
Ich kann mich über kleine Dinge freuen. Zum Beispiel über die Inschrift im Charging Case des Voyager Legend 50 UC. Am 16. Juli 1969 startete Apollo 11 mit drei Astronauten zum Mond. Vier Tage später glückte die erste bemannte Mondlandung. An diesen Meilenstein erinnert der Hersteller, weil die NASA damals Headsets von Plantronics verwendete. Plantronics fusionierte mit Polycom, das entstehende Unternehmen wurde von HP geschluckt, aber in meinem Kopf steckt immer noch der Name Plantronics, wenn ich an die Voyager Headsets denke.
Die Fusion und die Übernahme waren disruptiv. Vertrieb, Logistik, Service, alles änderte sich. Und so freut es mich heute, ein modernisiertes Voyager Headset zu testen, das nicht nur neu sondern auch besser ist. Alles USB-C, keine Fummelei mit MicroUSB mehr, nur ein Adapterstecker für alte USB-A Ports.

Menschen, die die letzten 20 Jahre unter einem Stein verbracht habe, muss ich kurz erklären, was dieses Headset auszeichnet. Das geht am besten mit einem Werbebildchen vom Hersteller. Der Körper des Headsets mit Akku und Elektronik wird über dem Ohr getragen, ein kleiner Lautsprecher sitzt außen am Gehörgang, ein langer Mikrofonbügel zeigt zum Mund. Und diese präzise Ausrichtung ist wichtig!

Der entscheidende Vorteil, den keine der vielen Kopien je erreicht hat: Das Voyager überträgt nur die eigene Stimme und keine Umgebungsgeräusche. Kein Motorbrummen, keine Windgeräusche, keine Gespräche vom Nachbartisch. Und gleichzeitig nimmt man alles wahr, was um einen herum passiert. Es ist das einzige Headset, mit dem ich Fahrrad fahren würde.
Kein Einschluss der Ohren, kein Noise Cancelling, komplette Wahrnehmung der Umwelt – dieses sehr klare Profil hat seine Liebhaber. Meinem Freund Benjamin habe ich das erste Voyager geschenkt, die nächsten drei hat er nachgekauft. Ich muss ihm gar nicht mit einem Headset mit zwei Ohrpolstern kommen. Er schnaubt dann “Zweiohrhasen”.
Die Batterielaufzeit ist von sechs auf zehn Stunden gewachsen, das Case kann das Headset zweimal komplett neu aufladen und es kann selbst per USB-C oder Qi-Induktionslader betankt werden. Am Headset selbst ist auch ein USB-C Port. Es gibt drei Varianten: Ein Legend 30 ohne NoiseBlockAI und Case, ein Legend 50 mit beidem und ein Legend 50 UC mit dem Bluetooth-Dongle BT700. Man will in jedem Fall diese UC-Version.
FAQs: Stört eine Brille? Antwort: Es kommt auf die Brille und die Ohren an. Eine Titan-Brille mit dünnen Bügeln überhaupt nicht, eine Rayban Wayfarer sehr wohl. Ist das bequem? Oh ja! Man vergisst nach wenigen Minuten, dass man ein Headset trägt. Kann man das Headset links und rechts tragen? Jawohl.

Das Case ist rundlicher geworden, die Metallakzente sind nun golden, das Design ist sehr ähnlich und dennoch anders. Die Ladekontakte haben sich geändert (3 statt 5), die Headset Cases sind deshalb nicht austauschbar.

Die Unterschiede zwischen den Headsets sehen nur Kenner. So zeigt die Software Poly Lens nun auch den Ladezustand des Case an. Das Legend gewinnt gegenüber dem alten 5200 auch den Sidetone, der die eigene Sprache noch mal in den Lautsprecher mischt:

Was mich noch etwas irritiert sind die Noiseblock-Einstellungen. Es gibt drei Optionen, deren Erklärungen mir nicht wirklich weiterhelfen:

