Elektro-Auto aufladen – Einfach erklärt

Wer ein Benzin- oder Dieselfahrzeug hat, der kennt das Prinzip Tankstelle: Tanksäule, Rüssel in den Tank, auffüllen, bezahlen. Dauert maximal 5 Minuten.

Bei Elektroautos ist das komplizierter, aber leicht zu verstehen. Es kommt nämlich auf die Durchflussmenge an. Man lädt ein Elektroauto in der Regel von 20% auf 80%, das sind 60% der Gesamtkapazität. Den VW ID.3 gibt es mit 62 oder 82 kWh Kapazität. 60% davon sind 37 oder 49 kWh.

An der Haushaltssteckdose

Wer sein Auto an der normalen Haushaltssteckdose auflädt, der bekommt in der Regel 10 A mit 230 V, das sind 2300 W. Wenn man das eine Stunde lang macht, dann sind 2,3 kWh in der Batterie. Für die 37 kWh braucht man also 16 Stunden und das ist in der Regel zu lang.

Ladegerät für die Haushaltsteckdose mit Typ 2 Stecker für das Fahrzeug

Ein Hybridfahrzeug wie der A250e von Mercedes dagegen hat nur eine Kapazität von 15,6 kWh. Wir laden davon 9,4 kWh nach und brauchen ca. 4 Stunden. Das passt.

An der Wallbox

Wenn man sich zu Hause eine Wallbox installiert, dann wird die normalerweise mit drei Phasen zu jeweils 16 A angeschlossen. 16 A mit 230 V sind 3680 W für jede Phase. Je nachdem, was das Ladegerät im Auto kann, sind das dann 3,7 kW, 7,4 kW oder 11 kW. Elektrofahrzeuge können bis zu drei Phasen nutzen, Hybridfahrzeuge nur eine oder zwei.

Typ 2 Ladestecker, vollbestückt

Der A250e braucht nun für die 9,4 kWh, die wir laden wollen, bei einer Phase 2,6 Stunden, bei zweien (und das ist ein Extra) nur noch eine Stunde und zwanzig Minuten). Das lohnt sich nicht, wenn das Auto zu Hause über Nacht geladen wird. Die Wallbox rechnet sich für ein Hybridfahrzeug also nicht.

Bei unserem ID.3 tankt man die gewünschten 37 kWh an der dreiphasigen Wallbox nun in weniger als 4 Stunden und selbst das große Modell mit dem 82 kWh-Akku tankt nachts schneller als der Fahrer.

Wichtig ist, dass man die Kabel lang genug kauft. An die Haushaltssteckdose darf man nicht erst ein Verlängerungskabel und dort dann das Ladegerät anhängen.

Und unterwegs

Das alles hilft nicht, wenn man unterwegs eine Pause machen muss, um kurz nachzutanken. Deshalb hat der CCS-Stecker noch zwei weitere Gleichstrompole unter dem Typ-2-Stecker. Da liegt dann die Spannung der Batterie von 400 V auf und das Kabel zieht eine Größenordnung mehr Strom. Das Kabel ist am Schnelllader angebracht und wird flüssigkeitsgekühlt, weil es sonst zu heiß würde. Man kann der Einfachheit halber mal mit 100 kW rechnen, da reicht der Tankstopp von 30 Minuten aus.

CCS für das Schnellladen

Das erklärt vielleicht auch, warum Elektrofahrzeug-Fahrer gerne die kostenlosen Schnelllader auf dem Aldi-Parkplatz belagern. Wer einen Platz ergattert, kann sich eine Stunde langweilen und hat danach den Akku voll.

Fazit

Ich vereinfache bewusst und lasse Ladekurven außen vor. Auch berücksichtige ich keine 22 kW-Wallboxen, 350 kW-Schnelllader oder 800 V Bordnetze.

Was ich zeigen will: Für Hybridfahrzeuge sind Wallboxen zu Hause ein Luxus, für Elektrofahrzeuge aber notwendig. Nur wer sehr wenig fährt, wird sein Elektrofahrzeug zu Hause an der Haushaltssteckdose laden wollen. Dafür muss man nie wieder an die Tankstelle. Unterwegs muss man vor allem darauf achten, wie schnell das Fahrzeug an CCS-Schnellladern voll wird. Das ist wichtiger als die Reichweite.