Surface Go oder Surface Pro?

by Volker Weber

Nach Dutzenden von Reviews, Unboxings und tieferen Analysen habe ich mir eine Meinung zu Surface Go gebildet, die auch einem echten Test standhalten sollte.

Tl;dr: Surface Go ist ein sehr viel kleineres Surface Pro mit einem Core m3, also die Einstiegskonfiguration der größeren Maschine. Kleiner heißt leichter, besser tragbar, handlicher, aber auch kleinerer Bildschirm, engere Tastatur, kleinerer Akku mit weniger Laufzeit. Dieser Kompromiss ist leicht zu verstehen.

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Aber noch mal von vorne mit den Gemeinsamkeiten. Ein Surface Go oder Surface Pro ist ein Windows-Computer in Form eines Tablets mit Aufsteller, dem sogenannten Kickstand. Die extra zu erwerbende Tastatur ist Pflicht. Windows funktioniert nicht gut ohne physische Tastatur und Trackpad. Die Type Cover von Microsoft sind mittlerweile sehr brauchbar, inklusive des Trackpads. Eine Maus braucht man nicht. Entfernt man die magnetisch gedockte und mit Pogo-Pins verbundene Tastatur, dann hat man ein recht eckiges Tablet, für das es nur ein relativ kleines App-Angebot gibt. Gut versorgt ist man mit allem, was Medienkonsum angeht, etwa die Mediatheken oder Netflix. Die eigentliche Stärke ist aber die Kompatibilität mit PC-Anwendungen. Diesen Text etwa habe ich in Microsoft Word geschrieben und er sollte viel weniger Schreibfehler haben als meine normalen Postings.

Surface Pro gibt es in verschiedenen Leistungsstufen von Core m3 bis Core i7 und unterschiedlichen Speicher-Ausstattungen. Ich habe ein Gerät am oberen Ende des Leistungsspektrums: Core i7 mit 16 GB RAM und 512 GB SSD. Der Sweet Spot ist meiner Ansicht nach ein i5 mit 8 GB RAM und 256 GB SSD. Zu wenig SSD-Speicher ist in der Praxis problemlos, so lange Windows und Apps auf die SSD passen. Medien wie Filme oder große Foto-Sammlungen kann man auf SDXC-Karten speichern, die ihren Platz in einem kleinen Reader hinter dem Kickstand finden.

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Surface Go wird mit einem niedrigen Einstiegspreis und einer Konfiguration mit Pentium Gold, 4 GB RAM und 64 GB eMMC beworben. Der Listenpreis für diesen Rechner beträgt 449 Euro. Um diese Maschine würde ich einen Bogen machen, weil die 64 GB zu knapp sind und die Speichertechnologie zu langsam. Interessant ist dagegen die Konfiguration mit 8 GB RAM und 128 GB SSD für 599 Euro. Dazu kommen noch mal 100 Euro für ein Typecover oder 110 Euro für die luxuriösere Alcantara-Version. Erfahrungsgemäß sind diese Listenpreise nicht stabil. Man kann damit rechnen, auch erheblich bessere Angebote zu bekommen.

Aber was im Himmel ist ein Pentium Gold? Vor allem eine Marketing-Nummer. Intel sucht einen Weg, Prozessoren in jedem Preissegment anzubieten. Die Atom-Linie wurde aufgegeben, weil sie als zu lahm bekannt ist. Jetzt gräbt Intel die alten Markennamen Celeron und Pentium wieder aus. Dabei ist der in Surface Go verbaute Pentium Gold 4415Y tatsächlich ein Core m3 mit Pentium-Branding. Ich bin mir nicht sicher, was Intel da reitet, aber das scheint mir ein Sonderangebot für Microsoft zu sein.

Wozu taugt ein Core m3 respektive ein Pentium Gold? Vor allem zum Einsatz mit Microsoft Office, Edge oder Medien-Apps. In der 8GB-Version sollte man bei dieser Software niemals Leistungshunger verspüren, egal wie viele Tabs man offen hat. Hier liegt Go sogar vorne, weil es Pro mit m3 und 8 GB gar nicht zu kaufen gibt.

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Go hat wegen der geringen Baugröße einen kleineren Akku, ein kleineres Display, eine engere Tastatur und ein deutlich geringeres Gewicht. Statt des sehr viel weiter verbreiteten USB-A Ports hat Go das neuere USB-C. Über diesen Anschluss kann man das Go auch laden. Das Netzteil aber verwendet den magnetischen Surface-Connector, bei dem das Gerät nicht vom Tisch fliegt, wenn jemand über das Kabel stolpert.

