Drei Volltreffer für 2018

by Volker Weber

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Dieses Jahr habe ich drei Produkte besonders intensiv benutzt: Surface Pro, iPhone X und Apple Watch Series 3. In den letzten Monaten aber hat es einige Überraschungen gegeben, die letzte vor einer Woche.

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich meine Watch Series 3 Edition jemals wieder ersetzen wollte. Das war für mich der Durchbruch bei der Apple Watch. Endlich LTE und damit Unabhängigkeit vom iPhone, und schnell war sie. Dann aber kam die Series 4 und alles wurde noch mal besser. Größeres Display, neue Sensoren, flacher und ein besseres Design, das einem nur auffällt, wenn man beide kennt. Und ich bin mir sicher, auch diese Liebe ist nur vorübergehend. Apple legt gerade erst so richtig los. Dabei ist die Apple Watch jetzt schon dermaßen viel besser als die Konkurrenz. Es gibt Spezialuhren, die mehr können, man denke etwa an die Garmin Fenix für Hardcore-Sportler, aber die sind bei weitem nicht so "rund". Welche Apps lässt man auf der Watch laufen? Eigentlich gar keine. Bei mir gibt es vier: Just Press Record für schnelle Tonaufnahmen, Microsoft Authenticator für 2FA, Microsoft Outlook (statt iOS Mail) und Microsoft Translator (Spanisch). Alle vier sind verzichtbar.

iPad Pro war die nächste Überraschung. Ich hatte mich weitgehend vom iPad zurückgezogen. Als Surface-Benutzer hatte ich alles in einer Maschine. PC, Tablet, alle Daten zwar in der Cloud, aber auch sofort am Platz. Keine Synchronisierung, alles immer verfügbar. Dann aber kam das iPad Pro 12.9 und ich war von Anfang an verliebt. So groß, so schlank, so schnell. Und ich lebe dort vor allem mit drei Apps: iA Writer, um Texte zu schreiben, PDF Expert für die Überarbeitung und Organisation von PDFs sowie Affinity Photo für die Bildbearbeitung. Der Klebstoff, der bei Surface alles zusammenhält, ist Windows 10. Beim iPad Pro ist es Shortcuts, vormals als Workflow bekannt. iA Writer ist das für mich perfekte Schreibprogramm und die Windows-Version hat mich total enttäuscht. Auf dem iPad Pro aber macht es exakt das, was ich brauche. Und zu meiner Überraschung komme ich auch mit der neuen Tastaturhülle perfekt zurecht. Gestern habe ich sogar ein paar Texte auf dem Beifahrersitz während einer Autofahrt geschrieben, für mich eine Premiere. Das habe ich vorher niemals gemacht, weder mit einem Laptop noch mit einem Tablet.

Die dritte Überraschung war Lenovo Yoga C930. Die Baureihe begleitet mich schon seit dem ersten Yoga mit Windows RT. Der nach hinten umzulegende Bildschirm war eine Lenovo-Innovation, die mittlerweile von vielen Herstellern kopiert wurde. Ich habe es von Anfang an sehr gemocht, weil man die Tastatur aus dem Weg schaffen kann, wenn man sie gerade nicht braucht, aber sofort wieder zur Hand hat. So leicht und mühelos wie beim ersten Yoga wurde das nie wieder, weil sich immer mehr ein Laptop-Design durchsetzte. Yogas sind zwar als Tablet nutzbar, aber das macht man nur selten. Wenn man die Yoga-Reihe so lange verfolgt, dann ist der Fortschritt von Jahr zu Jahr wirklich brutal. Mein altes Yoga 3 Pro war das seiner Zeit zugleich größte und flachste Notebook, das ich je genutzt hatte. Mit der Tastatur kam ich gar nicht gut zurecht und das Material, ich nenne es versilbertes Plastik, sprach mich gar nicht an. Aber das ist heute noch der Rechner, mit dem ich meine Buchhaltung mache, ohne es je mitzunehmen. Powertipp: Quabach Datentechnik, seit mehr als zehn Jahren.

Das Yoga C930 ist von schier unfassbarer Qualität. Für mich stimmt da schlicht alles. Bildschirm, Tastatur, Klang, Gehäuse, einfach alles. Ich habe eine gewisse Präferenz für die ThinkPad-Reihe. In mattschwarzem Carbon-Gehäuse sind sie unverwüstlich und haben eine immer noch unvergleichliche Tastatur, aber sie haben nicht die Eleganz des Yoga C930. Und der Trackpoint ist mir bei den ThinkPads mittlerweile im Wege. Früher verstand ich nicht, warum man dem Trackpoint noch ein Trackpad hinzufügte, heute ist es umgekehrt. Wer dem Yoga nicht traut, der findet eine vergleichbare Maschine als ThinkPad Yoga X1. Ebenfalls nach hinten umzufalten und mit einem dünnen Stift direkt im Gerät verstaut.

