Die dunkle Seite von VR

Es gibt Dutzende Bilder von mir mit VR-Brillen (Virutal Reality), bei Vendor Demos, auf Messen oder Kongressen, und ich probiere sie gerne aus. Dieses Bild ist spät abends mit einem Android-Handy gemacht, entschuldigt die schlechte Qualität.

Ich habe mehrere grundsätzliche Probleme mit dieser Technik:

  1. Ich trage eine Brille, eigentlich sogar mehrere für unterschiedliche Entfernungen. Ich kann durch so eine VR-Brille erst gescheit sehen, wenn ich sie durch spezielle Gläser angepasst habe. Wenn das jemals was werden soll, dann muss sich die VR-Brille an meine Augen anpassen.
  2. Ich benutze so eine Brille nur, wenn ich alleine im Raum bin. Erstens kann jeder mit mir Schlitten fahren, wenn ich nicht sehe, was er macht. (Spaßvögel greifen mal von hinten ins Sichtfeld einer Vision Pro und tippen Zeigefinger und Daumen zusammen.) Viel wichtiger aber: Ich will nicht als der Vollidiot dastehen, der nicht mit seinen Mitmenschen kommunizieren will.
  3. VR ist für mich anstrengend. Man muss den Kopf ruhig halten, seine Augen und Hände kontrollieren. Das überfordert mich schnell.
  4. Single Tasking: Man ist entweder drinnen oder draußen. Apple tut so, als ob die Vision Pro AR (Augmented Reality) ist, weil man ein Videobild seiner Umwelt sieht.

Für mich gibt es einen überzeugenden Usecase: Immersives Kino. Das kann Apple Vision Pro richtig gut. Wenn man 4000 Euro in ein riesiges TV investiert, kann man das allerdings auch zu zweit. Wer soviel Kohle übrig hat, lebt wahrscheinlich auch in ausreichend großen Räumen.

Immersives Kino unterwegs, also etwa im Flugzeug, setzt voraus, dass man viel Gepäck mit reinschleppt. Die Aufbewahrungsgerätschaften sind riesig. Das Ding, was ich da oben im Bild aufhabe, trägt sich wie eine Brille und nicht wie eine Taucherbrille. Aber auch die gebe ich wieder zurück, weil ich damit nicht zurecht komme – siehe oben Punkt 1 bis 4.

Was wir wirklich brauchen ist AR, aber dafür existiert die Technik noch nicht. Wer sich noch an C-Netz-Telefone aus dem letzten Jahrtausend erinnert, der kann sich ausmalen, dass das nicht so bleibt.

Nehmen wir an, solche Brillen werden besser und billiger. Was passiert dann? Werden wir jemals wieder rauskommen aus unserer schönen neuen Welt? Wir, die uns jetzt schon nicht von unserem Handy trennen können?

9 thoughts on “Die dunkle Seite von VR”

  1. Auf den . gebracht 👍🏻

    Und ich muß zugeben, auf den Vergleich mit den C-Netz Telefonen wäre ich nicht gekommen. Aber er paßt besser als die meisten VR-Brillen

    2:2410/300

  2. Es gibt Zuwenig kritische Auseinandersetzung mit der VP in der Techbubble. Danke

  3. Punkt 1 verstehe ich nicht so ganz. Mit entsprechenden Gläsern müssen doch auch zukünftige AR Brillen ausgestattet sein?

    Punkt 2 könnte sich mit echtem “See-Through” aka AR tatsächlich erledigen. (Bezüglich Vollidiot im Raum). Von wegen von Hinten ins Sichtfeld… aktuell kann doch auch jeder von Hinten auf deinen Touchscreen klicken. (Und dann kann dieser jemand sogar gezielt quatsch machen, statt blindflug in der Vision Pro). Der eingeschränkte Winkel verschlimmert es allerdings. Das wird in Zukunft wohl auch besser.

    Punkt 3: Laut Reviews soll die Vision Pro ja sehr angenehm sein. Bei AR wird es bezüglich Handsteuerung wahrscheinlich auch nicht besser. Bei Voicesteuerung steht man auch wieder als Vollhonk da.
    Punkt 4 (und 2): Ich sehe noch Home Offcie als potentiellen Einsatzort neben Entertainment.

    Letzter Absatz: Ich weiss auch nicht ob AR nicht dauerthaft zu viel Ablenkung und Overload ist… aber z.B. gezielt als Tourist in einer neuen Stadt… könnte AR echt cool sein.

  4. Punkt 2:” Ich will nicht als der Vollidiot dastehen, der nicht mit seinen Mitmenschen kommunizieren will.”

    Ich bin alt genug, um mich zu erinnern, dass als die ersten echten Handies auf den Markt kamen, es sehr viele Artikel gab, in denen es darum ging, wie unsozial es wäre, in der “normalen” Umgebung mit Menschen zu sprechen/telefonieren, die gar nicht da seien und dass dies eine Zumutung sei für die Umstehenden/anderen Menschen vor Ort.

      1. Auch wenn Du und ich es so empfinden hat sich der gesellschaftliche Konsens verschoben. Und er hat sich noch darüber hinaus verschoben: Siehe „Auf laut“ telefonieren.

        Echt schwer vorherzusagen, ob/wie es sich bei der AR verschiebt. Google Glass wurde nie gesellschaftlich akzeptiert (ich finde: zum Glück), vielleicht auch weil Google diese bald wieder hat fallen lassen. Wie es bei der Vision Pro sein wird, wird nur die Zeit zeigen, ich glaube da keinem Propheten der das eine oder andere vorhersagt.

  5. Zum letzten Absatz: Nein, da kommen wir nicht wieder raus. Hast du „Ready Player One“ mal gelesen?

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