Eve Light Switch ersetzt dummen Lichtschalter

by Volker Weber

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Häufig höre ich den Vorwurf, vowe.net zu lesen sei teuer, weil man Lust bekomme, etwas zu kaufen. Wenn das wahr ist, dann wird es heute teuer. Richtig teuer.

Ich habe ein dummes Haus. Alles funktioniert elektromechanisch. Wenn ich einen Schalter umlege, dann wird ein Stromkreis geschlossen oder unterbrochen und eine Lampe geht an oder aus. Ich wollte das so. Kein "Bussystem", kein KNX. Möglichst einfach sollte alles sein. Zusätzlich gibt es Hue- und Eve-Lampen, die per Software gesteuert werden. Das mache ich überwiegend per Zeitplan, aber auch per Bewegungsmelder und mit Siri. Sehr selten muss ich zum iPhone oder iPad greifen.

Das funktioniert soweit gut. Aber wenn man einmal soweit automatisiert hat, dann fehlen einem ein paar automatische Schalter, wo bisher nur dumme Wandschalter sind. Also suchte ich schon länger eine Möglichkeit, solche Schalter schlau zu machen. Der Einsatz von Hue-Birnen in normalen Deckenleuchten hat nämlich ein Problem: Wenn man das Licht von Hand ausschaltet und damit den Stromkreis unterbricht, sind sie "weg" und lassen sich per Software nicht mehr einschalten. Ich nenne das aus-aus. Auf der anderen Seite will man aber auch manchmal ganz normal den Lichtschalter betätigen, ohne darüber nachzudenken. Sonst hat das einen niedrigen WAF (Wife Acceptance Factor).

Eine preiswerte Lösung ist ein kleines Relais hinter dem Lichtschalter zu versenken. Einen Shelly 1 zum Beispiel. Der hat einen Webserver und lässt sich per Alexa und Google Home steuern, wenn man ihn mit der Shelly.cloud verbindet. Will man niemanden zuschauen lassen, beginnt die Bastelei. Bei mir werden die Shellys von einer Homebridge gesteuert, aber es gibt jede Menge aufwändigere Lösungen.

Und nun habe ich den idealen Schalter gefunden, der sich in normale Schalterprogramme integrieren lässt, ohne das Design zu verändern, ohne Daten an die Cloud zu senden, ohne einen eigenen Home Hub betreiben zu müssen, einfach mit Homekit, also iPhone und iPad bedienbar ist, Licht nach Zeitplan steuern kann, und dennoch ein ganz einfacher Schalter bleibt. Ladies and Gentlemen, put your hands together and join me in welcoming the Eve Light Switch.

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Im Karton sind der Wandeinsatz, ein Rahmen, eine Drückerplatte und der eigentliche Taster. Wenn man einen Schalter ersetzen will, dann braucht man den Rahmen nicht, sondern verwendet den alten weiter. Hat die Drückerplatte eine andere Farbe, kann man sich bei Opus die geeignete aussuchen. Es muss nur ein Schalter aus einem 55mm-Programm sein.

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Der Eve Light Switch hat fünf Anschlüsse: einen Nebeneingang, den geschalteten Ausgang (1), zwei Nullleiter und eine Stromversorgung (L). Sorry, ohne N geht es nicht, denn sonst hat der Switch keine Stromversorgung.

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Zunächst einmal habe ich die Wippen entfernt, die Träger der Wippen und zuletzt den 5er-Rahmen. Das ist der Endgegner jedes Elektrikers, denn alle Schalter müssen millimetergenau platziert sein, sonst geht der Rahmen nicht drauf. Dann habe ich die Sicherung ausgeschaltet, ein paar mal zur Sicherheit das Licht versucht einzuschalten und dann den Schalter demontiert.

