Teams an Schulen

by Volker Weber

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Seit März diesen Jahres, also sei acht Monaten, wissen wir, dass die Corona-Pandemie auch über Deutschland rollt, wir haben im Frühjahr alle Geschäfte geschlossen, alle Schulen und Kindergärten, und haben dabei gelernt, dass wir schlecht vorbereitet sind. Unternehmen haben ruckzuck Arbeitsplätze nach Hause verlegt, aber unsere Schulen haben das nur punktuell hinbekommen. Es gibt gute Beispiele überall, aber jede Initiative, das auch nur landesweit, geschweige dann bundesweit hinzubekommen, ist im Palaver verlaufen.

Gestern bekam ich eine Mail in anderer Angelegenheit und da stand dann das drin:

und du hattest kürzlich ja mal nach den verhältnissen digitale schule gefragt. da gibt es “Steinzeit” (Viko) und “ganz mega weit vorne” (GCLS in ober ramstadt). an den darmstädter gymnasien wissen sie nicht mal wie man digitalisierung buchstabiert, an mikas schule wird jede einzelne schulstunde online übertragen, jeder schüler ist komplett in MS eingebunden mit teams, office, onedrive etc. schüler, die nicht in die schule können, schalten sich so jeder schulstunde zu. hausis, chats mit lehrern u schülern, arbeitsblätter, alles online. auch der elternabend mit mehreren lehrern und den eltern - alles online. meeega gut. seit den herbstferien kann der gesamte unterricht komplett online stattfinden.

Darmstadt nennt sich "Wissenschaftsstadt Darmstadt" und "Digitalstadt". Oberramstadt ist das übernächste Kaff im Odenwald. Krasser können Anspruch und Wirklichkeit kaum aufeinander treffen.

Wir wissen, wie es geht. Stattdessen haben wir "Stoßlüften alle 20 Minuten" und den alten Stundenplan, bei dem sich morgens die Schüler alle gleichzeitig in die Busse und Bahnen quetschen. Auch nach acht Monaten fahren wir wieder einfach an die Wand.

Comments

Und noch schlimmer wird es, wenn die Schulen die etwas tun, mitdenken, bewegen wollen zurückgepfiffen werden auf das Niveau der Bremser und Verweigerer (s. Solinger Weg). Chancengleichheit sehr wichtig, aber doch nicht auf Basis des kleinsten gemeinsamen Nenners. Außerdem ist es keine Chancengleichheit, wenn einzelne Lehrer*innen und einzelne Klassen in Quarantäne gesteckt werden.

Torben Volkmann, 2020-11-12

Tja, und bei uns ins Bayern (dem Land von Laptop und Lederhosen...) lässt das Kultusministerium im November die Teams Lizenzen auslaufen und verlängert diese nicht...
https://www.br.de/nachrichten/wissen/microsoft-teams-lizenzen-fuer-schulen-laufen-aus-und-nun,SFfB0J8

Manfred Wiktorin, 2020-11-12

Auch in Ober-Ramstadt gibt es eine Schule die bis zum Ende der Sommerferien gebraucht hat um zumindest einen email Verteiler an alle Eltern zu erstellen. Vorher haben wir wie in den 90er Jahren Stille Post über die Elternvertreter gespielt. Hier ist leider auch nicht alles Gold was glänzt.

Meiner Meinung nach zeigt sich vor allem die Orientierungslosigkeit der Schulämter und Kultusministerien. Das Grundlegende Problem ist an allen Schulen das gleiche. Warum sucht man dann nicht nach einer zentralen Lösung? Und hier beziehe ich mich bewusst nicht nur auf die Digitalisierung. Das gilt genauso in der analogen Welt für z.B. Luftfilter oder zumindest einmal CO2 Messgeräte. Alles Lösungen die in der Summe auch schön skalieren würden, so von wegen Preis Leistung....

Daniel Pape, 2020-11-12

Anscheinend ein sehr vielschichtiges Thema. Bei einer Bekannten, die Lehrerin an einem Gymnasium ist, wurde bereits 2019 Teams an der Schule eingeführt. Somit war es schon im ersten Lockdown einsatzbereit und wurde zumindest teilweise erfolgreich genutzt. Allerdings konnten oder wollten einige Lehrkräfte damit nicht arbeiten, daran hat sich wohl auch bis heute nichts geändert. Die Schulleitung hat da wohl auch keine wirkliche Handhabe (kenne jetzt auch nicht alle Details).

