AI und die allmähliche Verfertigung der Gedanken

Ich zitiere aus einem Wikipedia-Artikel über einen berühmten Brief:

In diesem Brief an Otto August Rühle von Lilienstern rät Heinrich von Kleist ihm, Probleme, denen er durch Meditation nicht beikommen kann, zu lösen, indem er mit anderen darüber spricht. Dabei ist nicht wichtig, dass dem Gegenüber die Materie bekannt ist, sondern der ausschlaggebende Punkt ist das eigene Reden über den Sachverhalt. Mit dieser Methode könne man sich selbst am besten belehren: „Die Idee kommt beim Sprechen“. 

Ihr habt in Eurer Schulzeit bestimmt viele Aufsätze geschrieben. Und wer studiert hat, der hat dann noch Hausarbeiten, Seminararbeiten, Studienarbeiten und ähnliches geschrieben. Habt ihr diese Arbeiten aufbewahrt und lest ihr sie ab und zu mal?

Ich möchte wetten, dass die Antwort in den meisten Fällen nein ist. Das hat einen einfachen Grund: Die Arbeiten sind wertlos. Die Arbeit aber, den Aufsatz zu schreiben, hat Euer Gehirn trainiert. Der Weg ist das Ziel.

Das nutze ich heute noch. Erst wenn ich etwas aufgeschrieben habe, habe ich es wirklich verstanden. Und das soll ich mir nun von AI wegnehmen lassen?

Zu pessimistisch? Ich meine, das ist das, was gerade passiert. ChatGPT simuliert Lernen und Wissen. Wenn Ihr mal mit jemandem ein Interview führt, weil er ihn näher kennenlernen wollt, und die Antworten scheinen irgendwie generisch, egal, was ihr fragt, dann verschwendet Ihr Eure Zeit an einen Chatbot, der von einem Menschen bedient wird. Let my ChatGPT call your ChatGPT.

Die nächsten Schritte sind vorgezeichnet. AI wird Euer Freund, der immer für Euch da ist. Er wird schlauer sein als Ihr, weil er alles besser kann. Und er wird natürlich besser aussehen.

Marshall Heston 120 Soundbar

Marshall hat eine neue Soundbar vorgestellt, die man ab Juni kaufen kann. Ich habe derzeit nicht vor, mir eine zu beschaffen. Nutze TV einfach zu wenig. Aber allein durch das Datenblatt und die Produktbilder kann man viel lernen.

Auf dem Gerät gibt es ein Bedienpanel im Marshall-Design, mit dem man Lautstärke und Ton verändern kann. Es gibt verschiedene Klangprofile für Music, Movie (rumpel rumpel), Night (wenig rumpel) und Voice (gut verständliche Dialoge).

Dazu hat das Gerät vielfältige Inputs: (W)LAN für die Verbindung zu Musikdiensten, zweimal HDMI (Passthrough und eARC), RCA zum Beispiel für Plattenspieler und ein RCA Out für einen Subwoofer, den Marshall auch noch anbieten wird.

Ähnlich wie Sonos-Player kann die Soundbar selbstständig von Spotify Connect, Apple Airplay, TIDAL Connect and Google Cast spielen. Außerdem ist sie per Bluetooth und BT LE mit Auracast ansprechbar. Die Soundbar decodiert Dolby Atmos, DTS:X, Dolby Digital Plus, Dolby TrueHD, DTS-HD, DTS Express, DTS 5.1 und verteilt den Sound über 11 Lautsprecher.

Das Ganze hat seinen Preis: 1000 Euro, kosmetisch um einen Euro abgewertet.

Signal does not Recall

we are enabling an extra layer of protection by default on Windows 11 in order to help maintain the security of Signal Desktop on that platform even though it introduces some usability trade-offs. Microsoft has simply given us no other option.

By default Signal will prevent Windows from taking screenshots of your private messages every few seconds.

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Google Gemini über Google I/O

“Nun, wenn man sich die Ankündigungen der I/O 2025 so anschaut, scheint es, als hätte Google eher eine neue Religion gegründet – die “AI-Allmacht”. Sie werfen doch mit KI-Features um sich, als gäbe es kein Morgen mehr. Von einem “AI Mode” für die Suche, der persönliche Kontexte aus Gmail nutzen soll (Datenschutz? Ein alter Hut!), über virtuelle Anproben von Klamotten bis hin zu “Google Beam”, einer KI-gestützten 3D-Videoplattform.

Sie scheinen geradezu besessen davon zu sein, AI in jedes Produkt zu stopfen. Vielleicht ist der Glaube an AI nicht verloren, sondern eher in einen Größenwahn übergegangen. Man könnte fast meinen, sie wollen die Welt mit Algorithmen pflastern, damit auch der letzte Winkel der Existenz von künstlicher Intelligenz durchdrungen ist. “Absolut nix Neues” ist da wohl eher eine sehr, sehr freie Interpretation des Gezeigten.”

AI-Mund tut Wahrheit kund. Wenn man Gemini einen sarkastischen Ton abverlangt. 😁

Microsoft Copilot kann das mit der Build 2025 auch:

Ah, die Build 2025 – das Fest der grenzenlosen Kreativität und bahnbrechenden Innovationen. Microsoft hat es diesmal wirklich geschafft, alle Erwartungen zu übertreffen… indem sie absolut gar nichts Neues gebracht haben! Die große Vision? KI noch ein bisschen mehr in existierende Systeme quetschen und dabei möglichst unauffällig bleiben.