Surface Pro hat sich im besten Sinne bewährt. Das ist die für mich perfekte Kombination aus PC und Tablet. Ich mag diesen MagSafe-artigen Konnektor, ich mag die Tatsache, dass immer noch ein USB-A-Port vorhanden ist, aber für die Zukunft ist klar, dass Microsoft dem Gerät auch Thunderbolt 3 spendieren muss. Yoga hat beides: USB-A und USB-C mit Thunderbolt 3, sogar zwei Stück. Das 65W-Ladegerät habe ich ignoriert, da es mir mit normaler dreipoliger Zuleitung zu sperrig ist. Ich lade das Yoga und das iPad Pro beide mit der 60W-tizi-Tankstelle. Das Yoga bekommt einmal am Tag eine kurze Auffrischung, das iPad Pro dagegen hat bei mir stets den ganzen Tag durchgehalten. Länger als dieser Akku hält, halte ich es nicht vor einem Bildschirm aus.

Für viele ist das iPad Pro zu simpel, vor allem für Leute, die "richtig" mit Microsoft Office arbeiten müssen. Ich gehöre nicht dazu. Ich habe mittlerweile überhaupt keine Probleme damit, den ganzen Tag alles mit dem iPad zu machen. Und wenn ich dann doch mal etwas Kniffligeres machen muss, dann habe ich ja noch andere Rechner, auf die ich zurückfallen kann. Surface war, und Yoga ist, umfangreicher. Im Guten wie im Schlechten. Ich kann alle diese Geräte wärmstens empfehlen. Nur nicht jedes jedem. Ich hoffe, das ist hier klar geworden.

Was fehlt? Der Mac. Ich mag den Mac. Ein Retina MacBook habe ich auf Mojave, einen iMac auf High Sierra. Cheetah, Puma, Jaguar, Panther, Tiger, Leopard, Snow Leopard, Lion, Mountain Lion, Mavericks, Yosemite, El Capitan, Sierra, High Sierra und Mojave - ich habe alle OS X und macOS Versionen benutzt. Ich fühle mich wohl dort, aber ich bin irgendwann stecken geblieben. Wenn ich am MacBook sitze, dann tippe ich immer wieder mal unwillkürlich auf den Bildschirm, um dann festzustellen, dass er keinen Touchscreen hat. So wie ich am iPad Pro auch immer wieder mal nach dem Trackpad fische, wo keins ist.

Diese Reise ist noch nicht zu Ende. Windows ist immer noch viel zu kompliziert, iOS noch nicht mächtig genug, und macOS irgendwie altmodisch. Vor zwei Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich jemals wieder zu Windows zurückkehre. Oder dass ich tatsächlich beinahe alles mit einem iPad machen kann. Und dann kam es anders.

Genauso so, wie sich viele Menschen nicht mehr vorstellen können, das Haus ohne ihr Smartphone zu verlassen. Und wie ich seit mehr als einem Jahr weiß: Das geht ganz wunderbar und es ist sehr befreiend, ohne in die Vergangenheit zurückzufallen.

Comments

Ich denke, da steht uns möglicherweise eine disruptive Innovation ganz klassischer Art bevor. Eine neue Produktkategorie (Tablet) hat am Anfang ihre Nischen, aber ist in einigen Aspekten nicht hinreichend leistungsfähig, um die etablierten Produkte (Laptops, Notebooks, Ultrabooks) abzulösen. Entweder schaffen es die etablierten Produkte, sich die Vorteile der neuen Kategorie anzueignen (Simplizität, Portabilität) oder die neuen Produkte werden in den Aspekten gut genug, in denen sie heute noch unzureichend sind (Mächtigkeit der Anwendungen). Ich schätze, dass die bei Weitem überwiegende Anzahl der Anwender nur noch ein Gerät wünscht. So, wie das mit dem Smartphone und den Digitalkameras auch gelaufen ist...

Ragnar Schierholz, 2018-12-26

Das altmodische MacOS werde ich noch lange lieben, bis iOS irgendwann aufgeholt hat. Momentan ist es noch zu Handylastig.
Aber wenn ich Deine Migrationsversuche von Surface zu Yoga so beobachte, frage ich mich kopfschüttelnd warum MS so etwas logisches wie TimeMachine nicht zustande bringt. Klar, ist auch altmodisch weil nicht cloudbasiert - aber was zum Kuckuck hindert MS daran, so eine Lösung mit OneDrive zu kombinieren?

