Linux Mint auf einem 16 Jahre alten MacBook Pro

Anfang der 90er (1992?) schleppte mein Freund Rolf ein Betriebssystem an, von dem ich noch nie gehört hatte. Damals war ich von dem brandneuen OS/2 2.0 fasziniert und ich betrieb darauf einen FidoNet Node. Linux hieß das System, die Version war irgendwas mit 0.9x. Ich hatte als Assi an der Uni schon Erfahrungen mit Unix gemacht und so fand ich das Projekt interessant, nutzte es aber nur auf meinem “zweiten Computer” mit der SuSe-Distribution. Einige Jahre danach installierte ich das damals neue Ubuntu auf einem abgelegten Büro-PC und versorgte damit einen alten Herrn, der etwas jünger war als ich jetzt. 🙂 Die alten Unix-Kenntnisse konnte ich noch gut gebrauchen, denn ich sollte nie mehr ohne Linux sein.

Gestern hat mich die Bastellust gepackt und ich habe den ältesten Intel-Mac hervorgezaubert, den ich noch im Zugriff habe: Ein MacBookPro5,5 (Mid 2009). Zu meiner Überraschung bootete der mit Windows 10, allerdings nur sehr mühsam. Der Akku hat noch eine Kapazität von 14,7 Wh, nicht mal 25% der ursprünglichen 59,4 Wh, nach nur 546 Ladezyklen. Zur Sicherheit lädt das MacBook den Akku gar nicht mehr.

Diesen Rechner habe ich dann von USB gestartet. Dazu drückt man die ⌥-Taste nach dem Gong und hält sie fest. Linux Mint 22.2 bootete ohne weitere Anpassungen, hatte allerdings nur eine Netzwerkverbindung über Ethernet. Ich habe dann mutig sofort die Installationsroutine gestartet und nach dem Reboot die WLAN-Unterstützung nachgerüstet. Fertig! Mint hat sofort den weltbesten Drucker im Netz gefunden und eingerichtet. Sound, Camera, Action, alles läuft.

Ja, liebe Kinder, das war einfacher als eine Installation mit Windows 11.

Mittlerweile habe ich den Signal Desktop und den Brave-Browser installiert und bin damit voll synchronisiert mit meinen Windows-PCs. Das Gerät ist voll benutzbar, aber natürlich keine Konkurrenz zu aktuellen Laptops. Das war für mich nur eine Fingerübung, die mich ehrlich beeindruckt hat. Wo Apple (und Microsoft) längst den Support aufgegeben haben, funktioniert Linux ohne Handstände.

Um die Euphorie etwas zu bremsen: Ja, Mint ist meiner Meinung nach einfacher als Windows, aber ein Betriebssystem-Wechsel überfordert die meisten Menschen. KISS – keep it simple, stupid.

Dieser Beitrag wurde mit einem MacBook Pro von 2009 und Linux Mint geschrieben. ❤️

10 thoughts on “Linux Mint auf einem 16 Jahre alten MacBook Pro”

  1. In meiner Heimatstadt sammelt der “Willkommensladen” Sachspenden für Flüchtlinge und andere Bedürftige in der Region. Seit einigen Monaten bin ich mit dabei, um gespendete Computer aufzufrischen. Wir machen das als Teil von #endof10:

    https://willkommensladen.de/ihr-alter-computer-kann-noch-gutes-tun/

    Hier ist ebenfalls Linux Mint (Debian Edition) das Betriebssystem der Wahl, wenn der Rechner noch flott genug ist. Jeder, der jemals als normaler Anwender an einem Windows- oder Mac-Rechner etwas geklickt hat, wird sofort mit Linux Mint klarkommen. Außerdem gefällt mir an Mint, dass die wesentlichen Funktionen wie Updates, Backup, Wechsel der UI-Sprache und Auswahl von weiterer Software wirklich wirklich einfach zu erledigen sind.

    Chrome OS Flex ist die zweitbeste Alternative für alte Laptops, wenn der Rechner für LMDE zu schwach ist, nur leider wird dort der Nutzer von Google jetzt auch ungefragt in Richtung KI-Features geschubst.

      1. Ja, das ist noch suboptimal. Ich lege einen ersten Account an und mache alles, damit der Anwender später sofort loslegen kann. Installiere eine Vorauswahl an sinnvoller Büro- und Internet-Software, richte einen Adblocker in Firefox ein, konfiguriere Backup und automatische Updates vor. Am Ende erhält der Benutzer einen einseitigen zweisprachigen Erklärzettel mit dem Passwort für diesen Account. Dazu eine Anleitung, wie man das Passwort ändert, wie man (wichtig für die Zielgruppe) die UI-Sprache wechselt, welche Software für welchen Einsatzzweck da ist, wo das Backup ist, usw.

        Ein paar weitere Erfahrungen dazu: https://infosec.exchange/@hzulla/115363062391786095 – eine für mich überraschende Erkenntnis ist, dass alte Rechner (wie vermutlich auch Dein Macbook) vor allem von modernen Codecs für Videostreaming und Mediatheken überfordert sind, während andere Anwendungen wie Online-Banking oder Textverarbeitung auch auf uralter Hardware noch wunderbar funktionieren.

        1. Bei Linux Mint auf Ubuntu-Basis gibt es die Möglichkeit der OEM-Installation. Wäre das keine Lösung für die Erst Installation?

  2. Ich hab in der letzten Zeit mehrere Chromebooks von ChromeOS befreit, dank https://docs.mrchromebox.tech/ ein neues BIOS und dann Linux Mint installiert. Laufen trotz 4 GB RAM hervorragend.
    Mein nächstes Projekt ist ein iMac aus dem Jahr 2007, den ich auf Linux umstellen möchte. Danke für den Tipp mit dem Wireless-Treiber!

  3. Ich schreib meine meisten Beiträge von einem Windows 10 mit Core i7 2600k von 2011. Funktioniert auch *shrug*
    Versuche ich seit Jahren auszutauschen, aber kommt immer was dazwischen – jetzt der Speicher-Preis-Hype. Ok, neuere Notebooks liegen hier aber auch rum.

  4. Ich bin der Freund Rolf.
    1992 war es Yggdrasil
    https://de.wikipedia.org/wiki/Yggdrasil_Linux
    Es folgte dann über Jahre (1995 bis 2013) openSuse Linux, auch beruflich.
    Schon seit mehr als 15 Jahren benutze ich auf einigen alten PCs und Notebooks (früher Windows) sehr zufriedenstellend Linux Mint.
    Zorin OS hatte ich letzte Woche mal probiert. Fazit: Ich bleibe bei Linux Mint (22.2 „Zara“ aktuell).

    1. Super! Jetzt erinnere ich mich. Yggdrasil war nur zum Gucken. SuSe habe ich dann tatsächlich auch mal genutzt. Eigentlich war ich ja noch von Sinix traumatisiert.

      Aktuell habe ich noch Raspbian 11 (bullseye), Ubuntu Server 24 LTS und Mint 22.2.

    2. Ich nutze gerne Zorin OS Pro auf einem nicht Win11 kompatiblen Dell XPS Notebook.
      Die HW-Kompatibilität ist echt super.

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