Also selbst da, wo die technischen Möglichkeiten gegeben sind, hat man wohl versäumt, entsprechende Pläne und Maßnahmen zu entwickeln.

Joachim Bode, 2020-11-12

Ist übrigens ein klassisches Thema aus der Rubrik: viele Köche...

Wenn fast 20 Kulturministerien, x Schulämter, tausende Schulen, dann die Lehrer und zuletzt auch noch Elternbeiräte alle was mitzureden haben, kommt eben der kleinste gemeinsame Nenner raus. Also (fast) nichts.

Die Schulen die das trotzdem machen fahren im Prinzip eine Guerilla Taktik, sinnvoll, aber wer weiß was denen im Nachgang rechtlich alles blüht. Muss nur ein Elternteil und Hobby Anwalt dagegen klagen, dann wirds lustig.

Roland Dressler, 2020-11-12

Ich stimme zu. Radfahren ist nicht einfach zu lernen. Aber ohne Fahrrad gänzlich unmöglich.

Volker Weber, 2020-11-12

das ist wie mit tesla. alle sagen es geht nicht. und dann kommt tesla und machts einfach. bam!

je mehr gute beispiele bei schulen es gibt, je weniger schulen werden sagen können das geht nicht.

mein arbeitgeber genehmigt mobiles arbeiten/homeoffice nur im begründeten ausnahmefall. was soll ich sagen...

felix kluge, 2020-11-12

Hier ein Update aus Krefeld. Meine Kinder sind an einem Gymnasium in privater Trägerschaft, aber ich höre ähnliches von Freunden mit Kindern an städtischen weiterführenden Schulen. Unsere Schule hat auch Office 365 bereits vor der Pandemie eingeführt. Alle Lehrer, Schüler und sogar der Vorstand des Fördervereins haben Accounts. Bereits in der ersten Phase im Frühjahr wurde Remote-Unterricht über Teams durchgeführt als die Schulen geschlossen waren, nicht in allen Fächern aber immerhin. Im Sommer haben die Lehrer Weiterbildungen in O365 und Teams bekommen und es wird auch weiterhin Teams und O365 im Unterricht genutzt, damit die Fähigkeiten von Schülern und Lehrern erhalten bleiben, sollte es zu einer erneuten Schulschließung kommen. Über das Programm "Gute Schule 2020" vom Land NRW wurde auch eine WLAN-Infrastruktur geschaffen, ein neuer Schulserver angeschafft (im wesentlichen für die Administration) usw. Im Unterricht werden auch Tools wie zB Kahoot zur Auflockerung eingesetzt, alle Klassenräume sind mit Beamern ausgestattet, die drahtlose Projektion von bis zu vier Geräten erlauben.
In der vergangene Woche wurden die Elternabende der neuen 5ten Klassen kurzfristig komplett über Teams abgewickelt, um der neuen Corona-Verordnung gerecht zu werden. Als Vorsitzender des Fördervereins habe ich an zwei davon teilgenommen und war beeindruckt, das fast alle Eltern tatsächlich über Teams "anwesend" waren. Auch der Elternabend in der letzten Woche wurde über Teams durchgeführt, die Lehrer haben zur vereinbarten Zeit die Schüler und Schülerinnen auf Teams angerufen und dann mit ihnen und den Eltern das Gespräch geführt.
Einen Wermutstropfen gibt es dennoch: die Internetanbindung der Schule ist bei weitem nicht ausreichend und ist erst für 2023(?) ist die Breitbandanbindung von der Stadt Krefeld geplant. Für knapp 1.000 Schüler und Lehrer. Örgs. Bei einer Schulschließung ist das weniger ein Problem, wenn jeder seine eigene Leitung nutzt, aber wenn ganze Klassen in der Schule im Internet sind, wird es übel.

