German Reichweitenangst

Ich glaube, man kauft nur einen Hybrid. Danach geht es entweder in die Zukunft oder man fällt wieder zurück in die Vergangenheit. Man merkt, wie kraftvoll Elektrofahrzeuge sind, aber man erlebt auch eine kleine Reichweite von 30-70 km.

Bei uns gab es nach dem Hybrid einen Stromer und es wird nie wieder ein Verbrenner ins Haus kommen. Witzig sind die Reaktionen. Jeder, absolut jeder fragt als erstes nach der Reichweite. Und das ist tatsächlich komplett irrelevant. „Aber ich habe keine Garage und muss auf der Straße parken!“ Nema problema, wir laden auch nicht zu Hause.

Was man da oben in der Spiegelung links sieht, ist ein Schnelllader bei Aldi-Süd. Das Kabel hängt dran wie bei einer Zapfsäule. Apple Watch an das Lesegerät halten (oder halt Kredit- oder Girokarte) und das Kabel ins Auto stecken. Schon geht‘s los.

Nach dem Einkauf wieder die Uhr ans Lesegerät, das Kabel wird entsperrt und man hängt es zurück. Das fühlt sich an wie tanken, das Kabel ist auch genauso dick, weil flüssigkeitsgekühlt.

20 kWh haben wir während eines kurzen Einkaufs geladen, ein normaler Einkauf dauert etwas länger und dann sind wir schon über 85%. Mit dem Strom für 7,73 € kommen wir ca 140 km weit. Dafür kriegt man 4 Liter Benzin.

In der Praxis lädt man Elektroautos „nebenbei“. Also beim Einkaufen, wenn man eine Garage hat auch zu Hause. Seltener wird man das Fahrzeug an einer Ladesäule parken. Und wenn man lange Strecken fährt, dann geht man an einen Schnelllader von EnBW, Ionity (teuer) oder Tesla. Unser Stromer lädt mit 50 kW langsam und das passt für uns, weil wir nie weit reisen. Üblich sind mittlerweile 150 kW und mehr. Damit fährt man auch 1000 km und macht nur die ohnehin nötigen Pausen. Pipi machen, Kaffee trinken und schon geht‘s weiter.

EnBW haben wir getestet. Da muss man bei den neueren Ladern nur das Kabel ins Auto stecken. Hat man das Fahrzeug einmal per App bekannt gemacht, dann wird es in Zukunft automatisch auch an anderen Standorten erkannt, so wie Teslas bei den Superchargern. Wir müssen den Supercharger mit einer App freischalten. Teslas werden übrigens hinten links geladen und so sind auch die Parkplätze angelegt, mit einem sehr kurzen Kabel am Supercharger. Das hat Konfliktpotential, weil wir das Kabel rechts einstecken und damit zwei Charger blockieren. Es sei denn, man erwischt den Charger ganz rechts und hat daneben einen freien Platz.

Die Informationen über Verfügbarkeit und Preise sind mittlerweile sehr gut. Nervig ist die Kleinstaaterei mit Ladekarten und Tarifen. Das erinnert an alte Handyverträge und Preselection-Tarife. Das muss sich noch dahin entwickeln, wo Tankstellen schon längst sind: Jedes Zahlungsmittel, gleicher Preis für alle.

Demnächst schreibt ein Wallbox-Entwickler noch was zum Laden zu Hause. Da gibt es spannende Entwicklungen.