Nachwehen des Updates für den Ogo a.k.a. 1&1 PocketWeb

by Volker Weber

pocketweb.jpg

Vor gut zwei Wochen hat 1&1 eine neue Firmware auf die PocketWebs (a.k.a. Ogo) gespielt. Danach gab es eine Welle der Empörung in einigen Foren. Stein des Anstoßes waren vor allem zwei Änderungen:

  1. Das Gerät hat nun fix einen Proxy eingetragen.
  2. Die GPRS-Verbindung wird nicht mehr aufrechterhalten, sondern automatisch getrennt.

Anstatt wilde Vermutungen anzustellen, habe ich ganz offiziell bei 1&1 angefragt, warum diese Einstellungen geändert wurde. Hier zunächst die Antwort zum Thema Proxy:

1&1: In erster Linie handelt es sich bei der Einführung des Proxys um eine präventive Maßnahme, um mit diesem mittel- bis langfristig, das "Surferlebnis" für unsere Kunden zu verbessern. Im erster Schritt haben wir angefangen das Datenvolumen von Webseiten zu optimieren, um hierdurch den Seitenaufbau zu beschleunigen.

Da mich diese Antwort noch nicht recht überzeugte, habe ich noch einmal nachgefragt:

vowe: Es ist schön, dass Sie so an Ihre Kunden denken. Leider ist diese Einstellung jedoch nicht vom Kunden zu optimieren. So gibt es Benutzer, die gerne einen anderen Proxy verwenden wollen, der den Seitenaufbau noch viel mehr beschleunigt, indem er zum Beispiel alle Werbeeinblendungen unterdrückt, und damit das Übertragungsvolumen noch einmal beträchtlich reduziert. Werden Sie Ihren Kunden die Möglichkeit einräumen, den Proxy wieder selbst einzustellen?

Wenn wir das Wohl Ihrer Kunden mal einen Moment beiseite lassen? Kann es sein, dass Sie das Datenvolumen zu reduzieren suchen, weil es für Sie zu teuer ist? Sie bieten ja Ihren Kunden einen Flatrate an. Ich wäre mit folgender Begründung durchaus zufrieden: "Wir haben uns leider bei der Kalkulation der Flatrate verrechnet und versuchen nun unsere Kosten zu senken, indem wir das Übertragungsvolumen reduzieren."

Darauf hin erhielt ich noch mal eine Auskunft, die nicht wesentlich weiter führt:

1&1: Wir haben uns entschieden, dem Kunden einen einheitlichen Proxy zu bieten, den wir dauerhaft weiterentwickeln werden. Daher planen wir auch nicht, die Möglichkeit einzurichten, den Proxy wieder selbst einzustellen.

1&1 wird offensichtlich den voreingestellten Proxy nicht wieder konfigurierbar machen. Das macht durchaus Sinn, weil man so den Proxy als Transcoder einsetzen kann. Aus großen Bildern werden kleine, die das Gerät darstellen kann, das Übertragungsvolumen sinkt, und damit wird der Seitenaufbau beschleunigt. Nicht zuletzt müssen die Bilder nicht erst im Gerät skaliert werden, was wiederum Speicher und CPU spart. Das funktioniert nur, wenn man beide Seiten genau kennt: Den Proxy und den Browser im Gerät. Blackberry benutzt diese Strategie sehr erfolgreich.

Natürlich haben 1&1 und Vodafone auch einen eigenen Nutzen. Der Proxy reduziert das Übertragungsvolumen im Mobilfunknetz. Wenn wir einmal annehmen, dass Vodafone an 1&1 keine All-you-can-eat-Flatrate verkauft hat (auch wenn der Kunde einen festen Preis bezahlt), dann muss 1&1 sehr an dieser Reduzierung interessiert sein. Das führt auch gleich zu der Unterbrechung der GPRS-Verbindung:

1&1: Es liegt keine dauerhafte GPRS-Verbindung vor, diese wird aber bei Mail-Empfang aufgebaut. Wir haben die dauerhafte GPRS-verbindung deaktiviert, da sie für die jetzt aktiven Dienste nicht benötigt wird.

Da mich auch diese Antwort noch nicht recht überzeugte, habe ich nachgefragt:

vowe: Das ist leider nicht richtig. Der Kunde bekommt bei jedem neuen Aufbau auch eine neue IP-Adresse. Das bedeutet, dass Sie mit dieser Maßnahme sehr viele Angebote zerstören, bei der der Kunde sich anmelden muss. Als Beispiel wäre das Online-Banking zu nennen.