Faustformel für den Akkuvergleich: Zwei Drittel der Microsoft-Angaben sind realistisch. Aus 13,5 Stunden für Pro werden dann 9, aus 9 Stunden für Go nur noch 6. Je nach Anwendung sicher auch weniger.

Für mich persönlich ist Go keine Alternative, weil mein Pro so viel kräftiger ist. Für jemand der zwischen m3 Surface Go und Surface Pro entscheiden muss, hilft nicht mal der Preis. Theoretisch ist ein Pro sehr viel teurer, aber aktuell gibt es Go nur zum Listenpreis und Pro bereits mit deutlichen Angebotspreisen.

Comments

Ich nutze mein Surface Pro 4 aktuell u.A. für Schulungen.
Surface am Dock, Dokumente und Anwendungen auf dem Monitor, Surface runtergeklappt für Handschriftliches.
Touchscreen mit dem Pen ist ein Gamechanger, unglaubliches Productivity Device.
Ich wünschte, das gäbe es in der Art von Apple, denn für mich ist Windows ebenfalls ein Gamechanger, allerdings andersrum ;)
Aus dem iPad Pro mit dem Stift sollte Apple am besten eine Art „MacBook Air Pro“ ableiten (oder eine andere gesichtswahrende Verrenkung, um die Mac Touch Bar durch den iOS Touchscreen zu ersetzen).

Tobias Hauser, 2018-08-13

Man sollte die kleinere Konfiguration nicht vorschnell verurteilen. Man wird ja regelrecht auf unzähligen Publikationen davor gewarnt.
Ich finde den folgenden Artikel hier mal sehr interessant. Vor allem das Video dazu. Unbedingt anschauen:
https://www.windowscentral.com/review-399-surface-go-4gb

Christoph Spitz, 2018-08-13

Daniel kommt selbst zu dem Urteil "Secondary PC". Und das ist genau das, was man vermeiden sollte. Ein Surface ist dann besonders wertvoll, wenn es der einzige PC ist. Und da reicht das kleine Modell schlicht nicht aus. Schon die 64 GB sind zu knapp. Ich glaube auch nicht, dass die meisten Leute das Gerät im S-Modus halten wollen. Und die 4 GB RAM reichen nicht mehr, wenn man Speicherfresser wie Slack oder Chrome laufen lässt.

Wer einen "Secondary PC" haben will, soll ein iPad kaufen.

Volker Weber, 2018-08-13

Wie kommt Ihr mit dem fehlenden LTE (Go & Pro) klar? Ich zögere, weil bislang alle meine iPads Mobilfunk on board hatten. Mit ICE-WLAN habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Und ich habe Sorge, dass ein per Smartphone aufgespannter Access-Point zu frickelig und instabil sein könnte.
Ist LTE aus Eurer Sicht in aktuellen Tablets verzichtbar?

Markus Mews, 2018-08-13

Da stimme ich zu - wenn man Chrome etc. installieren will/muss, dann reichen 4GB in der Tat nicht. Deshalb werde ich versuchen, das Ding möglichst lange im S Modus zu belassen. Zugegebenermassen habe ich aber auch die 8GB-Variante vorbestellt.
Ein Rechner in dieser Größe (10 Zoll) ist warscheinlich aber fast immer ein "Secondary PC". Ich denke, dafür ist das Go auch genau konzipiert. Und wenn ich eben diesen "Secondary PC" haben will, kaufe ich bestimmt kein iPad, denn dies ist eben kein PC.
Ich weiß wovon ich Rede, denn ich tausche aktuell iPad Pro (inkl. Smart Keyboard) gegen Surface Go inkl. Type Cover! Und das ganz bewusst. Gründe? Fehlender Mauszeiger, fummliges Multitasking, Tastatur-Shortcuts, welche ich mir als arbeitsbedingt 100%-iger Windows 10-User einfach nicht merken kann. etc.
Bin übrigens als sehr zufriedener Surface 3 (ohne Pro) User zum iPad Pro gewechselt und dort trotz traumhafter Hardware/Performance nicht richtig glücklich geworden.
Nach der Vorstellung des Go wusste ich sofort, was ich vermisst habe.