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Heureka: Es gibt Nullleiter in der Dose, die natürlich nicht angeschlossen sind. Die Situation ist eindeutig. Die zusammengeschalteten braunen Kabel sind L, die blauen sind N, und das etwas dunklere braune Kabel geht zur Lampe. Wenn man den Schalter ausbaut, dann sieht die Rückseite so aus:

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Rechts oben ist L (vorher links), und unten sind die beiden Ausgänge, von denen man den linken nur für eine Wechselschaltung benötigt. Also habe ich das ganze montiert. Braun an L, ein zusätzliches kurzes Kabel vom dem N-Klips nach N und den geschalteten Ausgang an das dunkelbraune Kabel.

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Alles sorgfältig in die Wand eingebaut und dabei auf die genaue Zentrierung zwischen den anderen Schaltern geachtet.

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Jetzt nur noch die Sicherung wieder rein, die Schaltaufsätze drauf, und das Ganze funktioniert. Man fügt den Schalter einfach in der Eve-Anwendung in Homekit ein und kann ihn nun einem Raum zuweisen, in Szenen aufnehmen und automatisieren. Und dennoch lässt sich der Schalter jederzeit völlig normal bedienen.

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An dieser Stelle kommt dann die Frage, ob das auch mit Android geht. Nein, das geht nicht. Und das ist volle Absicht. Eve fährt einen ganz harten Privacy-Kurs. Die Verbindung ist nur lokal, also zwischen iPhone, iPad und dem Schalter, per Bluetooth. Ich kann auf diese Weise auch Zeitpläne in den Schalter laden. Aber nichts geht jemals raus. Eve betreibt keine Cloud, sammelt keine Daten, nichts. Und wollte man das mit Alexa oder Google ans Laufen bringen, dann wäre diese Türe auf. Es ist wirklich ein einfacher Test. Wenn Alexa oder Google, dann Cloud. Sobald man bei der Inbetriebnahme ein User-Konto anlegen muss: Cloud.

Aber wie steuert man das dann, wenn kein iPhone in Reichweite ist? Über einen Apple Hub. Das ist ein Homepod, ein Apple TV oder ein iPad am Strom angeschlossen. Das iPhone macht dann über iCloud eine verschlüsselte Verbindung auf und gibt die Kommandos an diesen Hub. Hat man mehrere dieser Hubs im Haus, dann muss einer davon in Rufweite des Schalters sein. Und wenn das nicht geht, verkauft Eve auch einen Extender, der diese Abdeckung erzeugt.

Ich habe eine Zeit lang die Home Automatisierung mit Alexa und Google verbunden, aber davon wieder Abstand genommen. Aktuell mache ich nur noch Homekit und ersetzte sukzessive Hue durch Eve-Geräte.

Der Eve Light Switch passt zu "solo" und "future linear" von Busch-Jaeger, "S1" von BERKER und "E2", "E2 flach", "Event" und "Standard 55" von GIRA. Die passenden Schalterwippen gibt es bei Opus. Im Karton ist eine polarweiß-seidenmatte Wippe für GIRA.

So, und nun könnte ich noch jede Menge dieser Schalter an anderer Stelle verbauen. Ich sagte doch, das wird richtig teuer.

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Comments

Es ist kein Vorwurf. Zwar ist es teuer, auf der vowe Seite schicke Lösungen mit hohem WAF zu finden. Aber dafür durchgetestet und validiert (Zeitaufwand) - und wer billig kauft kauft 2x (mindestens). Es ist ein Lob.

Volker Jürgensen, 2019-11-20

Volker, du verweist in dem Link noch auf Shelly.
Igitt Cloud, yeah iCloud.

Stefan Hempel, 2019-11-20

Fixed. Danke.

Volker Weber, 2019-11-20

Danke für den Tipp - gut für die kalte Jahreszeit zum Einbauen....
Sind die Links mit Absicht alle zum Shelly1?

Axel Laemmert, 2019-11-20

Waren sie mal, sind sie aber nicht mehr.

Volker Weber, 2019-11-20

Puh nun wird es echt richtig teuer, aber genau wie Du ist das der Schalter der es hier im Hause auch komplett macht. Den es macht mich schlichtweg Wahnsinnig wenn meine Frau immer alles aus-aus macht wie Du es nennst.

