Der Kollege Rafael Zeier vom Tagi in der Schweiz hat eine große Liebe zu Equipment von Elgato und ich habe eigentlich nie so recht verstanden warum. Aber nachdem ich nun zwei Produkte intensiv verwendet habe, ist mir klar geworden, was ihn so überzeugt:
Das USB-Mikrofon Wave:3 und das USB-Interface Wave XLR habe ich mir angeschaut und die Produkte sind so ähnlich, dass ich sie in einem Aufwisch erklären kann. Schauen wir sie erst einmal an:
Das Wave:3 ist ein Tischmikrofon, komplett mit Standfuß. Auf der Rückseite hat es zwei Anschlüsse: USB-C und 3,5 mm Stereo-Audio (TRS). Das mitgelieferte Kabel hat USB-A und USB-C-Stecker und eine USB 2.0 Verbindung ist vollkommen ausreichend. Das Mikro wird vom PC mit Strom versorgt und ich habe es testweise auch mit dem vivo X80 Pro verbunden, wo es ebenfalls tadellos funktionierte. PC-seitig erscheint das Wave:3 wie ein Headset, d.h. man schließt hinten einen Kopfhörer an und kann sowohl hören als auch sprechen.
Ungemein praktisch ist die Mute-Taste oben auf dem Mikro, die auf ganz leichte Berührung reagiert.
Der Regler auf der Vorderseite stellt drei Werte ein: Verstärkung, Lautstärke und Mix. Diese Funktionen wechselt er durch einen kräftigen Druck. Das hört man im Ausgangsignal und deshalb wechselt man das besser nur wenn stummgeschaltet.
Die Verstärkung regelt, wie laut das Mikro aufnimmt, die Lautstärke regelt die Wiedergabe auf dem Kopfhörer und der Mix bestimmt die Balance zwischen eigener Stimme und dem, was vom Computer kommt.
Kein Test ohne Samples:
Das Wave XLR wird exakt genauso bedient und hat statt eines Mikros einen XLR-Anschluss für professionelle Mikrofone. Ich habe das Gerät mit zwei verschiedenen Mikros getestet: dem dynamischen Shure MV7 und der Kondensator-Kapsel des Beyerdynamic DT-297-PV-MKII-80. Das Kondensator-Mikro benötigt 48V Phantom-Speisung, die vom Interface geliefert wird.
Wave:3 und Wave XLR glänzen durch ein simples, zurückhaltendes Design und eine einfache Bedienung. Es steckt einfach nicht viel drin. Für den Preis des Wave XLR kann man auch einen Zoom Podtrak P4 bekommen, der vier Mikros und vier Kopfhörer bedienen kann. Aber ist durch seine Funktionsvielfalt auch deutlich komplexer.
An dieser Stelle hätte ich die Achseln zucken können und sagen: Ja, ganz nett. Der eigentliche Hammer aber ist die Software, die Elgato liefert. Wave Link ist ein komplettes Mischpult, das die Mikrofon-Aufnahme mit anderen Klangquellen mischen kann. Jeder Kanal wird einem eigenen Programm zugewiesen. Bei mir sind das Mikro, Musik, Youtube, Clubdeck und System. Zwei Mixe erstellt der Mixer: Monitor und Streaming. So kann man auf dem Kopfhörer etwa die Ausgabe von Systemtönen und Clubdeck hören, ohne diese auch zu streamen. Im Business-Umfeld könnte das etwa Teams oder Zoom sein, denen man das Gehörte ja nicht zurückschicken will. An diesen beiden verschiedenen Mixen brechen sich viele Laien die Ohren. Hier dagegen ist sofort ersichtlich, wie das funktioniert.
Ich hatte mir dieses Setup vorher mit Voicemeeter Banana gebastelt, aber das ist eine ziemliche Hürde für Anfänger und zudem auch recht wackelig. Ich hatte bei Voicemeeter häufig Abstürze der Audio-Engine und bei Elgato bisher keine.
So richtig professionell wird Wave Link durch die Unterstützung von VST-Plugins, mit denen man die einzelnen Audio-Kanäle in Echtzeit bearbeiten kann. Auf dem Mikro habe ich zum Beispiel den T-De-Esser von Techivation.
Mir fehlt an Wave Link nur noch eine Funktion: Auto-Ducking. Das habe ich mir in Voicemeeter dazu programmiert: “Reduziere die Lautstärke auf anderen Kanälen, während ich spreche, und fahre dann wieder hoch”. Für Sänger wäre noch ein einfacher Knopf für Reverb an/aus praktisch. Es kann sein, dass man solche Umkonfigurationen per Midi einspielen kann, aber das muss ich erst noch rausfinden.
Fazit: Editor-Refuses-To-Give-It-Back Award. Ich verstehe nun, was Rafael so an Wave:3 und Wave XLR findet. Beide sind simpel, funktional, sehen gut aus und funktionieren einfach gut. Eine kleine Einschränkung bleibt konstruktionsbedingt: Blinde können mit dem Equipment nichts anfangen, da die Regler ohne Anschlag durchlaufen und man nur an den LEDs erkennen kann, in welchem Zustand die Einstellungen sind.