Armin Auth, 2020-11-12

Ich habe beiden Schulen meiner Kinder Hilfe angeboten (also ein Business Tool um ganz einfach Anleitungen erstellen zu können, gratis nutzen zu können). Nichts. Gar nichts. Und dabei haben die alle absurd Schwierigkeiten die vorhandenen Systeme überhaupt zu nutzen, wenn die nicht unter der Last der Anfragen zusammenbrechen.

Heiko Jabusch, 2020-11-12

Leider stellen wir uns in Deutschalnd hier wieder selbst ein Bein.
Solange die DSK beschließt, dass "..kein datenschutzgerechter Einsatz von Microsoft Office 365 möglich ist. ..." und die Länder sich nicht trauen sich eindeutig zu positionieren, wird es für die Schulen schwierig notwendige investitionen in Teams/Office365 zu rechtfertigen.

Ingo Kueper, 2020-11-12

Es ist ja auch nicht so als würden z.B. MS Teams nicht schon in viel größeren Bildungseinrichtungen erfolgreich eingesetzt werden, z.B. Australien: https://youtu.be/NcbQ2UK69Tc

Wir müssen endlich aufhören mit dem „Not invented here“ Syndrom und statt dessen beginnen lessons-learned aufzunehmen und durchgängig zu verbreiten und diese dann im Betrieb zu verbessern. Ohne dass ich etwas verwende, lerne ich nichts. Und Lernen ist doch das Hauptthema in einer Schule? Oder doch „Verweigerung“? Man lernt ein Leben lang, nicht nur als Schüler.

Andreas Linde, 2020-11-12

Ich freue mich sehr wenn Schulen wie im Artikel beschrieben funktionierende Lösungen betreiben.

Was ich nicht verstehe, warum du so auf Microsoft Office fixiert bist. Es gibt sehr gute, offene, bewährte und europäische Lösungen. Und es gibt Dienstleister, die solche Systeme aufsetzen und pflegen. Das hilft den Schulen, fördert unsere IT 'Industrie', uvm...

Martin Knaup, 2020-11-12

Solange die DSK beschließt, dass "..kein datenschutzgerechter Einsatz von Microsoft Office 365 möglich ist. ..."

Wenn Experten diese Erkenntnis evaluieren, dann hat Office 365 nichts in unseren Krankenhäusern, Schulen, Verwaltungen zu suchen. Dass dies trotzdem geschieht, kann ich nur mit Abhängigkeit, Suchtverhalten erklären.

Und diese Krankheiten wollen wir unseren Kindern weitergeben?

Martin Knaup, 2020-11-12

Es geht noch schlimmer: die Schule meiner Kinder richtet e-Mail Adressen für alle Kinder, Lehrer und Eltern ein. Hosting ist InHouse, Administration in der Schule, kein Externer beteiligt. Kinder müssen zustimmen, die Funktion zu nutzen, was sie auch tun. Der Datenschutzbeauftragte sagt nun, das ist nicht erlaubt, da die Kinder in einer Abhängigkeit zur Schule stehen und die Zustimmung deswegen erzwungen wäre.
Der Datenschutz wurde im Sommer zu Videokonferenzlösungen befragt: Ergebnis ist eine Liste, die aussagt, alle Lösungen sind zu beanstanden und dürfen nicht genutzt werden.
Zusätzlich möchte eine Gruppe von Lehrern Videokonferenzen verbieten, da nicht gewährleistet ist, dass nur die Kinder den Unterricht anschauen. Ort des Grauens ist Berlin.

Stefan Hefter, 2020-11-12

Und die Kinder mögen sich keinesfalls mit ihrem eigenen Namen, sondern nur mit Pseudonym anmelden und keinesfalls die Kamera einschalten. Das ist nicht ausgedacht. Das kannst du dir nicht ausdenken.

Volker Weber, 2020-11-12

Martin, erzähl doch einfach mal von funktionierenden Schulen, die das ganze Spektrum wie mit Teams & Office & OneDrive & Sharepoint inklusive den passenden Clients für Android, iOS, Windows, Mac und so weiter einsetzen, nur eben ohne Microsoft.

Aber das sollte dann auch inklusive Rechenzentrumsbetrieb den Kriterienkatalog C5 des BSI (Cloud Computing Compliance Criteria Catalogue) erfüllen. Gerne auch noch ISO 27001, ISO 27018, ISO 27701 und SOC.

