Erst denken, dann schreiben

by Volker Weber

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"Ich habe irgendwas im Internet, hier Reddit, gelesen. Da muss ich jetzt eine ganz große Welle machen. Was ist passiert? Weiß ich auch nicht, aber es wird schon was Böses sein. Jedenfalls schreiben da Leute, dass ihr Samsung ihre Bilder an wildfremde Leute schickt. Per "Text", also SMS, nein MMS. Wie RCS? Was soll das sein? Fragen wir mal einen T-Mobile-Pressekontakt, der auch nix weiß."

Irgendsowas muss im Kopf dieser Schreiber rumgehen. Was ist wirklich dahinter? Wir wissen es nicht, und wir werden es vielleicht auch nie erfahren. Irgendwas mit dem x-ten Versuch, auf Android eine Alternative zu iMessage aufzubauen. Also eine native Messaging-App, die nicht Facebook gehört. RCS, bei der Telekom als Joyn gescheitert, soll es reißen. Ja, damit kann man Bilder schicken. Und ob da nun wirklich eine App so mir nichts dir nichts private Bilder verschickt, wer weiß? The Verge jedenfalls nicht.

Nächste Verge-Geschichte:

Gmail app developers have been reading your emails. It’s a common practice that’s gone largely unnoticed.

Oh, diesmal bei The Wall Street Journal abgeschrieben. Der Kollege Dr. Spehr zitiert Netzpolitik und stellt schon mal die Frage in den Raum, ob man Gmail nicht in Europa gleicht ganz abschalten müsse. Weil, DSGVO.

Jetzt mal ruhig mit die jungen Pferde. Schon mal den Dialog gesehen, mit dem man folgendes abnickt?

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Demnächst kommt dann raus, dass der gute Ad-Blocker alle Webseiten lesen darf, die ihr so anklickt, und genau weiß, was ihr in den letzten drölfzig Jahren im Internet angeschaut habt.

Ihr könnt Euch alle wieder hinlegen. Erst denken, dann schreiben.

Comments

Sehr gute Analyse! Theverge besteht sowieso nur noch aus Praktikanten und 2-3 Leuten (Dieter!), die die Produktion von Vidoes mit "high production value" als Kernkompetenz haben.
Wenn man sich auf die Mainstream-Presse bei IT-Nachrichten verlässt, ist man verlassen. Zum Glück interessiert sich der Otto-Normal-Verbaucher ja ohnehin nicht für Sicherheit, er kommt nur ab und zu mit Stories den hier genannten in Kontakt um dann a) diese nachzuplappern und b) in Panik zu geraten.
Back to sleep!

Markus Dierker, 2018-07-03

Schnelle Reaktion: Der Link zu Netzpolitik geht ins leere und der Tweet von Michael Spehr wurde gelöscht.

Oliver Stör, 2018-07-03

Golem.de plappert den Unsinn jetzt auch nach: "Wenn die Entwickler sich eine entsprechende Erlaubnis bei den Nutzern einholen, können sie routinemäßig die Inbox durchforsten und auf diesem Wege die E-Mails lesen. Das geht aus einem Bericht des Wall Street Journal hervor." - Tolle "Recherchearbeit" des WSJ - OMG!

Markus Dierker, 2018-07-03

Noch besser wäre es gewesen wenn Netzpolitik und Spehr nicht nur kommentarlos gelöscht hätten sondern eine Berichtigung geschrieben hätten. Kaum einer wird bemerken dass der Artikel bzw Tweet gelöscht wurden.

Armin Grewe, 2018-07-03

Aber nur weil da - zugegeben recht eindeutig - steht, dass man Zugriff "to view your mail" einer Applikation einräumt heisst das ja noch lange nicht, dass da auch Mitarbeiter der Anbieter mitlesen dürfen, was laut mancher Berichte angeblich der Fall wäre, oder dass die das eventuell abziehen und langfristig speichern bzw auch nicht, dass das mit einer DSGVO konform ist.

Klar sind diese Dinge technisch dann möglich. Das das angeblich gemacht wird, ist aber nicht von der Applikation an sich gedeckt, oder?

Gerhard Poul, 2018-07-03

Gerhard, da steht nicht nur "view", sondern auch "manage", was einiges mehr ist. Die koennen sogar emails in Deinem Namen senden (wenn Du die entsprechende Permission gibst). Ohne das koennten einige 3rd party clients auch gar nicht tun was die Kunden wollen.

Armin Grewe, 2018-07-03

@Armin ja, aber bei beidem würde ich davon ausgehen, dass dabei die e-Mails trotzdem auf gmail servern gespeichert bleiben und die Applikationen diese remote auslesen oder managen. Natürlich ist jeder dieser Vorgänge eine Datenweitergabe aber ich glaube es ist durchaus ein Unterschied ob dabei Kopien für die weitere Nutzung bei einem Drittanbieter gemacht werden oder ob ich, wenn ich zu einem späteren Zeitpunkt die Nutzungsrechte entziehe, die Applikation auch alle Zugänge zu den Daten verliert. Das eine bedeutet ja, dass der Benutzer und auch Google noch die Kontrolle über die Daten hätte... ansonsten hätte ich die Kontrolle für immer aufgegeben...

Gerhard Poul, 2018-07-04

@vowe
Die Überschrift hast du aber aus dem FidoNet geklaut! ;-)

Thomas Langel, 2018-07-04

Der Netzpolitik-Artikel ist übrigens mittlerweile unter der alten URL wieder verfügbar, nur durch ein sehr dürres Update-Statement ergänzt.

Heiko Wolf, 2018-07-04

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