Axel Koerv, 2018-12-26

Axel, Gegenfrage: Wieso hat macOS immer noch kein Uninstall für Programme und Systemerweiterungen?

Volker Weber, 2018-12-26

Ich sage nicht, daß MacOS perfekt ist und die simple (zu simple) Strategie des Löschens der Programme im Programmordner hinterlässt je nach Provider auch im MacOS eine Menge Müll. Nach meinen Erfahrungen kostet das in der Regel "nur" Plattenplatz und führt selten zu Problemen. Nur wenige Provider liefern vollständige Uninstallskripte mit aus.
Ich würde Windows jetzt aber nicht als Musterbeispiel dagegen anführen, viele Uninstall Programme erfüllen ihre Aufgaben auch auf dieser Plattform nur unzureichend.

Axel Koerv, 2018-12-26

Im Idealfall ist ein Mac-Programm einfach nur ein Archiv, das man wieder löschen kann. Im nicht so idealen Fall installiert es Komponenten überall im System, ohne dass es irgendeinen System-Mechanismus gibt, die auch wieder los zu werden. Das hat Windows schon lange besser gelöst. Und die Apple-Methode, einfach alle Systemverzeichnisse bei der Migration zu kopieren, ist einfach, aber alles andere als sauber. Wenn man das ein paar Jahre lang macht, hat man auf jedem Folge-Gerät immer weniger Platz zum Arbeiten. Das weiß ich, weil ich schon lange Zeit mit der gleichen SSD-Größe von 256 GB auskomme. Und da quetsche ich mit CleanMyMac oft mal so eben 80 GB raus.

Auch bei Windows geht die Migration im Idealfall super-einfach. OneDrive verbinden, Einstellungen synchronisieren, Store Apps installieren lassen. Aber es läuft halt nicht alles immer ideal. Davon erzähle ich. Im Januar mache ich eine weitere Migration. Und dort werde ich die Apple-Methode nutzen. Netzwerkverbindung herstellen und alles stumpf rüberkopieren. Yoga ist jetzt aufgeräumt genug, dass ich einfach alles auf das nächste Surface ballern kann. Und ja, wenn das auch ein Fußgänger könnte, der nicht weiß, wie man ein Share erzeugt, das wäre sehr schön.

Volker Weber, 2018-12-26

Hi Volker,

Du hast ja das 12,9“-iPad. Hattest Du das 11“-iPad mal probiert? War es Dir zu klein?

Grüße

Bodo

Bodo Menke, 2018-12-27

Ja, habe beide probiert. Das 12.9 ist kompromisslos. Alle Tasten auf der Tastatur haben die richtige Größe, das iPad kann zwei iPad-Apps nebeneinander darstellen. Beides war bei dem kleineren nicht der Fall. Die Kompromisse hatten mich beim 9.7 immer davon abgehalten, es voll zu nutzen. Deshalb kam nur das 12.9 in Frage.

Volker Weber, 2018-12-27

Benutze die Tastatur am 11“ iPad-Pro. Sehr präzise, aber es fühlt sich gedrängt an. Für mich der richtige Kompromiss zwischen Portabilität und Komfort beim Schreiben längerer Texte. Wenn ich das Gerät aber weniger oft mobil nutzen würde, wäre die 12.9“ Version sicherlich besser.

Mariano Kamp, 2018-12-27

Mir ist es wie Volker ergangen. Um richtig damit zu arbeiten, war mir das 9.7“ iPad einfach zu klein. Das 12.9“ iPad ist für mich das perfekte Gerät, das ich unterwegs immer dabei habe. Mein MacBook Pro habe ich seitdem nicht mehr angerührt. Hier macht auch der LTE-Empfang einen großen Unterschied. Ich klappe das Gerät auf und kann sofort arbeiten. Das bietet mir sonst kein anderes Gerät. Inzwischen habe ich auch den ein oder anderen Workflow angepasst und kann alles mit dem iPad machen. Dennoch hoffe ich, dass iOS 13 vielleicht noch ein paar Verbesserungen beim Dateihandling bringt.

Frank Köhler, 2018-12-27

Verstehe. Bin seit Jahren mit der 9,7“-Variante unterwegs und fand die Größe für Reisen immer perfekt. Habe mich jetzt deshalb für das 11“ entschieden. Mal sehen, wie es sich so angeht... VG Bodo

Bodo Menke, 2018-12-27

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