Christoph Spitz, 2018-08-13

Christoph, das Go ist ein Turbo verglichen mit dem 3. Das wird Dir sehr gut gefallen. Ich habe selbst noch ein 3 neben dem Pro. Fühlt sich zwanzigfach langsamer an.

Markus, wenn Du LTE brauchst, dann brauchst Du LTE. Allerdings sollen die ICE-WLANs massiv besser werden. Davon weiß ich nix, da die Bahn mich mit einer Bahncard verjagt hat. Mir persönlich reicht mein iPhone Access Point. Habe hier eine SIM rumliegen, die ich nicht mal in Betrieb genommen habe.

Volker Weber, 2018-08-13

@Markus: Ein Access-Point mittels iPhone ist weder frickelig noch instabil. Klappt einfach, immer und automatisch. Zumindest mit iPhone (und Macbook, aber auch anderen Geräten) bei mir. Und derzeit noch IMMER besser als das Bahn-WLAN.

Tobias Vogel, 2018-08-13

Nach der Empfehlung hier hat meine Frau damals das iPad und einen Uralt-Rechner gegen ein Surface 3 getauscht und ist damit wahnsinnig glücklich.
Einsatzzweck ist 90% Surfen auf der Couch und bei den paar Aufgaben die darüber hinaus gehen klappt das auch mit dem kleinen Display.
Die Alternativen wäre ein zweiter, über Monate ungenutzter Rechner und vor jedem Brief Updates einspielen oder ein zweiter Account auf meiner Maschine; beides nichts für sie.

Kai Nehm, 2018-08-13

@Marcus ich habe früher LTE im Gerät vermisst und war kein Freund von Tethering. Inzwischen sehe ich den Vorteil, dass ich nicht noch eine Datenkarte brauche und Tethering mit dem iPhone klappt ziemlich gut, einschalten und Windows verbindet sich automatisch (wenn man es so einstellt).

Tobias Hauser, 2018-08-13

How come you're posting so much in German these days?

Anyways, I use a Surface Book (1) at work & (2) at home so I thought the Go would be a nice device for personal travel, etc. I picked up both the 4GB & 8GB versions - I was surprised by the performance of the 4GB version, quite honestly, but decided that it made sense to keep the 8GB version as it is more likely to be useful for me for a longer period of time. Of course, I took it out of S mode immediately. ;)

I find myself using it a bunch as a tablet, which I rarely do with the SBs, due to the weight & size. I read a bunch of things online, so don't necessarily need keyboard for that kind of stuff & I find that generally, using the pen to write is pretty good for small items.

This is definitely a luxury - not a requirement for anyone. Maybe it makes sense as a primary device for schoolkids or potentially university students - I could see using it to write notes on, based on the size. I could see why someone with a Surface Pro wouldn't necessarily feel the need to get it, but it makes a big difference to carry this rather than the Surface Book.

Amy Blumenfield, 2018-08-13

For your readers who don't know me, I should probably note that I work for Microsoft, but I am pretty sure that my thoughts are not significantly impacted by that (although my ability to spend the money on a second device is).

Amy Blumenfield, 2018-08-13

Amy, I found that I get more comments when I write in German. It is just easier to read in your primary language even if you are fluent in a second and third.

Weight and size was the reason why I prefer the 12" Surface Pro to the much cooler Surface Books. And yes, Surface 3, which is somewhat larger than Surface Go, was easier to use as a tablet. The main reason why I like the more powerful Surface Pro is that it is the only computer I use for most things. Sometimes I switch to one of my Macs to keep them (and my muscle memory) current. I also use an iPad for reading online stuff once in a while. As I do with Android phones. But the bulk of things gets done on iPhone and Surface Pro.

Volker Weber, 2018-08-13

I don't like secondary devices neither. I therefore have the Surface Pro 4 at home as my only computer. We got a Surface 3 for the kids but since they keep using it more and more for school (and even take them to school every now and then as they don't like to work on the iPads on offer there) we needed another machine. I was interested in the Surface Go but eventually decided to buy another Surface Pro (i5/8GB/128GB) at a very good price as a long term solution for the whole family replacing larger laptops that we don't like using anymore. So the Surface family is growing without the need for any other computers. Brilliant machines.

Jochen Kattoll, 2018-08-13

Danke für den Artikel. Das Gerät ist damit gekauft nächste Woche.

Alexander Jäckel, 2018-08-20

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