Volker Weber, 2020-11-12

Danke für das Beispiel mit Oberramstadt. Das nehme ich gerne in die nächste Elternsprecher-Versammlung mit, wo dann wieder Argumente wie „sowas geht nicht“ kommen.

Lutz Hildebrandt, 2020-11-12

Ich stecke gerade mitten im Wirbel, der Fahrt aufnimmt.
Teams ist ein hervorragendes Werkzeug.

Herausforderung sind Köpfe.
Lehrende, die selbst nicht mehr lernen wollen. Dabei wäre es jetzt die Chance Vorbild zu sein für die Kinder. Hey, so funktioniert sich neu anzupassen.
Datenschützende, sehr wichtig, sehr richtig, aber bitte den Job Ernst nehmen. Hier geht es darum, dass aufgezeigt wird, wo genau es hakt, ja, das ist Arbeit, aber keine Frage, alles, was das Gesetz vorschreibt, wird umgesetzt.
Volksvertretende, auch hier ist die Aufgabe, Voraussetzungen schaffen, die Lehre ermöglichen.

Jürgen Sting, 2020-11-12

Es ist ein wildes Mischmasch aus Träger der Schule (oft die Stadt), Rektorat der Schule und kompetente Fachlehrer, Eltern und dann noch irgendwas oben drüber.

Wir haben Einblick in 4 verschiedene Schulen und es ist wie hier beschriebn: von ziemlich perfekt bis "Aufgaben könne in Papierform abgeholt werden" - was gar nicht so schlecht funktioniert.

Was auffällt: Lehrer, vorn dabei sind werden gerne von missmutigen Kollegen ausgebremst. Lehre die Keine Lust haben mitzumachen können sich auch selber rausdefinieren, ohne Konsequenz. Die Unsicherheit über Datenschutz führt zu einem steten Wechsel von Tools. Wir haben von Bigbluebutton über Jeans, Teams und ix3 (oder so) jetzt alles durch. Mehr oder weniger performant, oft schlecht installiert und konfiguriert.

Ärgerlich wirds dann, wenn die Hilfe, die aus dem Elternkreis angeboten wird, mit seltsamen Begründungen abgelehnt wird.

Für mich schiessen immer die Leute den Vogel ab, die auf den Datenschutz verweisen, aber selber komplett über Facebook und Whatsapp transparent sind. Wenn man dann fragt, warum O365 nicht geht, wird es still.

Thomas Nowak, 2020-11-12

Die kommen meistens mit veralteten Evaluierungen oder dieser höchst umstrittenen DSK-Pressemitteilung, die alles andere als einmütig war. Und ja, hat Android und Google Maps. :-)

Volker Weber, 2020-11-12

Ich hatte heute das Vergnügen, Vorträge vom Bundes-DSB, Bundes-CIO und einem HPI-Prof zu hören. Themen waren u.a. digitale Souveränität Deutschlands und Europas, GaiaX und Datentreuhänder und am Rande noch Bildungscloud. Da wurden dann schon mal Schulen als Negativebeispiele genannt, die einfach Teams genutzt hätten, ohne vorher Unterschriften aller Eltern einzuholen.
Für mich fühlte es sich so an, als würden wir über Herausforderungen reden, für die es erst in zehn Jahren einer Lösung bedarf.

Markus Mews, 2020-11-12

Dazu WeEx mit so vielen Störungen in Bild und Ton, wie ich es mit Zoom noch nie erlebt habe.

Markus Mews, 2020-11-12

Beim Thema Datenschutz frage ich mich worüber man eigentlich Angst hat. Wenn ich mir mal den Content meines Sohnes bei Google Classroom anschaue, sehe ich den gleichen Inhalt den wir früher in DIN A5 Schulheften im Ranzen hatten und dann im Buss vergessen haben. Ein Aussatz über Gandhi, Vegetation in Südamerika, die eingescannte Zeichnung für das Vogelhaus das beim Tischlern gebaut wird, ein Python Programm, ein Arbeitsblatt für Statistik.

Besonders schutzwürdig ist das nicht gerade. Nicht mehr als die oben erwähnten Schulhefte. Wir sprechen hier nicht von z.B. Gesundheitsdaten

Im Discord-Chat den er privat mit seinen Freunden aufgesetzt hat steht sicherlich mehr privates. Vermute ich mal.