Wenn ich auch hier mal das Wohl Ihrer Kunden einen Moment beiseite lassen kann. Kann es sein, dass Vodafone durch die ständige GPRS-Verbindung der PocketWebs schlicht überfordert ist?

Interessant an der folgenden Antwort ist vor allem der Bezug auf Vodafone:

1&1: Auch wenn Vodafone hierdurch nicht überfordert ist, liegt dieser Anpassung tatsächlich ein Wunsch von Vodafone zu Grunde, dem wir gerne nachgekommen sind, da diese für die jetzt aktiven Dienste nicht benötigt wird. Um auf Ihr Beispiel einzugehen: Auch Online-Banking ist weiterhin möglich. Es ist zwar richtig, dass der Kunde bei jedem neuen Aufbau der Verbindung eine neue IP bekommt, dass ändert aber nichts an der Nutzbarkeit von Online-Banking. Solange er den Browser aber in Gebrauch hat, bleibt die Verbindung und IP konstant. Lediglich, wenn der User die Applikation schließt oder eine Zeit lang nicht benutzt, wird die Verbindung unterbrochen. Dann muss der Kunde sich erneut einloggen. Das ist aber keine Besonderheit beim Pocket Web.

Hier muss ich schlicht sagen: Das glaube ich nicht. Wenn Vodafone eine Unterbrechung der GPRS-Verbindung wünscht, dann geschieht das nicht "einfach so". Schließlich halten auch die Blackberrys ständig eine Verbindung. Wenn man berücksichtigt, dass RIM ein sehr sparsames Protokoll hat, das darauf abzielt, die zu übertragenden Daten zu reduzieren und die Batterie des Handhelds zu schonen, dann erscheint es durchaus möglich, dass die PocketWebs das Mobilfunknetz viel höher beanspruchen als vorhergesehen.

Das kann nur eine vorübergehende Maßnahme sein, da 1&1 plant, die PocketWebs mit Instant Messaging aufrüstbar zu machen. Präsenzinformationen aber setzen eine ständige Verbindung voraus. Die Technik dazu steht, wie man an den Ogos in anderen Ländern sehen kann. Es fehlt nur noch ein konkretes Angebot. Meine Vermutung: Vodafone braucht Zeit, die Infrastruktur aufzubohren. Sobald das geschehen ist, kann auch wieder eine ständige Verbindung gehalten werden.

Für mich stellt sich noch eine technische Frage: Wie signalisiert 1&1 dem Pocketweb, dass es wieder eine Verbindung aufbauen muss, um eingehende Mail abzuholen?

Schlußbemerkung: Liebe Besucher aus dem Ogo-Forum, bitte diskutiert dort und nicht hier. Hier gelten andere Regeln.

Comments

Vielen Dank für's nachfragen und veröffentlichen der Antworten, auch wenn sie uns nicht wirklich weiter bringen.

Zur technischen Frage, wie neue Mails signailiert werden könnten: Im Ogofrum wurde mal die Vermutung diskutiert, ob da nicht eine "versteckte SMS" an den Ogo gesendet wird, dass neue Post im Fach ist. Zum SMS-Empfang muss ja keine GPRS-Verbindung stehen. (leider finde ich die Quelle grade nicht)

Manual Trackback: http://www.pocketweblog.de/ogo/79/nachgefragt-11-zu-proxy-und-gprs/

Benji Wiebe, 2006-08-25

Die Vermutung mit der SMS habe ich auch, aber das heißt nicht, dass ich das als Wissen ausgeben mag. :-)

Volker Weber, 2006-08-25

Das Schlimmste finde ich übrigens, daß durch den Festeinbau des Proxy es natürlich auch um ein Vielfaches leichter ist, das Surfverhalten der Kunden auszuspionieren. Es wurde ja hier bereits schon oft darüber diskutiert ob es wirklich sinnvoll ist, seinen kompletten Mailverkehr über einen externen Server (bei RIM) zu routen. Zumindest ich vertraue aber RIM um ein Vielfaches mehr als dieser 1&1 Bude.

Abgesehen davon: Dieser Pocketweb Ogo Kasten ist doch nur hässlich. Dann schon lieber einen Sidekick 3, aber den gibts wohl noch gar nicht in Deutschland.

Roland Dressler, 2006-08-25

Hallo Volker,

das mit dem Proxy ist ärgerlich. Aber es gibt auch noch den Pocket Proxy (Zum OGO Webproxy), der funktioniert trotzem. Der Pocket Proxy optimiert die Webseiten, die darüber angesurft werden. So werden die Webseiten auf das Display des OGO angepasst und weitere Optimierungen vorgenommen.

