Zweite Welle für Microsoft Copilot 365

Gestern hat Microsoft eine “zweite Welle” für Copilot angekündigt, die innerhalb der nächsten zwei Monate heranrollen soll. O-Ton:

We’re launching the next wave of Microsoft 365 Copilot, bringing together web + work + Pages as a new design system for knowledge work.

First, we’re announcing Copilot Pages—a dynamic, persistent canvas designed for multiplayer AI collaboration. It’s the first new digital artifact for the AI age. 

Second, we’re rapidly improving Copilot in the Microsoft 365 apps. Our customers tell us Copilot in Microsoft Teams has changed meetings forever—in fact, it’s the number one place they’re seeing value. We’re excited to do the same thing for advanced data analysis in Microsoft Excel, dynamic storytelling in PowerPoint, managing your inbox in Outlook, and more. 

Third, we’re introducing Copilot agents, making it easier and faster than ever to automate and execute business processes on your behalf—enabling you to scale your team like never before.

Ich bin skeptisch, was Microsofts Chancen für Copilot angehen. Immerhin müssen sie Unternehmen davon überzeugen, für jeden Monat und Mitarbeiter noch einmal 28,10 € zusätzlich zur bereits bestehenden Microsoft 365 Lizenz zu bezahlen. Wenn ich mich umhöre, dann scheint die beliebteste Funktion zu sein, sich Meetings zusammenfassen zu lassen. Das ist hilfreich, wenn man sich die Ergebnisse dieser Umfrage ansieht.

Mit anderen Worten: Ich muss gar nicht hingehen und Copilot schreibt mir einen Aufsatz, was denn dort vorgetragen wurde. Das ist eine enorme Zeitersparnis und deutet bereits auf die eigentliche Lösung hin: Man ersetze Meetings durch kurze Aufsätze, die man in Ruhe lesen kann.

Ein anderes Copilot-Feature aber erzeugt mit wenigen Clicks umfangreiche Powerpoint-Präsentationen, die man sich dank Copilot aber auch nicht mehr ansehen muss. So spricht dann am Ende Copilot mit Copilot und der Feedback-Loop beginnt zu pfeifen. 😇

Da meine Microsoft 365 Lizenz gar nicht “eligible” für Copilot ist (und ich keine 28,10 € pro Monat zahlen würde), werde ich das alles nicht ausprobieren. Ich warte geduldig darauf, dass mein Copilot+ PC dann auch mal die lokal nutzbaren Copilot-Funktionen geliefert bekommt, die Microsoft vollmundig versprochen hat.

Microsoft hat ein Kommunikationsproblem

Vor ein paar Wochen hat Microsoft die neuen Copilot+ Laptops vorgestellt und die sind absolut fantastisch. Schnell, leise, phänomenale Akku-Laufzeiten. Aber es gibt eine große Diskrepanz zwischen dieser tollen Hardware und dem Marketing-Versprechen eines KI-Laptops, der genügend Leistung hat, um KI-Modelle lokal zu rechnen, ohne Daten in die Cloud zu übermitteln.

Fangen wir mal mit der Copilot-Taste an, die Microsoft für diese neue Hardware-Gattung vorgeschrieben hat. Sie ruft keine lokale Anwendung auf, sondern eine PWA (Progressive Web App). Ohne Internet-Verbindung macht sie schlicht gar nichts.

Microsoft hat kommuniziert, dass alle Prompts zunächst in der Cloud geprüft werden, dass die Verarbeitung aber lokal erfolgt. Dafür braucht es offensichtlich aber keine NPU, jedenfalls schläft dieser Teil des Prozessors. Die gleiche PWA läuft nämlich auch auf “normalen” PCs ohne NPU.

Man kann die NPU aber tatsächlich beschäftigen, indem man die Bildverbesserungen der internen Webcam rechnen lässt. Das beschäftigt CPU und GPU praktisch gar nicht, weil die NPU die Hauptlast trägt. Das trägt übrigens auch zu der enorm guten Akku-Laufzeit bei, weil diese Effekte bei einem normalen PC ziemlich viel Strom verbrauchen.

Was ich mir von Microsoft wünsche:

  • Erklärt klipp und klar, was ein Copilot+ PC in Sachen Privacy bringt. Welche KI-Funktionen laufen komplett lokal und brauchen keine Cloud-Ressourcen?
  • Wenn diese KI-Funktionen auf lokalen Daten laufen und keine Cloud-Ressourcen benötigen, muss man dann immer noch Copilot professionell lizensieren?
  • Was hat Microsoft auf der Roadmap? Es kann ja wohl nicht bei solchen Quatsch-Funktionen wie Co-Create in Microsoft Paint (!) bleiben. Apple hat eine Menge Versprechungen gemacht, die in Europa vielleicht irgendwann nächstes Jahr eingelöst werden. Ich könnte mir vorstellen, dass man Microsoft Editor so aufbohrt, dass er mit Hilfe eines lokalen Sprachmodells noch viel mehr leistet.

Ich höre …

Copilot in Windows 11 nutzen

Microsoft sagt, ich muss nur Windows-C drücken, um Copilot zu nutzen. Das funktioniert aber nicht, weil es in der EU anscheinend noch nicht aktiviert ist.

Aber es ist nicht schwierig, das selbst nachzurüsten. Voraussetzung: Windows 11 22H2 mit aktuellem Update. Dann einfach einen Shortcut anlegen mit diesem Inhalt:

microsoft-edge://?ux=copilot&tcp=1&source=taskbar

Shortcut irgendwo hinlegen und fertig ist der Copilot.