Federico Hernandez, 2020-11-12

Jedes Mal wenn vowe zu dem Thema postet haben wir in Windeseile 20+ Reaktionen mit langen, inhaltlich wichtigen Beispielen, wie es gehen sollte oder wie es gar nicht geht. Cool!
Wie können wir anfangen, die guten Beispiele nachhaltig transparent und öffentlich sichtbar zu mache, damit sich andere Schulen daran orientieren können.
Hat jemand hierzu die (technischen) Mittel und gute Ideen, wir wir dies als Community vorantreiben können. Der Missstand löst sich leider nicht von selbst und es frustriert gehörig.

Stephan Bohr, 2020-11-12

Ich hatte eben eine Konferenzschaltung mit einem Koordinierungsgremium unter Leitung einer Agency der US Regierung. Adobe Connect, mit Flash, für den Bildschirminhalt und Telefoneinwahl für Audio - grausam. Schlechte Beispiele gibt es auch dadrüben.

Ich habe keine Kinder in der weiterführenden Schule, aber ich sehe, wie die Schließung im Frühjahr meine Tochter mitten im ersten Schuljahr massiv zurückgeworfen hat. Und während mein Sohn (weniger als zwei Jahre älter) mit Freude alles online macht (Chor, Trompetenunterricht), fremdelt sie noch etwas damit.

Keine Frage, wenn es sein muß, ist ein Jahr zu wiederholen, besser als sich mit COVID-19 die ganze Zukunft zu versauen. Ich habe in den letzten Jahren schon mehrfach an Einstellungsprozessen mitgewirkt. Ich kann nicht daran erinnern, dass wir je einen geeigneten Kandidaten abgewiesen hätten, weil er ein Jahr zu lange für seine Ausbildung gebraucht hat...

Ragnar Schierholz, 2020-11-12

Stephan, Initiative wird bestraft. Das werden wir noch sehen, wenn die Schulen gegeisselt werden, die ihren Betrieb aufrecht erhalten haben, ohne sich erst 100 Prozent Unterschriften einzuholen. ALLE Eltern. Sowas nennt man "setup for failure".

Ragnar, volle Zustimmung. Ich weiß auch nicht, wie das aus dem Stand mit Erstklässlern gehen soll. Aber so ab Klasse 5 sollte das schon gehen, oder?

Volker Weber, 2020-11-12

Was vowe sagt: Die (aus unserer Sicht) Positivbeispiele wollen gar nicht ans Licht der Öffentlichkeit, weil das der Todesstoß für ihr Projekt sein könnte. Sie rufen Jehova und die Datenschutzstalinisten sammeln schon Steine.

Markus Mews, 2020-11-13

@Federico: genau das ist auch immer meiner Meinung. Wenn die schulischen Inhalte durch Social Media und Online Händler ausgewertet werden - was passiert? Im schlimmsten Fall kriegen meine Kinder Lateinbücher vorgeschlagen oder eine FB-Gruppe über Genetik.
Spaß beiseite: die schulischen Inhalte dürften zur Auswertung praktisch komplett nutzlos sein. Personenbezogene Inhalte (Noten, Krankmeldung usw.) wird man ja wohl über einen anderen Kanal übermitteln können.

Stefan Hefter, 2020-11-13

Das ist doch gerade der Witz: Die schulischen Inhalte werden genauso wenig ausgewertet wie die Daten von Unternehmenskunden. Das kriegst du schriftlich.

Volker Weber, 2020-11-13

> Ragnar, volle Zustimmung. Ich weiß auch nicht, wie das aus dem Stand mit Erstklässlern gehen soll. Aber so ab Klasse 5 sollte das schon gehen, oder?

Was ich über eine Lehrerin mitbekommen hatte, ist es in 5 & 6 noch etwas schwieriger; aber nach paar Sessions mit Hilfe von Eltern (die ja oft jetzt so arbeiten) ging es dann. Schlimm nur, dass die betreffende Schule erst Teams verboten hat, dann für Zoom beide Augen zugedrückt hat und ansonsten eine Jitsi Instanz einer Freifunker-Initiative aus einem anderen Bundesland empfohlen hat. Und jetzt läuft der Wahnsinn mit den Unterschriften zu Tools...

