ThinkPad Z13 :: Die mysteriösen Probleme verschwinden

Ich habe AMD unrecht getan. Die kleinen Probleme, die ich auf den Ryzen Chipset bzw. BIOS und Systemtreiber schob, habe ich wohl zum Teil selbst verursacht. Drei Dinge sind mir aufgefallen:

  1. Der Touchscreen reagiert verhalten, manchmal erst auf die zweite Berührung.
  2. Das Touchpad hat einen Kaugummi-Effekt: Erst schwergängig, dann über das Ziel hinausschießend.
  3. Die Tastatur wacht oft aus dem Schlaf nicht auf.

Nach einiger Zeit habe ich herausgefunden, dass das dritte Problem nur auftaucht, wenn der ThinkPad am Stromkabel hängt. Bei den ersten beiden Punkten bin ich nie dahintergekommen, was die Probleme verursacht.

Gestern kommentierte Thomas: “Einzige Einschränkung ist ein kurioses Problem: Einige Lenovo Laptops machen Probleme mit dem Touchpad, wenn über ein Drittanbieter-Netzteil geladen wird.” Und da hat es bei im Hirn geschnackt. Ich hatte den ThinkPad stets nur mit dem RealPower geladen, nie jedoch mit dem Original von Lenovo. Schauen wir uns die beiden an:

Das RealPower hat, wie die meisten dieser Netzteile, einen Eurostecker mit zwei Polen. Das Lenovo-Netzteil aber hat einen dreipoligen Mickymaus-Stecker, an das ein Kabel mit Schuko-Stecker angeschlossen wird. Also habe ich nun das Original verwendet und sofort eine Veränderung bemerkt: Wenn ich den Deckel anfasse, fühle ich keinen Berührungsstrom mehr, so wie zuvor nur im Akkubetrieb. Die Erdung über den PE-Pol führt diese Spannung anscheinend ab.

Seit ich das Lenovo-Netzteil verwende, habe ich die drei Fehler nicht mehr beobachtet. Bei Touchpad und Touchscreen kann ich mir das erklären: Beide funktionieren wie ein Smartphone-Bildschirm kapazitiv. Wenn hier eine vom Schaltnetzteil induzierte, geringe Spannung anliegt, kann das die Funktion beeinträchtigen.

Bei der schlafenden Tastatur kann ich das nicht so bündig erklären. Aber hier scheint es so, dass dies nur im Connected Sleep State S0 auftaucht, wenn das ThinkPad am zweipoligen RealPower-Netzteil hängt. [Update: Leider nein. Eben ist der Fehler wieder aufgetreten. Abhilfe weiter: Einmal laut Arggh schreien, Hybernate, Power On]

Wieder einmal mehr wird die Mär vom universellen USB-C-Anschluss widerlegt. Wenn der Stecker passt, heißt das nicht, dass alles super funktioniert. Hier passten USB-PD und Ladeleistung, aber die Erdung nicht. Um einen Kabel-Einfluss zu verhindern, ist bei Lenovo übrigens das Ladekabel fest mit dem Netzteil verbunden. Denn dort kann man mit eigenen Kabeln ganz neue Fehler einführen.

Gibt es kleine, universelle Drittanbieter-Ladegeräte mit Schutzerde? Ich habe kein einziges. Alle haben nur einen Eurostecker oder einen US-Stecker, jeweils mit zwei Polen. Diese Netzteilverlängerungskabel von Apple habe ich zwanzig Jahre lang ignoriert. Nun habe ich gelernt, dass sie über die Nut einen Kontakt zwischen Schutzerde und Netzteil herstellen. Und auf einmal fühlt sich das MacBook Pro nicht mehr elektrisch an.

Man lernt nie aus.

[Vielen Dank an Thomas, Sven und Lasse für die hilfreichen Hinweise]

4 thoughts on “ThinkPad Z13 :: Die mysteriösen Probleme verschwinden”

  1. Faszinierend, danke fürs teilhaben lassen..

    Neugierige Frage: Macht es einen Unterschied in welcher Richtung das RealPower Netzteil in der Steckdose steckt?

    1. Habe ich probiert. Es spielt keine Rolle. Ich habe auch die Kabel in alle Richtungen eingesteckt und zwei weitere Kabel probiert. Das Problem liegt in der fehlenden Erdung.

      1. Lieber mehr Erde als zu wenig.

        Ich erinnere mich noch mit Schrecken an das 10base2 CheaperNet über 3 Geschosse meines ersten Arbeitgebers frei nach dem Motto: “Hast Du keinen Potentialausgleich, bist Du der Potentialausgleich.”

  2. Danke für die “Detektivarbeit”, Volker.
    Bin aus ähnlichen Gründen beim _stationären_ Notebook-Einsatz Fan von “richtigen” Docking-Stations mit (klobigen, aber geerdeten) Netzteilen geworden. Klar, das will niemand dauerhaft mit sich herumschleppen, aber vermeidet schon mal viele potentielle Fehlerquellen.
    Mein persönlicher Geheimtipp – HP Elite Thunderbolt 3 Dock. Gibt es in verschiedenen Versionen und Namen von 45W bis 200W wie Sand am Meer, weil ursprünglich für viele HP-Notebooks konzipiert. Funktioniert nach eigener Erfahrung z.B. bestens mit den aktuellen Apple MacBooks.
    Man muss nur ein wenig aufpassen, dass mensch keines mit dem proprietären HP-Kombistecker sondern eines mit PD über Thunderbolt erwischt (notfalls einzeln nachkaufen als HP Elite Thunderbolt 3 Power Cable P/N 843011-001).

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