Fediverse: Mein Ausflug in die wundersame Welt von Mastodon

Vor vier Jahren habe ich mir den Account @vowe bei @chaos.social angelegt, man schreibt das zusammen als @vowe@chaos.social aber verlinkt besser zu https://chaos.social/@vowe. Es gibt Tausende dieser Server, die untereinander verlinkt sind, und ein paar Millionen registrierte Nutzer. Fediverse kommt von Federation und Universe und so sieht das dann auch aus:

Wer selbst mitmachen will, beginnt am besten bei joinmastodon.org und sucht sich dann einen Server aus, auf dem er sich registriert. Manche Server sind überlaufen und man kann sich dort nicht selbst einladen. Da wie bei Email jeder mit jedem kommunizieren kann, ist es auch gar nicht so wichtig, wo man ist. Zur Orientierung sei gesagt: Es gibt einen lokalen Feed mit allen Beiträgen der lokalen Server-Nutzer, deshalb ist es hilfreich, einen Server zu nehmen, der dem eigenen Interessenbereich entspricht, etwa der eigenen Stadt oder der eigenen Profession.

Vor vier Jahren war in Mastodon tote Hose angesagt, aber auf einmal wird der Fanti wach, weil der böse Elon Twitter kauft. Das sieht man an der Nutzungsstatistik.

Da die Anzahl der registrierten User nicht in gleichem Maße zunimmt wie der aktiven, kann man davon ausgehen, dass die meisten solche Schläfer waren wie ich.

Gestern habe ich dann eine Nachricht abgesetzt, die auf positives Echo gestoßen ist:

Mastodon fühlt sich richtig freundlich an. Ohne Zynismus oder Clickbait. So wie Twitter vor 15 Jahren. Noch funktioniert die Community und isoliert böse Server. So fehlt den Zerstörern die Reichweite. Wenn Nazis oder Querdenker eine Instanz betreiben, sind sie halt allein.

Ein bisschen weniger freundlich waren dann die Reaktionen auf diese:

Das habt Ihr vielleicht gelesen: “Seid nicht #traurig, wenn viele behaupten (werden), #mastodon sei weder erfolgreich noch nützlich. …” Es folgt danach eine Begründung, die ich falsch finde.

Mastodon muss, um erfolgreich zu sein, einen Netzwerkeffekt aus dem Boden stampfen. Das vermeintlich Bessere gewinnt nicht automatisch. Schaut mal in den Playstore und vergleicht vier Zahlen (in Millionen): Downloads von WhatsApp 5.000, Telegram 1.000, Signal 100, Threema 1.

So richtig Spott und Häme gab es dann bei diesem etwas einfältigen Bericht aus dem Business Insider. Ich finde ihn gar nicht mal so abwegig. Das ist einfach der erste Eindruck eines neuen Users, der noch keine Ahnung hat. “Learn, do once, then teach” war noch nie eine gute Maxime.

Zwei ernstzunehmende, kritische Stimmen:

Unpopular Opinion*: Nobody** cares how decentral your platform is.

All users care about is how they can use it to make their life’s better!

Ultimately, #technology is a tool! So let’s stop talking about the brush and start talking about the painting!

* at least in the #fediverse
** outside of a small niche of technical people

Valentin Sawadski

@carsten @pallenberg @DigitalNaiv @vowe … bewähren = mehr im öffentlichen Diskurs stehen. Ich arbeite seit 20 Jahren in der digitalen Kommunikation; kein Kunde fragt nach dem Fediverse – und kein Kommunikator wird es vorschlagen; während parallel zentralistische Firmen TikTok, Discord und Co hochgezogen haben. Auch Twitter ist erst nach 2010 zu seiner Stärke angewachsen. Aber es gab halt keine laute Stimme für ein Fediverse – weder eine *für* noch *im* Fediverse.

Thomas Gigold

Es ist gut möglich, dass das kleine gallische Dorf wieder in seinen alten Trott zurückfindet, wenn das #FOMO erst mal abgeklungen ist. Die Föderation macht einiges viel schwieriger als bei Twitter & Co. Und selbst Twitter ist für Neuanfänger so viel schwieriger als Facebook oder gar TikTok.

Mastodon ist ziemlich mächtig, wenn es darum geht, die Timeline zu managen:

Mastodon provides several tools for managing your timeline.

You can add notes to any profile. Why did you follow them? Are they a repeat offender? Remind yourself.

You can disable boosts on a per-user basis. Maybe you want to see a user’s posts, but not everything that interests them.

You can temporarily mute an account while they get something out of their system.

You filter out posts with specific words, hashtags or phrases.

And when all else fails: block, unfollow, or mute indefinitely.

L. Rhodes

Wer es gerne selbst probieren möchte findet tolle Clients für iOS und Android und einen brauchbaren Browser Desktop:

2 thoughts on “Fediverse: Mein Ausflug in die wundersame Welt von Mastodon”

  1. Meine Blockliste in Mastodon ist 0(!) Einträge lang. Verglichen mit den ca 10k Blocks auf Twitter, die sich in den letzten Jahren angesammelt haben, bin ich nicht böse darauf, wenn Menschen, die mir auf teifelkommraus was verkaufen wollen, nicht ihren Weg ins Fediverse machen. Die können sich “mit ihrer Reichweite” gerne auf Twitter, Tiktok und Ibsta abarbeiten – da habe ich nix gegen.

  2. Ich bin tatsächlich sehr gespannt auf die Entwicklung in den nächsten Monaten und die verschiedenen Wellen, die dort eintreffen werden. (Die Netzwerkdynamik dort zu beobachten ist zeitweise wirklich irre.)

    Meinen Account habe ich im März 2021 erstellt. Anfangs noch häufig benutzt war ich in den folgenden sechs Monaten kaum noch auf Mastodon – es fehlte für mich die kritische Masse der Stimmen, denen ich in den anderen Netzwerken ausgesetzt bin. Seitdem die Trööteria in den letzten Tagen allerdings komplett freidreht, ist es spannend geworden. Was Mastodon schon jetzt für mich geleistet hat: Ich hab mich noch niemals so individuell mit den jeweiligen Benutzern auseinandergesetzt.

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