
Wir haben das Balkonkraftwerk nun einen Monat und ich habe eine Menge gelernt. Man kann da viel drauf rumdenken, aber die Praxis ist dann doch anders.
Die wichtigste Frage will ich vorab beantworten. Lohnt sich das? Ja, aber nur wenig. Im März habe ich auf unseren Bezugszählern Messköpfe installiert und von der Fritzbox Daten erfassen lassen. Aus denen lässt sich ablesen, wieviel weniger Strom wir eingekauft haben.

In der linken Grafik sieht man, dass wir im Tagesverlauf mehr Strom produzieren, als wir verbrauchen. Diese Einspeisung bekommen wir nicht vergütet. Wie ich noch darlegen werde, würde sich das auch kaum rechnen.
In der rechten Grafik sieht man, dass wir im August 90 kWh weniger Strom eingekauft haben als in den Vormonaten. In Geld ausgedrückt macht das 29,03 € bei 32,26 ct/kWh. Diese Werte erwarte ich nur in den Sommermonaten mit hohem Sonnenstand, also etwa Mai, Juni, Juli, August.

Wie man in dieser Grafik sieht, haben wir 142 kWh produziert und die App rechnet stumpf eine “Ersparnis” als kWh mal Einkaufspreis aus. Verbraucht haben wir davon aber nur ca. 90 kWh. Den Rest haben wir dem Netz geschenkt. Grob überschlagen entgehen uns 50 x 0,0786 € = 3,90 € Einspeisevergütung – ein relativ geringer Betrag verglichen mit dem eingesparten Einkauf.
Vergleicht man die Kurven für den 11. und 31. August, so erkennt man, dass wir bis 10 Uhr morgens Schatten auf dem zum Südosten geneigten Morgen-Paneel haben. Etwa um 14 Uhr schneiden sich die grüne und die blaue Linie. Das nach Westen geneigte Paneels liefert danach einen größeren Beitrag. Abends um 19:30 liegt dann dieses Modul auch im Schatten. Die Schattenspender sind 12 bis 15 Meter hohe Bäume, über die wir uns sehr freuen.
Wie man an der rechten Grafik sehen kann, schwankt die Stromausbeute mit jeder Wolke, fällt aber kaum unter 200 W. Diese Leistung haben wir also bereits bei hellem Streulicht. Das sind dann 100 W pro 500 Wp-Paneel.
Lohnt sich das Balkonkraftwerk? Das kommt vor allem darauf an, wann man Strom verbraucht. Wer allein lebt und den ganzen Tag “auf Arbeit” ist, wird genau dann Strom produzieren, wenn er ihn nicht braucht. Da hilft dann nur ein Akku, der den Strom solange aufbewahrt, bis er gebraucht wird. Und er braucht dann auch eine Rückkoppelung zwischen Smartmeter, Wechselrichter und Akku. Das wäre in unserem Fall etwa viermal teurer gewesen.
Bei einem Balkonkraftwerk kommt dann noch die harte Grenze von 800 Watt als weiteres Limit dazu. Damit kann man weder Waschmaschine noch Herd ausreichend bedienen. Alles, was heizt, braucht Leistung im vierstelligen Wattbereich.
Wie lange werden wir brauchen, um die Anfangsinvestition von ca. 450 € einzuspielen? Voraussichtlich zwei Jahre. Danach spart das Balkonkraftwerk im Schnitt 20 € pro Monat. Könnte ich die Paneele nicht aufs Dach stellen, würde ich mir für diese Summe nicht die Aussicht versperren lassen.
Und eine “richtige” PV, die das ganze Dach abdeckt? Das will ich für die Zukunft nicht ausschließen. Aktuell erfreue ich mich lieber an der kühlenden Wirkung eines Gründachs. Und das sollte ab und zu auch von der Sonne ausgetrocknet werden, sonst wächst da ein Wald, schlecht für die Dachabdichtung.
Danke Volker. Da ist ein wohltuend nüchterne Zusammenfassung. Sehr erkenntnisreich.
Ich finde 20€ sind nicht wenig (absolut vielleicht schon). Aber 2 Jahre Amortisation und zwei bis drei Stunden Arbeit zum Aufstellen hört sich trotzdem nach einem lohnenswerten Invest an.
Ja, ohne Akku muss das so etwa aussehen, da man die Kaffeemaschine nicht nach der Sonne anstellen will.
Mit Akku, wenn er direkt DC-gekoppelt ist, sieht es gleich besser aus: die 800-W Grenze reißen wir (bei 1600 Wp) erst, wenn der Akku voll ist und über Nacht tröpfeln konstant 100-130W ins Hausnetz, so dass die ganze Dauerlaufelektronik usw. versorgt ist.
Im Vergleich mit der Situation vor dem Einbau deckt unsere Lösung ca. 1/3 des Verbrauchs (3 MWh -> 2 MWh p.a.).
Die Amortisationszeit ist sicher länger (damals, vor 2 Jahren, waren die Akkus noch teuer) – aber man kann es ja auch als Hobby betrachten 🙂
3,90 € ist nicht die Welt, aber noch mal ~13% zusätzlich zu der Ersparnis. Ist es Dir zu aufwendig oder warum willst Du das nicht?
Wir haben die technischen Voraussetzungen nicht und wir werden im Winter voraussichtlich jede kWh verbrauchen.
Mir ging es vor allem darum, zu zeigen, dass die Solaranbieter dich reich rechnen, indem sie die Einspeisung ignorieren. Die würde bei uns nur ca. ein Viertel dessen einbringen, was die App da erzählt.
Danke, Volker, ich habe es Dir nachgemacht und einen Fritz Energy-250-Lesedings installiert. Erste Erkenntnis: So wahnsinnig viel kann man da nicht optimieren: Ein Haus hat halt mit allen Pumpen und Geräten +/- 200 Watt Grundlast. Lass es mal 150 W sein, dann wieder 250 W – irgendwann hast Du jede Halogen-Lampe durch LED ersetzt und Du willst nicht jeden alten Receiver hinter ne schaltbare Steckdose hängen. Aber: Durchs Messen wird man klug, versteht, große von kleinen Verbrauchern zu unterscheiden und kann handeln.
Balkonkraftwerk mit Akku kostet 1.500 €, ohne kostet 500 € – d. h. Amortisationszeitraum x 3 abzüglich vielleicht 25 % wegen höherer Ausbeutemöglichkeit.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist das für mich eine Spielerei – in zwei, drei Jahren kommen die Preise vielleicht da hin, wo es sich richtig lohnt.
Nebenbemerkung: Wenn man ne Wallbox hat und 70 kWh zieht, dann interessiert einen auch nicht mehr ob die Siebträgermaschine ne halbe Stunde zu lange gelaufen ist…
Ich sehe das auch als eine Möglichkeit zu lernen. Manche denken, „ich kaufe mir so ein Balkonkraftwerk und lade damit mein Elektroauto“. Man muss erst mal verstehen, dass das nicht funktionieren kann.