Letzte Woche meldete sich ein Agenturmitarbeiter bei mir, um mir ein Produkt seines Kunden Cisco zum Test anzubieten. Das fand ich gleich doppelt bemerkenswert. Erstens hatte er kürzlich negative Erfahrungen mit mir gemacht, weil ein anderer Kunde außer einer Pressemitteilung nichts anzubieten hatte, und zweitens hatte er sich insoweit informiert, dass ihm klar war, dass ich mich mit Kopfhörern intensiv beschäftige. Das kriegen andere nicht unbedingt hin. Sony & Beats, looking at you.
Ein Cisco 730 sollte ich mir anschauen, also ein Headset zum Telefonieren, aber ohne Mikrofonbügel. Ich fragte nach, ob der Kunde wisse, dass ich das ernsthaft prüfe. Kurze Zeit später die Antwort, ja, der Kunde wisse, was er tue und sei zuversichtlich, dass das Produkt gut abschneidet. Nun denn, her damit. Freitagmorgen brachte das gelbe DHL-Auto Kopfhörer und Dock, wie üblich bei Enterprise-Produkten alles schmucklos in braunem Karton verpackt. Ich muss sowas nur in die Hand nehmen, um festzustellen, das hat Substanz. “Herr Weber kann zwei Dutzend Headsets am Gewicht erkennen” oder so ähnlich.
Fluchs ausgepackt halte ich ein rechteckiges Case mit Kopfhörer, einem USB-A Adapter und zwei Kabeln (Audio TRS 3,5 mm und USB-A auf USB-C) in der Hand.
Sehr clever gemacht: Der Raum im Bogen des Kopfhörers ist von außen hinter einem elastischen Mesh zugänglich. So kann man auf Reisen den Kopfhörer rausnehmen, das Case schließen und bei Bedarf ein Kabel ziehen, ohne das etwas aus dem Case verloren geht. Eine kleine Aussparung lässt den Finger hinter den Bund greifen. Eine wunderbare Lösung.
Das Desktop Dock ist ähnlich schick gemacht. Im Flat Pack besteht es noch aus zwei Teilen, die man zusammensteckt: Eine solide Metallplatte, dazu das rechteckige Teil, mit einer LED, die aufleuchtet, wenn das Headset sitzt.
Drei Kontakte stellen die Ladeverbindung her. Auf der Kopfhörerseite muss man mit der Lupe suchen, um sie zu finden. Die linke Hörmuschel muss rein, der kleine Nippel verschwindet im Audio-Anschluss, dann passt alles. Mit dem Dock kommt ein weiteres USB-Kabel, aber wie beim Headset kein Ladegerät.
Die Ohrmuscheln sind klein und gut gepolstert. Sie liegen auf den Ohren auf und schließen diese mit sanftem Druck. Man erkennt auch ohne nach L und R zu suchen, was links und rechts ist. Da sich die sechs Mikrofone nach vorne orientieren, um die eigene Stimme aufzunehmen, muss die Nase nach vorne zeigen.
Auf dem linken Ohr ist ein einzelner Button für die Anrufkontrolle: Tippen um anzunehmen, doppelt um abzulehnen, lange um aufzulegen. Dazu gesellen sich Audio- und USB-Anschluss. Das Audiokabel enthält kein Mikro und hat nur drei Kontakte (TRS) und taugt deshalb nur zum Hören, aber nicht zum Telefonieren. Dazu kann das Headset per USB nicht nur geladen sondern auch angeschlossen werden. Im PC oder Mac taucht es dann als USB-Headset mit Mikro auf.
Auf der rechten Ohrmuschel sind fünf Buttons für Laut/Leise, Vor/Zurück und Play/Pause. Durch Doppeltippen des mittleren Buttons ruft man Siri & Co auf.
Vor dem linken Ohr sitzt der Knopf zum Stummschalten des Mikrofons. Spricht man im stummgeschalteten Modus, dann warnt das Headset über einen Ton oder eine Ansage. Eine LED leuchtet als weiterer Hinweis auf diese Sperre, aber die sieht man ja nicht, wenn man das Headset trägt. Hinter dem Ohr ist der Hauptschalter und zwei LEDs für Ladezustand und Bluetooth-Pairing-Modus.
Auf der rechten Seite befindet sich nur ein Schalter, der die aktive Geräuschunterdrückung oder den Transparentmodus einschaltet. Beides wirkt wie bei On-Ears für den Büroalltag eher verhalten. Das Headset hat Sensoren, die erkennen, ob man es trägt und kann beim Auf- und Absetzen schalten. Das gesamte Verhalten lässt sich über eine App konfigurieren.
Soweit alles perfekt. Die Musik klingt prima, aber was ist mit dem Mikro? Daran kann ich Euch teilhaben lassen. Headset aufsetzen und selber lauschen.
Ich bin mächtig beeindruckt. Das habe ich nach Erfahrungen mit anderen Headsets so nicht für möglich gehalten. Brummgeräusche, Straßenverkehr sind geradezu einfach gegen fremde Stimmen. Dieses Headset aber drückt ein Radio weg, das einen Meter entfernt lauter spielt als ich spreche.
Editor-refuses-to-give-it-back Award! Ich darf es erst mal behalten und werde von meinen Erfahrungen nach ein paar Wochen wieder berichten.