Muss mal zählen wieviele ich benötige, aber das ist ein Must have finde ich 😀

Volker Neumann , 2019-11-20

Wir hatten unsere Analog-Schalter einfach unauffällig mit etwas Heiskleber deaktiviert. Dabei ging es aber nur um die Umgewöhnung auf die neuen Hue-Schalter, die alle sowieso viel besser finden. Inzwischen ist der Heiskleber überall wieder weg ohne Spuren hinterlassen zu haben, aber da wir uns alle umgestellt haben, kommt Versehentliches aus-aus nicht mehr vor.

Lucius Bobikiewicz, 2019-11-20

Ich habe mich nach diversen Tests und POCs bewusst für Homematic IP von eq3 aus Leer entschieden (ELV Kosmos), derzeit auch bewusst in der Cloud Variante.

Ein Schwenk auf lokale Lösungen von relativ fertig (CCU3) bis Raspi ist jederzeit möglich, falls eq3 mal nicht mehr mag oder kann, das System ist reichlich verbreitet, dokumentiert und offen. Die Schalter, Sensoren und Aktoren können also lange in oder auf der Wand bleiben. Der verwendete Funk hat eine ausreichend hohe Reichweite. Ein Nachteil ist, das einige Sensoren prinzipbedingt batteriebetrieben sind - der Verbrauch hält sich aber sehr in Grenzen, der 868MHz Funk scheint sehr effizient.

Auch die Privacy ist besser als bei anderen, man muss dort keinen Account oder ähnliches anlegen, die Zugangsdaten sind auf dem Access Point einfach aufgedruckt. Man kann lokal schalten, in der App schalten oder programmieren und auch mit Hilfe der API komplexere Dinge machen, wenn man möchte. Laufende Kosten gibt es in keiner Variante (wenn es mir in der Cloud Variante ehrlichgesagt fast lieber wäre, zwecks Nachhaltigkeit).

Es gibt viele verschiedene Sensoren und Aktoren: Schalter (ins Schalterprogramm integrierbar), UP Aktoren, Temperatur und Feuchtesensorem für innen und außen, Heizungssteuerungen (lokal, zentral, FB), Wettersensoren (Wind, Regen, Temperatur), Bewegungsmelder, einfache Kontakte, Tür- und Fensterkontakte, Sirene, Rolladenaktoren, Jalousieaktoren und so weiter). Licht, Wärme, Beschattung, Automatismen bei entsprechendem Wetter, ein wenig Sicherheit (bei gezielten Angriffenen sind Funk-Sensoren nichts wert, klar), Rauchmelder, vieles ist möglich.

Die Anbindung an die Sprachassistenten finde ich zweckmäßig und hilfreich.

Für mich und meine Anforderungen ist das das perfekte System, weil es einerseits recht einfach ist, andererseits bei entsprechender Bereitschaft auch sehr vielseitig sein kann und eine hohe Nachhaltigkeit durch mögliches Fallback auf 'nur lokal' möglich ist.

Die Preise sind angemessen, im Schnitt kostet ein 'Teil' um die 50€. Wenn man möchte, kann man als Minimum pro Raum sechs bis sieben Geräte verbauen (1+ Lichtschalter, Heizungsaktor, Temperatur- und Feuchtesensor, Rauchmelder, Präsenzsensor, Fensterkontakte sind mal ein Anfang). Man kommt also auch hier auf seine Kosten o:-)

Hubert Stettner, 2019-11-20

Ja, gibt viele andere Lösungen. Aber ich will das Haus dumm lassen und ihm nur ein bisschen helfen. Vor allem aber will ich Homekit verwenden.

Volker Weber, 2019-11-20

Schöne Sache!

Funktioniert der Schalter auch, wenn Homekit Hub bzw. Heimnetzwerk komplett ausgeschaltet sind?

Wie ist die Haptik des Schalters? Fühlt sich das ‚Klicken’ ähnlich an wie bei einem GIRA Serie 55 Schaltereinsatz?

Sven Bühler, 2019-11-21

KNX hatte den Ruf teuer zu sein. Wenn ich daran denke, alle Taster und Bewegungsmelder durch Eve zu ersetzen, wird der Unterschied plötzlich sehr klein. Für Retrofit aber extrem coole Lösung.

