Vor zehn Jahren haben wir Smartphones kaufen können, die einen Kamera-Button und einen wechselbaren Akku haben. Und deren Rückseite man einfach tauschen konnte, ohne eine delikate Glas-Schicht dauerhaft in einer Hülle verstecken zu verstecken. Außerdem war das Gerät schön klein und handlich.
Den Kamera-Button hat Apple jetzt erfunden. Vielleicht könnten sie die anderen Dinge auch für ein neues SE erfinden. Es muss dafür nicht “the thinnest ever” sein. Und ja, eine Kamera reicht mir dann auch, ohne Blitz.
Ich habe heute eine Idee gelesen, zu der ich gerne eure Meinung wüsste. Ein Vater schlug vor, Kinder möglichst lange vor dem Schmutz des Internets zu beschützen, indem man ihnen ein Nokia 3310 mitgibt. Aus der Form dieses Handys spricht sicherlich eine gewissen Nostalgie. Das vor fast einem Vierteljahrhundert erschienene Original galt als unzerstörbar und stammt aus einer weniger komplizierten Zeit.
Ich befürchte einen “Boy Named Sue” Effekt und glaube eigentlich nicht, dass es den Kids nach einem Telefon (!) gelüstet, sondern nach einem Apparat, mit dem man spielen oder kommunizieren kann. Und dazu gehört eben auch Discord.
Aus rein praktischen Erwägungen würde ich nicht ein 2G-Telefon wählen, sondern mindestens ein 4G-Modell (3G ist abgeschaltet). Aber da läuft dann auch schon wieder WhatsApp drauf.
HMD erklärt die gähnende Leere in einem offiziellen Statement:
HMD nimmt die Rechte an geistigem Eigentum sehr ernst. HMD ist Beklagter in mehreren Gerichtsverfahren, die von einem Unternehmen namens VoiceAgeEVS LLC (“VAEVS”) in verschiedenen Gerichtsbarkeiten, darunter auch in Deutschland, angestrengt wurden. Wir sind enttäuscht über den Beschluss in dem VoiceAge-Vollstreckungsverfahren in Deutschland im Dezember und haben dagegen Beschwerde eingelegt. In der Zwischenzeit haben wir sicher gestellt, das keines der in Deutschland angebotenen und vertriebenen Geräte mehr EVS unterstützt. Wir werden weiterhin Nokia Phones in Deutschland verkaufen. HMD ist weiterhin zuversichtlich, was den Ausgang der Rechtsstreitigkeiten angeht, und wird den Verbrauchern weiterhin Geräte, Zubehör und Dienste gemäß unserem Slogan „Love it, Trust it, Keep it“ anbieten.
Ich hatte neulich ein paar Briefings von kleineren (!) Android-Herstellern. Motorola, einst der Pionier, gehört heute als Marke zu Lenovo und HMD Global hat die Marke Nokia lizensiert. Beide tummeln sich vor allem im Preissegment zwischen 100 und 200 Euro, bringen aber auch immer wieder ambitioniertere Produkte an den Start.
HMD Global wird mit dem Nokia XR20 ein langlebiges Produkt positionieren, das durch eine robuste Bauart und vier Jahre Updates überzeugt. Der Pferdefuß aber ist der Prozessor, weil HMD Global sich mit einem Snapdragon 480 begnügt, bei einem angepeilten Verkaufspreis von 500 Euro. Meine Faustregel: Der Preis in Euro muss immer unter dem Snapdragon-Typ liegen. 🙂
Motorola erneuert die Edge-Serie mit gleich drei Typen. Zum Preis des XR20 gibt es dort einen edge 20 mit Snapdragon 788. Für 200 Euro mehr nutzt das Edge 20 Pro dann den Snapdragon 870, den vivo auch im X60 Pro verwendet. Das Einstiegsmodell edge 20 lite dagegen kommt nur mit einem Mediatek-Prozessor.
Bei den Software-Updates hat HMD Global einen guten Track Record, Motorola nicht so sehr. Dafür gibt es hier auch Leistung für’s Geld. Ob das gegen Xiaomi, Oppo und vivo reicht, mag ich nicht beurteilen.
Ich war vor ein paar Jahren richtig begeistert vom Nokia 7plus. Finnisches Design, chinesische Qualität, ein aktuelles und monatlich fix aktualisiertes Android One ohne Bloatware, das konnte man gebrauchen.
Und dann verzettelte sich HMD in immer mehr Modellen. Die Software wurde immer später aktualisiert, am Rollout von Android 11 arbeitet das Unternehmen immer noch. Dabei haben sie nur ein pures Android ohne eigene Software. Das 7plus ist mittlerweile aus der Wartung rausgefallen, auch wenn es besser ist als seine Nachfolger. Ein 8.1 habe ich mir angeschaut, aber das war überhaupt kein Fortschritt.
Nun macht das Unternehmen einen Neuanfang mit sechs Modellen, von denen die billigsten zwei hier erst gar nicht angeboten wird. Los geht es mit einem G10 für 139 Euro und es endet bei einem X20 für 399 Euro. Ich habe seit ein paar Wochen ein X20 und finde es … meh. Im Prinzip ist alles drin, von 5G bis Zeiss, aber ich kriege einfach keine emotionale Bindung hin, anders als etwa mit dem vivo X53, was ich wirklich toll finde. (Das aber auch doppelt so viel kostet.) Es steht zwar Nokia und Zeiss drauf, aber weder ist das Design inspirierend, noch schießt die Kamera überzeugende Fotos. Ich nehme es immer wieder mal für ein paar Stunden mit und dann gehe ich noch mal nach Hause und mache dieselben Bilder wieder mit dem iPhone oder dem vivo.
Ende Mai habe ich dann das April-Update von Android bekommen. Nun ist es zwei Monat alte und ich warte noch ein paar Monate ab, wie sich das einpendelt.
Love it, trust it, keep it – das ist der neue Nokia/HMD-Claim. So richtig zündet der bei mir noch nicht. Wenn ich mir was wünschen darf: Baut nicht nur Phablets. Das X20 ist eine fette Schnecke. Und das ist noch die schlanke Business Line. Die G-Serie ist als Akkumonster gestaltet: 2 Tage mit dem G20 und 3 Tage mit dem G10.
Der Absatz der Smartphones stockt bereits. Den Marketing-Euros von Huawei, Oppo oder vivo hat Nokia nichts entgegenzusetzen. Darum darf man auch keine subventionierten Verkaufsstarts erwarten.