Eine Woche mit dem BlackBerry KEY2

by Volker Weber

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Wenn ich das BlackBerry KEY2 kurz beschreiben müsste, würde ich sagen: "Kleines Android-Handy mit Tastatur unten dran". BlackBerry Mobile sagt: "An Icon Reborn". Das Icon soll der BlackBerry Bold 9900 sein, eine Maschine aus einer anderen Zeit. Eine Zeit, in der Handys kompliziert waren, schlechte Tastaturen hatten und nichts konnten. Und in der das iPhone gerade anfing, alles aufzumischen. Der Bold war optimiert auf geringen Datenverbrauch und Email.

Diese Zeit kommt nicht mehr zurück. Smartphones können alles, Tastaturen sind super, und Email ist auch nicht mehr das, wonach der Handybesitzer giert. Was bleibt, ist die Tastatur. Manche schwören auf diesew Mäuseklavier und ich beherrsche es "im Schlaf". Allerdings bin ich mittlerweile auf einer iPhone-Tastatur schneller. BlackBerry redet auch nicht von Geschwindigkeit sondern Präzision.

Android Oreo 8.1 ist an Bord, relativ naturbelassen und dazu eine Tonne eigener BlackBerry-Software, die ich nicht als Last empfinde. Darunter sehr clevere Sachen wie der Privacy Shade, der den Bildschirm bis auf einen kleinen verschiebbaren Schlitz verdunkelt, fals der Sitznachbar einen langen Hals macht. Darin enthalten der Redactor, mit dem man den Bildschirminhalt mit schwarzen Balken zensieren kann, bevor man einen Screenshot macht. Ein Password Keeper passt auf Passwörter auf, ein Locker schließt Privates hinter Passwort oder Fingerabdruck weg. Die Kamera hat zwei Auslöser: den normalen und die Leertaste für private Bilder. So werden sie sortiert, bevor die Cloud sie abgreift. Dazu gibt es DTEK, eine Software, die aufpasst, dass die Sicherheitseinstellungen stimmen und die Alarm schlägt, wenn Apps zu viel herumfummeln. Das finde ich alles sehr charmant. Was mir persönlich weniger nützt, ist der Hub, der das ganze digitale Leben in einem Stream vereint. Email, Slack, Social Networks, alles bunt gemischt. Kann man nutzen, muss man aber nicht. Und BBM, tja.

Die Hardware kann was. Schlank, eckig und griffig, solide. Kleiner 4.5" Bildschirm in 3:2 Format, vorne eine 8 MPixel-Kamera, hinten zwei mit 12 MPixel, wegen Zoom und Portraitmodus. Bei viel Licht ist die Kamera toll, der Bildschirm weniger. Bei wenig Licht ist es umgekehrt. USB-C, Mono-Lautsprecher, Mono-SIM, eine Kopfhörer-Buchse!

KEY2 ist wie zwei KEYone: Viel schneller, doppelt so viel RAM (6 statt 3 GB), doppelt so viel Speicher (64 statt 32 GB). Die selbe 3500 mAh-Batterie. Mit 4.5" Bildschirm und SD660 Chipset hat sie leichtes Spiel. Zwei Tage sind drin, ein Tag immer. Mit Quickcharge 3.0 ist sie ruckzuck voll.

Eigentlich alles super. Wenn da nicht der Preis wäre. 650 Euro soll das schöne Stück kosten. KEYone und Motion sind mittlerweile beide unter 400 Euro angekommen. Da gehört der Preis auch hin. Wer 650 Euro in der Hand hat, der hat viele Alternativen, die mehr drauf haben. Pixel 2, Galaxy S9, Huawei P20 Pro, OnePlus 6. Für viel weniger Geld gibt es Motorola Z3 Play mit dickem Akku huckepack oder Nokia 7 plus.

BlackBerry Mobile hält das "sicherste Android" dagegen. Wenn es darum geht, kauft man gleich ein iPhone 8. Das kostet in etwa das Gleiche, wird "ewig" mit Softwareupdates versorgt und kann rundum mehr. Und genau das machen zum Leidwesen von BlackBerry Mobile auch viele Unternehmen.

Comments

Wer 650 Euro in der Hand hat und in Gerät mit physischer Tastatur will / braucht / präferiert, hat wohl kaum eine Alternative und vermutlich auch gefühlt ein gutes Geschäft gemacht haben, wenn er sich dafür entscheidet.

Ich hoffe, dass Du mit Deiner Einschätzung, dass es keinen Slider von Blackberry mehr geben wird, unrecht hast. Immerhin habe ich so einen guten Grund, einfach noch ein paar Monate zu warten - entweder gibt es dann zumindest glaubhafte Ankündigungen eines PRIV2 (alternativ: vielleicht hat ja das angekündigte "Palm" Gerät von TCL eine Tastatur?), oder der Preis des KEY2 wird schon ein wenig gesunken sein :)

Martin Dietze, 2018-06-29

Der nächste BlackBerry ist eine billigere Variante des KEY2.

Volker Weber, 2018-06-29

Wie viele Devices hatten die eigentlich angekündigt? Waren das zwei oder drei?
Aber wenn es letztlich allein bei einer billigeren Variante des KEY2 bleibt, dann habe ich am Ende ein KEY2 billiger :)

Martin Dietze, 2018-06-29

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