Meine eigene Interpretation sieht so aus: No Noise Block nimmt das Signal der vier Mikrofone und leitet einen Mix an das Endgerät weiter. Das muss dann in Software entscheiden, was Sprache ist und was nicht. UC Noise Block nimmt an, man befindet sich in einem Großraumbüro und drückt alle typischen Nebengeräusche wie Drucker, Klimanalange, Gemurmel etc. weg. AI Noise Block heißt dann: Ich habe keine Ahnung, was auf mich zukommt, aber ich werde alles, was nicht nach Sprache klingt, unterdrücken. Das ist die Standardeinstellung und bei der bleibe ich erstmal.
Ich bin ein bisschen erleichtert. Das 5200 war mittlerweile sehr alt und ich war mir nicht sicher, ob HP hier noch mal nachlegt. Diese Überarbeitung aber zeigt mir, das Produkt hat wieder eine Zukunft. Und sie haben es nicht vermasselt, so wie zwischendurch in den Jahren 2021/2022. Damals hängten sich die Geräte auch einfach mal weg, man war nicht mehr zu verstehen. So richtig gelöst hat sich das für mich nie. War es ein Software-Problem, war es die Fertigung? Mein eigenes 5200 hatte niemals diese Ausfälle, aber wir haben damals im Freundeskreis viel Feedback gesammelt und an Poly übermittelt. Der Hersteller war immer kulant und hat alle defekten Geräte getauscht und dabei auch bisweilen eine Kopie gegen ein Original getauscht.
Abschließend noch eine Frage: Wozu ist der USB-Dongle? Braucht man den überhaupt? Die Antwort darauf ist simpel: Für die Grundfunktionen nicht. Die Bluetooth-Implementierungen in Mac und modernen PCs sind mittlerweile so gut, dass man Audio problemlos übertragen kann. Aber was nicht funktioniert, sind die Zusatzfunktionen, die beim Smartphone gehen. Anrufe annehmen und ablehnen, Stummschaltung mit Teams & Co synchronisieren, Teams auf Knopfdruck in den Vordergrund holen etc. Das ist im Umbruch. Poly und andere Hersteller gehen das mit jedem einzelnen Hersteller an. Zoom kann es schon, Teams noch nicht. Auf lange Sicht werden die Dongles verschwinden, aktuell will man sie noch haben.
Ein kleines Kopfnicken zum Schluss: Die Verpackung ist frei von Plastikmüll. Ein kleines Tütchen mit zwei weiteren Ohrsteckern, alles andere ist Pappe. Ein ganz kurzes USB-Kabel liegt noch im Karton, dazu ein Konverter von USB-A nach USB-C, ein paar Zettel, alles andere steckt schon im Case.
Hi,
Dank dir für den Tipp und den Tipp zum Vorgänger. Hat mich sicher durch die Corona/Homeoffice Zeit gebracht.
Das fehlende USB-c war das einzig nervende.
Im Text noch nen kleiner Tippfehler “Akk und Elektronik”
Gruß Christoph
Yay! Neuauflage des one and only “Commander Headsets”! Großer Fan seit dem du mir die Marke vor etwa 12 Jahren ans Herz gelegt hast. Home Office, auf Reisen, bei Spaziergängen immer gute Gesprächsqualität.
Ich kann mich Christoph und Ben nur anschließen, große Erleichterung über die lebende Legende und endlich USB-C! Eine persönliche Erfahrung würde ich aus meinem Beruf (Gärtner) noch beisteuern: Das 5200 ist unglaublich robust. Regen, Hitze, Kälte, Staub, Schlamm – Das Headset hat das alles klaglos mitgemacht. Und es ist dermaßen bequem, dass ich nicht nur einmal damit fast duschen gegangen wäre, weil ich schlicht vergessen hatte, dass ich es noch im Ohr hatte…
Seit fünf Jahren ist das 5200 mein Begleiter. Das Jabra Evolve 65 unserer Office IT habe ich nicht mal einen Tag genutzt – das isolierte zu sehr. Das einzige Problem scheint nun die Langlebigkeit des 5200 – für einen Umstieg auf das 50 UC scheint es immer noch zu gut zu sein.
Das ist ein gutes Problem. 🙂
Danke für den Hinweis zu diesem wirklich erfreulichen Update! Gibt es irgendwelche Erfahrungswerte bezüglich der Reichweite in der Praxis? Ich bin aktuell ziemlich verwöhnt von meinem Jabra DECT-Headset, mit dem ich vollkommen problemlos auch bis in die allerletzte Ecke bei uns im Büro komme.
Das ist nie vergleichbar. Das ist ein BT Class 1 Gerät, das im Freien 30 Meter schafft. Aber in Büros ist das nicht zu schaffen.