Zum Stoßlüften las ich neulich auf Twitter (Quelle vergessen): Na immerhin wird dort jetzt mit Windows gearbeitet.

Stefan Opitz, 2020-11-13

Ich finde (als jemand, der derzeit mit einem Schulkind in Norwegen lebt), es auch überfällig, dass an deutschen Schulen mehr Digitalisierung geschieht.

Und gleichzeitig finde ich Argumente a la “sind doch nur Hausaufgaben” eher ablenkend, mitunter sogar schädlich.

Marko Schulz, 2020-11-13

Erfüllt Office 365 die Kritieren? Vermutlich nicht. ... Viele Universitäten arbeiten mit 'freien' Lösungen, über die auch berichtet wird. Ich sehe selbst, dass die Inhalte, die im Schulunterricht verwendet werden, keinen besonderen Schutz bedürfen. Ich störe mich an eher zwei Gedanken.

(1) Warum diese Abhängigkeit von wenigen Anbietern? Wenn solche Anbieter mittlerweile zensieren. Siehe QAnon, Trump. Was kommt als nächstes? Propheten Karrikaturen? Wer entscheidet, was richtig und was falsch ist?

(2) Die wenigen Anbieter investieren viel in "KI". Diese Investitionen wollen sie zu Gewinn machen. Dafür brauchen sie Daten. Schon jetzt werden unsere Fotos, Nachrichten, ... analysiert. Nun kämen weitere hinzu. Noch tut es nicht weh. Aber irgendwann heißt es, dass x die gewünschte Anstellung nicht bekommt, weil x auf Schule y war und seine Hausaufgaben immer 2355 Uhr hochlud. Denn irgendeine "KI" erstellt eine Korrelation die ergibt: Menschen welche auf Schule y gingen, als Kind bis 0 Uhr am Computer saßen, deren Eltern Ska hören, in deren Wohnort ein Querdenker wohnt, ... haben ein 100-fach höhere Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken. Und deshalb bekommt x die Anstellung nicht, sondern z. usf usw

Ich habe "Angst" vor dieser Zukunft.

Martin Knaup, 2020-11-13

> Erfüllt Office 365 die Kritieren?

Ja. Das kannst du leicht rausfinden.

Volker Weber, 2020-11-13

>> Ragnar, volle Zustimmung. Ich weiß auch nicht, wie das aus dem Stand mit
>> Erstklässlern gehen soll. Aber so ab Klasse 5 sollte das schon gehen, oder?

Ich bin kein Pädagoge, ich kann aus dem Stehgreif nicht vernünftig beurteilen, was gehen müsste und was nicht. Selbst in meinem Fachgebiet denke ich mir hin und wieder Dinge aus, bei denen ich der Meinung bin, dass es gehen müsste - und bei der Detailplanung stelle ich dann fest, dass der Teufel im Detail steckt und manches dann doch nicht so geht.

Und woher soll denn die Kompetenz für digitale Unterrichtsansätze bei den Lehrern kommen, wenn sie in Ausbildung, Praxis und Fortbildung kaum bis keine Berührungspunkte haben? Das, was da systematisch in den letzten Jahren an Weichenstellung in der Poloitik verschludert wurde, können jetzt auch noch so motivierte Lehrer nicht allein ausbügeln.

Bei uns an der Grundschule meiner beiden Ältesten sehe ich ein paar Lehrkräfte, die sich echt Mühe geben - in unterschiedlicher Art und Weise. Eine hat während der Schließung im Frühjahr jeden Tag kleine Videobotschaften an ihre Klasse geschickt. Auch, weil sie ihre Kids genauso vermisst hat, wie die ihren gewohnten Alltag. Jedes Kind hat mindestens zweimal pro Woche eine Viertelstunde Einzelgespräch bekommen. Unsere Klassenlehrerin ist ein paar Mal bei allen Kindetn zu Hause vorbeigegangen und hat dann halt aus fünf Metern Abstand vom Bürgersteig aus mit unseren Kindern geredet. Das fanden die total schräg und haben kaum was gesagt, obwohl sie sonst sicher nicht schüchtern sind...