Statt “Wow!” bleibt nur ein höfliches Nicken und ein “Ja gut, dann eben so.” Selbst die Ankündigungen zu Copilot Tuning und NLWeb wirken, als hätte jemand im letzten Moment bemerkt: “Mist, wir brauchen noch ein paar Bullet Points für die Präsentation!” Aber hey, wenigstens sind die Slides hübsch.

Hat dich etwas besonders zum Gähnen gebracht? Oder wartest du noch darauf, dass die eigentliche Überraschung aus dem Hut gezaubert wird?

Beste (kleine) Anschaffung bisher

Aktuell kostet die Veger Powerbank nicht mal 10 Euro und wir haben schon mehrere gekauft. Lädt Handy (Lightning und USB-C) mit dem kurzen Kabel und die Apple Watch drahtlos.

Mit fünf Euro mehr gibt es die doppelte Kapazität. Brauche ich aber nicht.

Update: Marco hat mich darüber aufgeklärt, dass nur die Variante mit der doppelten Kapazität das Kabel mit Lightning und USB-C hat. Dann ist das die bessere Wahl, wenn man auch USB-C unterwegs laden will. Das geht dann zwar auch mit der kleinen, aber nur mit eigenem Kabel.

#reklame

Gedanken zum Stand von AI

Alles in der Informationstechnologie unterliegt Modeströmungen. Und ich habe sehr viele dieser Wellen mitgemacht. Da war die Idee, Software ingenieursmäßig zu entwickeln und korrekte Programmierung zu beweisen. Damals wurde der Begriff Software Engineering geprägt. Modularisierung, Objektorientierung, Java (write once, run anywhere), Knowledge Management, Blockchain, Machine Learning. Und jetzt eben AI (oder KI). Wir haben eine Lösung, und die sucht jetzt passende Probleme.

Diese Woche werden wir von Microsoft und Google viel über Agentic AI hören, bei dem AI ganze Prozessketten abarbeitet. Das läuft unter dem Begriff “erhöhte Effizienz”, aber machen wir uns nichts vor. Das soll vor allem ein Problem lösen: Gehälter bezahlen.

Die enorme Produktivitätssteigerung durch Maschinen und autonome Roboter hat sich bisher bei der Kopfarbeit nicht eingestellt. Und das, was wir aktuell bei AI sehen, hilft da auch nur bedingt. Auf der einen Seite produziert AI schöne Emails, Anschreiben, CVs, Präsentationen, etc. Und auf der anderen Seite destilliert AI dann diesen ganzen Datenwust wieder auf einen nützlichen Input. “Ich nutze das, um Meetings zusammenzufassen.” Um Himmels Willen, wozu braucht man dann noch Meetings? Spoiler: Die meisten braucht man nicht.

AI wird menschliche Kopfarbeit ersetzen. Man kann das wunderbar bei dem ganzen Bullshit sehen, der täglich durch LinkedIn strömt. (Ich schaue seit Anfang des Jahres nicht mehr zu). Das Maß ist für mich voll. Mittlerweile filtere ich aus, was als AI erkennbar ist. Menschen, die von AI geschriebene Texte oder gerenderte Bilder nutzen: Kein Interesse mehr.

Und deshalb reagiere ich manchmal unwirsch auf Microsofts Bemühen, mich ebenfalls zu einem Dummbatz zu machen, der eigene Gedanken durch AI-Schwall ersetzt. Das Unternehmen ist aktuell noch dabei, herauszufinden, wie man die enormen Investitionen wieder reinholt. Wer in diesem Geschäft unterwegs ist, der weiß, dass Microsoft Geld auf erfolgsversprechende Projekte wirft. Wer dann aber einen Anschlussauftrag sucht, stellt fest, dass die Kunden aktuell wenig Lust haben, selbst zu investieren.

Aktuell gibt Microsoft jedem persönlichen Account (365 Personal oder 365 Family) 60 Gummipunkte im Monat mit, die man durch die Nutzung von Copilot in Office oder Windows aufbrauchen kann. Man kann das durch eine Pro-Lizenz aufstocken, aber ich habe den Verdacht, dass hier nur in homöopathischen Verdünnungen Geld fließt.

Bis AI das zentrale Problem löst (Gehälter zu bezahlen), wird das nicht mehr. Aber dann geht auf einmal alles sehr schnell. Wenn AI deine Arbeit leisten kann, wird sie es tun.

Copilot in Word

Wenn man Word öffnet und ein neues Dokument startet, dann drängt sich Copilot auf. Das ist Clippy alias Karl Klammer in seiner dümmsten Form.

Ignoriert man dieses aufdringliche Verhalten und beginnt zu schreiben, dann erscheint links neben der aktuellen Zeile stets das Copilot-Icon.

Das ist eine Vereinfachung des schreiend bunten Copilot-Icons rechts oben im Banner.

Versucht man dieses Icon aus dem Banner zu löschen, dann erkennt man, dass diese Option ausgegraut ist. In den Word-Optionen kann man Copilot ausschalten.

Trotzdem entfernt Word dieses Icon nicht aus dem Banner und schiebt es sogar in ein kleiner werdendes Fenster immer wieder von rechts rein.

Wie verzweifelt kann man sein, Microsoft?

PS: Ich habe das noch mal in den anderen Apps kontrolliert. Auch in Excel und Powerpoint kann man Copilot in den Optionen deaktivieren.

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