Manchmal liege ich mit einer Beurteilung daneben. Dieser Kopfhörer von Poly ist so ein Fall. Der Voyager Surround 80 ist ein Nachfolger des Voyager 8200. Er kommt ohne Mikrofonbügel aus und bietet dennoch eine ordentliche Aufnahme der eigenen Stimme.
Ich hatte damals geschrieben, dass ich von diesem Kopfhörer Kopfschmerzen bekomme und das war ein simpler Bedienungsfehler: Ich hatte ihn nicht weit genug auseinander gezogen. Der Bügel hat eine einzigartige Gestaltung, die ganz oben auf dem Schädel für Entlastung sorgen soll. Wenn man es richtig macht, dann liegt der Bügel nur links und recht der Mitte auf und dazu muss man die Muscheln weiter herunterziehen als gewöhnlich. Seit ich das mache, passt der Surround 80 vorbildlich.
Das gilt auch für den Fall, dass man ihn um den Hals hängt. Die Ohrmuscheln drehen sich nach hinten und liegen unterhalb des Kiss, ohne dass der Bügel im Nacken verkantet. Poly setzt hier nicht auf Metall sondern auf einen Werkstoff aus Kohlefasern und Nylon.
Das Case ist aus einem filzartigen Material, wie man es neuerdings auch bei anderen Herstellern findet. Da sich das Headset nicht falten lässt, trägt es in einer Tasche stark auf, bietet aber einen kleinen Zusatznutzen als Smartphone-Pult:
Mit der Leistung des Headsets bin ich äußerst zufrieden. Es schirmt zuverlässig Umgebungsgeräusche ab, ohne dass man sich “unter Wasser” fühlt. Vier Mikrophone unterstützen das adaptive hybride ANC, sechs weitere Mikrofone sind für die Aufnahme der eigenen Stimme zuständig. Der Transparenzmodus lässt entweder alle externen Geräusche duch oder nur die Stimmen.
Bei Telefonaten schaltet das Headset stets auf ANC um, lässt aber die eigenen Stimme (Sidetone) durch. Damit hat man einerseits Ruhe beim Telefonieren, fängt aber dennoch nicht an, unwillkürlich lauter zu sprechen. Das ist funktional, aber gewöhnungsbedürftig. Der Raum klingt dumpf, die eigene Stimme dagegen glasklar.
Die Bedienelemente sind stark reduziert und alle auf der rechten Muschel. Der Einschalter hat drei Positionen: Aus, An, Pairing. Man betätigt ihn mit dem rechten Daumen. Dahinter liegt der einzige Druckknopf, der das Mikro stummschaltet. Das ist soweit perfekt. Auf Kriegsfuß stehe ich allerdings mit dem Touchpad auf der rechten Muschel. Da muss Poly noch mal per Software nachjustieren. Speziell die Zweifingergeste, die zwischen ANC und Transparenz wechselt, wird bei mir nur selten registriert. Und wenn sie registriert wird, dann besteht die Rückmeldung immer nur aus dem immer gleichen “Piep”, egal in welchen Zustand man geschaltet hat. Und das ist nicht auf Anhieb erkennbar, weil auch der Transparenzmodus hohe Frequenzen stark reduziert. Hat das Headset nur einen Finger registriert, dann folgt dem Piep der bekannte Siri-Ton.
Erfreulich gut ist die Sprachaufnahme, auch wenn sie nicht ganz das Niveau eines Mikrofonbügels erreichen. Die folgen Aufnahmen sind unter erschwerten Bedingungen gemacht: Musik in Zimmerlautstärke in gut einem Meter Abstand von den Lautsprechern und dabei bin ich auch noch herumgelaufen.
Zusätzlich habe ich eine Vergleichsaufnahme mit den AirPods Max gemacht, die ähnliche Voraussetzungen haben: reichlich Mikrofone, die alle gleichzeit aufnehmen können. Wie man hört, reduziert Apple weniger Umgebungsgeräusche. Die dritte Aufnahme demonstriert meine bevorzugte Lösung: Ein Jabra Evolve2 65 Flex. Das könnte aber genauso gut Poly Focus 2 sein.
Was fehlt mir? Ein Busylight auf der linken Seite. Rechts sieht man, wenn der Nutzer telefoniert, links nicht. Was gefällt mir? Alles USB-C (mit Adapter auf USB-A), alle Kabel dabei, auch für 3.5mm im Flugzeug. Die Qualitätsanmutung ist super, ein großer Sprung vom Vorgänger 8200. Musik kann man ebenfalls prima hören, aber Surround als Name ist verwirrend. Das Headset kann nur einfaches Stereo abspielen und keinen Surround Sound.
Schaut man bei Poly nach einem Preis, dann sieht man nur “Vertrieb kontaktieren”, bei Amazon bringen sich einige Händler in Stellung (#reklame). Es gibt verschiedene SKUs und einen Surround 85, der mit einer “drahtlosen NFC-Ladestation” geliefert wird.