Ich habe desweiteren gestern eine Funktion in den Pocket Proxy eingebaut, die versucht eine dauerhafte Verbindung zu etablieren.

Schau einfach mal bei mir vorbei.


MFG

Sebastian

Sebastian Althof, 2006-08-25

Das Ganze bestätigt nur meine anfängliche Ahnung, dass es sich hier nicht um ein günstiges Angebot handelt, sondern um ein billiges ;-)

Übrigens haben 1&1 und Vodafone es nicht geschafft, dass Ding in die Firma zu liefern: ich hatte eins als Firmengerät bestellt, der Bote hat es nicht ausgehändigt, sondern wieder mitgenommen, weil ich nicht in der Firma wohne... Ich hätte also einen Tag Urlaub nehmen müssen, um es entgegen zu nehmen. Es hat dann Wochen gedauert, bis der Quatsch stoniert war und buchstäblich Monate, bis die letzte Rechnung kam (Abbuchung, Gutschrift, wieder Abbuchung, noch eine Gutschrift, Rechung über EUR 0,00 und ähnliches).

Jan Timm, 2006-08-26

"Das Ding in die Firma zu liefern" ist nicht das Problem - meines wurde anstandslos in die Firma geliefert, allerdings muss die Rechnungsadresse mit der auf dem Personalausweis eingetragenen Adresse übereinstimmen für das Postident-Verfahren - die Lieferadresse kann abweichen.

Benji Wiebe, 2006-08-27

Das Problem ist dann wohl, dass man nicht eine juristische Person als Vertragspartner angeben kann. Das ist bei anderen Providern besser gelöst. Ich möchte ja als IT Verantwortlicher nicht 5 Geräte und Verträge auf meinen Namen mit privater Adresse registrieren...

Jan Timm, 2006-08-28

Hallo Volker,

ich finde es sehr löblich, daß Du einige meiner Vermutungen gegenüber
1&1 ausgesprochen hast. Und dich vor allen Dingen nicht mit einfachen
Antworten abspeisen hast lassen. Der Proxy scheint jetzt ja langsam
auf Touren zu kommen. Ich denke jedoch die meisten Probleme mit
Webseiten tauchen in Verbindung mit der Zwangstrennung auf.
Ich verstehe auch die Logik dieser Zwangstrennung nicht ganz. Sofern
nicht gesuft wird entsteht kein Traffic. Aber die ständig neue Einwahl
bringt den Ogo häufig ins Stottern.
Meiner Meinung nach werden die neuen Mails über Cellbroadcast gemeldet.
Das wird normalerweise von den Mobilfunk-Anbietern nicht weiter verwendet
und ist daher ideal dafür. Ist nur so eine Idee von mir. Allerdings müßte das
ganze IMEI gesteuert ablaufen, da sonst jeder die Mitteilung bekommen
würde.

Roland Wondrak, 2006-08-29

Hallo zusammen,

meit PocketWeb zeigt eine völlig bizarre Fehlfunktion: Nach Eingabe der PIN beginnt für kurze Zeit der Email-Abruf (nach erfolgter Einbuchung ins Vodafone-Netz), allerdings bricht dieser Vorgang unvermittelt wieder ab und es erscheint abermals die PIN-Eingabeaufforderung. Kurz: Der Vorgang ähnelt dem Ablauf, wenn der Akku leer ist. Tragisch: Mein Akku ist knallevoll - und trotzdem kann ich die beschriebene Hürde nicht überwinden. Habe auch einen zweiten, neuen und vollen Akku ausprobiert - leider gleiches Phänomen.

Kennt jemand Abhilfe? Übrigens: Diese Fehlfunktion ist m. E. neu - seit dem vorletzten Update.

Danke + Cheers

Toni Melfi, 2006-09-12

Hallo,

Absturz und Laden der emails in einer Endlosschleife wird durch die zwangsweise Installation des letzten Firmwareupdate verursacht. Offensichtlich kommt es bei einigen Usereinstellungen zu Aufhängern. Das Problem kann durch Einstellen der Werkseinstellungen (Verlust aller Kontakte, email-Einstellungen und Lesezeichen) behoben werden. Tipp: Der Ogo kann alle Kontakte inkl. email-Adressen auf die Sim-Karte abspeichern (natürlich auch lesen). ->Kontakte, Taste Optionen
Hilfe zum Zurücksetzen findet ihr hier: Ogoforum Updates

Holger Nassenstein, 2006-09-13

Falsch, beim Sichern auf SIM gehen die Mail Adresse alle verloren.

Tim Kawa, 2006-09-20

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