahrzehnte hinaus, nicht günstiger für mich wäre, in Führerschein und Auto zu investieren und dadurch eine bessere/günstigere Immobilie zu erwerben. Ich habe als Großstadtkind noch nie einen Führerschein derart vermisst, wie in dem Jahr der Haussuche.

(Car Sharing mit vollautomatischer Fahrer-KI wäre ein Game Changer, aber sehe ich in den nächsten 10 Jahren nicht)

Kai Pahl, 2017-08-18

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