Jörg Ehmer :: Dramatische digitale Inkompetenz!

by Volker Weber

Es mag etwas harsch klingen, aber die Nutzung – und allzu oft Nichtnutzung – der digitalen Möglichkeiten zur Bewältigung der Pandemiesituation lässt sich aus meiner höchstpersönlichen Sicht mit nur drei Worten umschreiben: Dramatische digitale Inkompetenz!

Damit meine ich nicht „nur“ das bildungspolitische Totalversagen, auch nach über einem Jahr nicht flächendeckend digital unterrichten zu können – wenn man schon vorher nicht dafür gerüstet war. Und mir geht es auch nicht nur darum, dass zahllose Behörden noch immer keine zeitgemäßen digitalen Tools im Einsatz haben, Fördergelder nicht auszahlen können und, anders als die meisten Unternehmen, analog und in Präsenz statt aus dem Homeoffice arbeiten. Es gibt zahllose Beweise für die bestehende Ahnungs- und Hilflosigkeit.

Versagen, top down. Sehr lesenswert.

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Comments

Und trotzdem glaubt die Mehrheit, das die Partei, die seit mehr als 15 Jahren die Kanzlerin stellt, die höchste Kompetenz in Sachen Digitalisierung hat :-(

Martin Hüser, 2021-05-02

Zitat: Vizekanzler Olaf Scholz ... bei Markus Lanz. Er habe sich die App bereits im Ministerium vorstellen lassen. Sein Fazit: „Die ist sehr gut.“

Sich eine App im Ministerium "vorstellen lassen" - das unterstreicht die fehlende Digitale Kompetenz!

Jörg Hermann, 2021-05-02

Hand auf Herz: eine umfassende, übergreifende und dann auch noch datenschutzkonforme Durch-Digitalisierung aller Bereich in unserem demokratischen, föderalen Gesellschaftssystem einzuführen, ist extrem-super-viel-komplexer als für einen begrenzten Bereich (z.B. ERP, CRM, Office Anwendungen, ...) eine dedizierte IT-"Insel"-Lösung zu bauen. Zumindest mit den IT-Architekturen und Konzepten der Gegenwart sehe ich da überhaupt keine Chance erfolgreich zu sein. Insofern tue ich mich grundsätzlich - trotz meiner hoher IT-Affinität - sehr schwer, Leute in D für fehlende Fortschritte in Sachen Digitalisierung zu kritisieren.

... aber richtig, eine digitale Lernplattform für Schulen und Bildung, dass wäre machbar, aber nur, wenn es einen einzigen drei Sterne Koch gibt, nicht 16 Amateurköche, die alle den Brei mitkochen.

Kristian Raue, 2021-05-02

“Wer gedacht hatte, dass in der Finanzverwaltung die entsprechenden IT-Voraussetzungen geschaffen werden, der sah sich bitter enttäuscht”
Das würde ich nicht so sagen. Die technischen Voraussetzungen sind schon lange da. Technisch ist es möglich, eine Umsatzsteuervoranmeldung mit Vorsteuerüberschuß abzugeben. Die Coronahilfe wird als als Vorsteuerbetrag eingegeben, Umsätze werden ja eh nicht erzielt. Und wenige Tage später ist das Geld auf dem Konto des Unternehmers. Und weil das Finanzamt alle Daten zu Umsatz und Gewinn vorliegen hat (in der elektronischen Akte!), wäre auch eine Kontrolle möglich gewesen.
Für den Anfang, wo schnelle Hilfe geboten war, hätte das gereicht. Später hätte man die Programme sicher anpassen können, aber es hätte fürs erste funktioniert, wenn nur der politische Wille da gewesen wäre.

Sven Tiburg, 2021-05-02

Hmmm, nein.

Der Text macht mich etwas unentschlossen, einige Argumente teile ich, aber gerade der große Bogen scheint mir daneben zu liegen.

Das geht schon damit los, dass mich wundert, wie der Autor auf die Idee kommt, dass Fehler in einem solch komplexen System wie der Umgang mit Covid-19 sich auf eine so fokussierte Ursache wie digitale Inkompetenz hinunter brechen lassen. Ich vermute, dem Autor ist hier eine eigene Zuspitzung bewusst und doch liegt für mich hier ein Grund, der zu voreiligen Schlüssen führt.

Auch wundert mich unter anderem, warum gerade die CWA als negatives Beispiel angeführt wird. An dieser kann man manches kritisieren und doch scheint es mir zu vereinfacht wenn man nicht auch anerkennt, wie viel daran gut gelungen ist. So sind ja in wenigen anderen Ländern vergleichbare Apps früher eingeführt worden.

Insbesondere fehlt mir jedoch, dass der Autor tiefer bohrt und die Frage verfolgt, woher denn diese digitale Inkompetenz stammt. Wenn man etwas daran ändern will – und das ist wohl sein Hauptanliegen – so ist dies doch ein wichtiger Punkt.

Marko Schulz, 2021-05-02

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