Martin Hiegl, 2019-11-21

Sven, ja, der Schalter ist vollkommen autark. Du brauchst auch keinen Hub, um in zu automatisieren. Der kann seinen eigenen Zeitplan verwalten. Er schaltet sowohl von Hand als auch per iPhone, auch wenn kein Netz da ist. Und nein, er sieht genauso aus wie ein Gira Series 55, aber fühlt sich ganz anders an. Die Platte ist immer plan und nicht gekippt. Du drückst oben oder unten drauf, und sie kommt dann wieder zurück in die Ausgangsstellung.

Martin, es geht ja nicht um alle. Zumindest sage ich das gerade zu mir. :-)

Volker Weber, 2019-11-21

Warum sollte eine lokale Verbindung zwischen Android Smartphone und Schalter per Bluetooth nicht möglich sein?

Norbert Tretkowski, 2019-11-21

Norbert, falsche Zeit, falscher Ort. Es geht hier im Homekit. Das kann Android nicht.

Googles Kopie heißt Google Home und das ist eine Datensammelmaschine.

Volker Weber, 2019-11-21

Das haben die speziell für mich gemacht. Meine Frau darf nur den Preis nicht sehen...jetzt brauche ich nur noch eine HomeKit-Casambi-Bridge und dann bin ich glücklich. Kennt da jemand was?

Sven Richert, 2019-11-21

Das sieht nicht gut aus: http://support.casambi.com/support/solutions/articles/12000056064-are-casambi-products-compatible-with-smart-home-solutions-google-home-alexa-apple-homekit-etc-

Volker Weber, 2019-11-21

Ich habe seinerzeit alle mechanischen Schalter durch Aktoren von EQ3 ersetzt. Dann kamen Philips HUE und IKEA Tradfri. Also Aktoren ausgebaut, auf Dauerstrom umgeklemmt und Taster eingebaut. Diese sind dank RaspberryMatic/RedMatic auch für HomeKit als Taster erkennbar und können entsprechend automatisiert werden. Außerdem sehen sie im 55er Gira-Rahmen (hier E2) auch sehr gut aus.

Wenn man eine "dumme" LED-Lampe schalten möchte, ist die Lösung von Eve wohl die schnellste.

Martin Loeschner, 2019-11-21

Danke, Volker, das kannte ich schon. Ich habe drei Occhio Mito, die sind wirklich toll, die App ist auch gut genug, es gibt laufend Pflege dafür. Nur kann man es halt nicht in HomeKit integrieren. Auch für HomeBridge, wo es ja jeden Quatsch zu geben scheint, nüschr.

Sven Richert, 2019-11-22

Ich befürchte, das wird es niemals geben. Die Mitos benutzen Bluetooth und da kommst du nicht mit HomeBridge dran. Das geht nur direkt vom Smartphone oder Tablet aus. Eve geht deshalb, weil deren Geräte direkt HomeKit sprechen.

Volker Weber, 2019-11-22

Mir erschließen sich Reiz und Mehrwert der Heimautomatisierung irgendwie immer noch nicht ... Für mich ist das alles irgendwie immer noch eine Lösung auf der Suche nach einem Problem.

Thomas Cloer, 2019-11-22

Das hat ein bisschen was mit der Größe des Heims zu tun. ich habe etwa 150 Dosen und Schalter in der Wand. Und du?

Volker Weber, 2019-11-22

Slightly different animal but have you ever heard of these?

https://lightwaverf.de/

Vitor Pereira, 2019-11-24

No, never heard of them. The value proposition of Eve is that you don't need to sign up for anything. They don't know their customer, you are not registering your products. They just interface with Homekit and that's it.

Volker Weber, 2019-11-24

I know, that's why I said it's a different animal ;-) Also, Eve tells me "Not available in your country".

Vitor Pereira, 2019-11-24

Lots of animals out there. Only one of the Eve kind, AFAIK. And yes, Eve is still expanding their operations.

Volker Weber, 2019-11-24

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