Kinder reagieren auf solche Änderungen manchmal ganz anders, als Erwachsene das erwarten. Und sag mir keiner, dass das in der Pubertät weniger wird! ;-)

Ragnar Schierholz, 2020-11-13

Sorry, wir solltern uns gerade im Bildungssektor (und in der öffentlichen Verwalrung generell) nicht weiter auf das Microsoft-Monpol, die Microsoft-Knechtung einlassen. Das sollte und darf nicht unsere Option sein.

Ich finde es sehr fragwürdig, es als Erfolg zu vermelden, dass die Schüler:innen nun Teams, OneDrive, Office verwenden. Das kann nicht die Antwort sein.

Was wiederum bedeutet: Wir schaffen es nicht in den Schulen, digitale Angebote und Plattformen zu bündeln, die auf Open Source basieren. Die Optionen und Programme gibt es. Nur fehlt ganz offensichtlich die Instanz, die das bündelt, gestaltet und zur Verfügung.

Und Microsoft freut sich. Es klingelt im Beutel. Spätestens dadurch, dass Schüler:innen "eingewöhnt" werden.

Wann gehen wir endlich eine alternativen Weg, der möglich ist?

Stefan Pfeiffer, 2020-11-14

Das ist des Pudels Kern. Es geht um ABM: Anything But Microsoft.

In der linken Ecke ein professioneller Betreiber einer Plattform mit mehr als 115 Millionen Daily Active User, in der rechten Ecke ein Baukasten von längst existierenden Open Source Lösungen. Dazwischen liegen Jahre harter Arbeit.

Arbeit, die noch nicht ernsthaft begonnen hat. Siehst du jemanden in Deutschland, der für 50% der Schüler so eine Plattform hinstellen könnte? Das wären mehr als 5 Millionen. Und wenn ja, wann wäre die betriebsbereit? Wollen wir lamentieren und darauf warten?

Du machst doch Marketing bei IBM. Die propagieren schon lange Linux auf dem Desktop und haben mit Symphony eine Open Source Alternative für Microsoft Office propagiert. Nutzt du das?

Volker Weber, 2020-11-14

Die Kombination aus Halbwissen, ideologischer Verbohrtheit, ganz starker Meinung und kompromisslosem Rechthabenwollen bereitet mir in der Zwischenzeit nahezu körperliche Schmerzen in den Diskussionen um die Digitalisierung - nicht nur an Schulen.

Dazu kommt, dass viele dieser Dogmatiker an entscheidenen Schaltstellen des fragmentierten Entscheidungsapparats sitzen und Fortschritte abseits der eigenen Ideologie blockieren.

Mit dieser Kombination aus struktureller Schwäche, die eigentlich als Stärke gedacht war (Föderalismus) und nahezu unbegrenzt vielen Entscheidungsträgern auf allen Ebenen dieser Struktur (Bund, Länder, Schulen) ist der Stillstand sprichwörtlich zementiert.

Ich habe zwischenzeitlich keinerlei Hoffnung mehr, dass wir das unter diesen Voraussetzungen hinbekommen, außer ggf. durch ein Notstandsgesetz, das die Entscheidungen zumindest teilweise zentralisiert.

Wir brauchen weniger Köche und mehr Brei!

Bodo Menke, 2020-11-21

Mittlerweile gibt es selbst in unserem Gymnasium Teams, alle Lehrer und Schüler haben einen Account, die meisten wurden trainiert, manche Lehrer nutzen das wirklich sinnvoll.

Ich bin ein großer Freund des Datenschutzes an sich und der DSGVO im Besonderen, was aber manche Datenschützer für einen Tanz gegen Microsoft aufführen, das spottet jeder Beschreibung. Das heißt noch lange nicht, dass eitel Sonnenschein wäre und es da nichts zu beanstanden gäbe. Das können wir aber auch noch später klären.

Microsoft verhält sich in der Kommunikation ihrer Cloud Angebote aber auch zickig und - wie sag ich das jetzt - ungeschickt?

Sven Richert, 2020-11-23

Sehr spannendes Video mit Frank Thelen und Daniel Jung zum Thema:

https://youtu.be/ixEpE-BQQKM

Sven Tiburg, 2020-11-25

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